Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
jammern hat keinen Sinn. So ist das Leben nun einmal, und wir müssen das Beste daraus machen. Du musst das Beste daraus machen. Denk doch nur, wie viel Gutes du tun kannst, wenn du erst deinen Marquis geheiratet hast! Er ist ein einflussreicher Mann, und du wirst die Leute kennenlernen, die den Wandel wirklich herbeiführen können, von dem wir immer geträumt haben. Du kannst diesem Land Segen bringen.“
„Das glaube ich nicht. Ich habe nicht deine Courage. In aller Stille den Armen in der eigenen Nachbarschaft helfen ist eine Sache, meinen Standpunkt vor einem Minister oder einem Peer zu vertreten eine ganz andere.“
Emily lächelte wissend. „Mit der Zeit wirst du schon das nötige Selbstvertrauen gewinnen – oder wenigstens die Geduld verlieren.“
Hester stöhnte auf. „Das steht zu befürchten. Wie kann dieser Mann nur glauben, ich wäre die passende Frau für ihn? Er sucht doch ein stilles Heimchen, das sich ganz den lieben Erben widmet. Ach, Emily, ich finde diese Aussicht so bedrückend. Tante Susan sagt, die Mutterschaft wäre unsere natürliche Bestimmung, aber wenn ich daran denke, dass er mich nur als Zuchtstute ausgewählt hat, die ihm wertvollen Nachwuchs schenken soll …“
„Vielleicht ist das der rechte Augenblick für einen Spaziergang zu den Ställen.“
„Was? Wieso?“
„Du bist lange nicht mehr an der frischen Luft gewesen und wirkst sehr blass. Und wenn du glaubst, dass er dich wie eines seiner Pferde behandeln wird, sollten wir uns die Tiere einmal aus der Nähe ansehen.“
Hester musste lachen. „Emily! Du bist unverbesserlich.“
„Nein, nur praktisch veranlagt. Man erfährt viel über einen Mann, wenn man beobachtet, wie er sein Vieh und seine Diener behandelt. Und Pferdeburschen sind bekannt dafür, dass sie mit ihrer ehrlichen Meinung nicht hinter dem Berg halten. Wenn sie dir irgendeinen Anlass zu der Befürchtung geben, er könnte ein grausamer Mensch sein, musst du deine Einwilligung widerrufen.“
„Er hat mich doch noch gar nicht gefragt.“
„Dann ist es auch nicht bindend. Du hast das Recht, ihn abzuweisen – ganz gleich, was deine Familie meint.“
Hester rutschte unbehaglich in ihrem Sessel herum. Nachdem sie alles gründlich durchdacht hatte, war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie keinerlei Rechte, sondern nur Verpflichtungen hatte.
Sie einigten sich darauf, dass Emily den Pferdeknecht ausfragen sollte: Da sie selbst bei ihrer ersten und letzten Begegnung mit Pattison aneinandergeraten war, würde sie wohl nichts aus ihm herausbekommen.
Aber auch Emily erfuhr nichts – außer dass er seinem Herrn absolut ergeben war.
Hester lebte auf, als sie entdeckte, dass Strawberry wieder im Stall stand. Das Leben fühlte sich schon fast wieder normal an, als Emily kräftig an ihrem Mantelärmel zupfte und mit dem Kopf in Richtung Haus wies. Als sie sich umdrehte, schritt Lord Lensborough bereits über den Hof auf sie zu, in einigem Abstand gefolgt von Mr. Farrar.
Sein konzentrierter Blick konnte nur bedeuten, dass er jetzt mit ihr sprechen wollte. Panisch suchte sie Emilys Hand, nur um festzustellen, dass ihre Freundin sich unsichtbar gemacht hatte.
Sie wich zurück, bis sie die halb offene Stalltür berührte, und betrachtete mit großen Augen die muskulöse Gestalt, die auf sie zuhielt. Er war so wohlhabend und gut aussehend, dass er jede Frau bekommen konnte, die er wollte. Es musste ihn zutiefst verbittern, dank Lionel nun einen mageren, seltsamen rothaarigen Niemand heiraten zu müssen, der nichts lieber wollte, als ledig zu bleiben. Sie ließ den Kopf hängen. Andererseits hatte er sich längst mit einer lieblosen Ehe abgefunden, und die konnte sie ihm ebenso bieten wie jede andere.
Er blieb erst stehen, als zwischen den Spitzen seiner makellos polierten Stiefel und ihren eigenen Füßen nur noch eine Handbreit Boden lag.
„Ich bin froh, Sie wieder wohlauf zu sehen, Lady Hester.“ Die Fülle und Wärme seiner Stimme brachte sie fast aus der Fassung. „Ich hätte wissen müssen, dass Sie als Allererstes herunterkommen und Ihre heimgekehrte Stute begrüßen würden. So ein schönes Tier.“ Über ihre Schulter hinweg streichelte er Strawberrys Hals.
Ausgerechnet jetzt versuchte er, Konversation zu machen.
„Können wir nicht einfach zur Sache kommen?“, bat Hester kühl.
„Dann ahnen Sie also, dass ich etwas sehr Privates mit Ihnen besprechen will?“
„Wie bitte?“ Sie trat mit dem Absatz nach der Stalltür. „Ich kann mir kaum etwas
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