Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
Verlass! Hatte geglaubt, er werde sie vor allen Männern beschützen, während er längst beschlossen hatte …
Wütend starrte sie das Bett an, in dem sie beide geschlafen hatten. Bis jetzt nicht zur selben Zeit, aber sobald er ihr seinen Ring über den Finger schob …
Es lief ihr kalt den Rücken hinunter. Ihre nackten Leiber würden sich umschlingen; sie würden schwitzen, und dann kämen das Stöhnen und der Schmerz und die Erniedrigung. Alles, was Lionel ihr angedroht hatte, würde tatsächlich geschehen. Sie fiel auf die Knie und zog den Nachttopf gerade noch rechtzeitig unter dem Bett hervor.
Als ihr Magen völlig leer war, riss sie die Steppdecke vom Bett und kauerte sich vor den Kamin. Obwohl in Schweiß gebadet, fühlte sie sich ausgekühlt bis auf die Knochen.
„Oh.“ Hester hatte das Klopfen an der Tür offenbar überhört. „Ich dachte, dir ginge es besser?“
Mit stumpfem Blick sah Hester ihre Tante nervös an der Tür stehen.
„Ich habe versucht aufzustehen“, murmelte sie. „Aber dann ist mir schlecht geworden.“
Ihre Tante schwebte förmlich in den Raum und ließ sich auf der Kante des Stuhls nieder, der neben der Tür stand. „Also, meine Liebe, ich bin gekommen, um dir zu gratulieren. Ich hoffe doch … nun ja, du hast dich früher oft kritisch über die Ehe geäußert, aber wir Frauen sind dafür geschaffen. Es entspricht unserer Natur, uns von einem Mann beschützen zu lassen und ihm Kinder zu schenken.“
Hester wurde schon wieder übel; sie biss die Zähne zusammen. Auf die meisten Frauen mochte das zutreffen, aber nicht auf sie! Sich vorzustellen, was sie würde erdulden müssen, um Mutter zu werden – und dabei mochte dieser Mann sie nicht einmal …
„Also, Hester, ich hoffe, du bist jetzt ein gutes Mädchen. Du wirst einwilligen, ja? Diese Verbindung ist Gold wert. Denk nur, wie sehr Harry und George von seiner Förderung profitieren können!“
Hester ließ jede Hoffnung fahren: Ihre gesamte Familie hatte sich offenbar gegen sie verschworen.
„Ich weiß, es ist keine Liebesheirat; aber ziehst du das nicht sogar vor? Du hast es doch immer schrecklich gefunden, wenn ein Mann sich zu sehr für dich erwärmt hat.“ Sie schob ihren Stuhl ein wenig näher.
„Mir ist aufgefallen, dass du ihm gegenüber nicht so schüchtern warst wie bei anderen Männern. Du hast sogar recht gut mit ihm getanzt! Und du kannst ganz anders mit ihm reden als meine beiden Mädchen. Über Reformen und Politik und all diese Dinge, für die sie sich überhaupt nicht interessieren. Und Pferde. Ich vermute, dass er dir deshalb den Vorzug gegeben hat. Deshalb, und weil du die besseren Verbindungen und ein größeres Vermögen in die Ehe einbringst.“
„Tante Susan!“, rief sie. Hatte sie nicht immer geargwöhnt, dass er hergekommen war, um sich eine Zuchtstute auszusuchen?
Ausnahmsweise deutete ihre Tante ihren entsetzten Ausruf ganz richtig. Sie warf einen Blick auf das Bett. „Ich bin mir sicher, dass er diesbezüglich ein vollendeter Gentleman ist.“ Sie errötete und erhob sich. „Am besten bleibst du noch einen Tag in deinem Zimmer. Wenn du wieder etwas Farbe im Gesicht hast, sticht deine rote Nase auch nicht mehr so heraus.“ Bevor sie etwas erwidern konnte, hatte ihre Tante schon den Raum verlassen.
Hester war bei weitem nicht so zuversichtlich, was den Gentleman in ihm anging: Tante Susan hatte nie den mörderischen Glanz gesehen, der in seine Augen getreten war, bevor er Lionel mit einem einzigen präzisen Schlag zu Boden gestreckt hatte, und war nie von diesen kräftigen Armen hochgehoben worden, als wäre sie eine Feder.
Sie krümmte sich unter der Steppdecke zusammen, bis ihre Stirn den Kaminvorleger berührte. Nein, sie konnte dieses Kreuz nicht tragen – selbst ihrer Familie zuliebe nicht. Sie hatte vor Jahren beschlossen, nie zu heiraten, und die Intensität, mit der ihr Körper jetzt auf die bloße Ankündigung reagierte, zeigte, dass sie recht gehabt hatte. Sie musste ihn zurückweisen. Höflich, aber bestimmt. Mehr brauchte sie nicht zu tun. Nur Nein sagen.
Sie setzte sich auf, und ein immenses Gewicht schien von ihren Schultern abzufallen. Wie würde er wohl reagieren, wenn sie ihm einen Korb gab? Sie musste lächeln: Der Gedanke, dass irgendeine Frau das wagen könnte, war ihm sicher noch nie gekommen. In seinen Augen war er unwiderstehlich.
Ihr Lächeln verblasste. Wie dumm von Julia und Phoebe, seine guten Eigenschaften nicht zu sehen, nur weil er manchmal ein
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