Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
einen Arm um die Taille und zog sie enger an sich. Es war lächerlich, aber sobald sie seinen Arm spürte, entspannte sie sich. Solange er sie festhielt, würde sie alles ertragen.
Dann spürte sie seine Lippen auf den ihren.
Und es war gar nicht so schlimm. Nur Lord Lensborough, der ihr ganz nahe war – mehr nicht. Er zupfte nur ganz sanft an ihren Lippen, ohne jeden Druck. Sie seufzte erleichtert: Wie dumm von ihr zu fürchten, er werde ihr die Zunge zwischen die Zähne schieben. Sogar ihre Tante hatte ihr erklärt, dass er auch in dieser Hinsicht bestimmt ein Gentleman bleiben würde. Hatte sie das gemeint: dass so etwas auch ganz anders ging, als Lionel sie hatte glauben machen?
Auf einmal spürte sie seinen Mund nicht mehr auf den Lippen. Stattdessen verteilte er Küsse auf ihrer Nase, den Wangen, dem Kinn, Küsse so leicht wie Schmetterlingsflügel.
„Hester.“ Seine Stimme war belegt, und sein ganzer Leib erbebte. „Ich möchte jede einzelne deiner Sommersprossen küssen.“
Ihre Sommersprossen? Sie musste lachen, und sofort küsste er sie wieder auf den Mund. Er hielt sie so fest, dass sie durch alle Stoffschichten hindurch fühlte, wie erregt er war. Er schob ihr die Hüften entgegen, sodass sie alles genau spürte, genau wie damals bei Lionel, und dennoch fürchtete sie sich nicht. Ganz im Gegenteil, der sanfte Druck seiner Lippen auf ihrem Mund und der Halt, den seine Arme ihr gaben, verliehen ihr das Gefühl zu schweben – so wie früher, als sie sich an heißen Sommertagen in dem kleinen See hatte treiben lassen. Seine Männlichkeit war wie ein unbekanntes Gewässer, aber ihr wachsendes Zutrauen in diesen Mann gab ihr Auftrieb. Eine angenehme Trägheit bemächtigte sich ihrer.
In Lord Lensboroughs Küssen konnte sie baden – Lionels Küsse hatten ihr das Gefühl gegeben, zu ertrinken.
Als er sanft seine Zungenspitze ins Spiel brachte, öffnete sie leicht die Lippen – es gab keinen Grund, ihm den Zugang zu verweigern. Mit einem tiefen Seufzer löste er sich schließlich von ihr und trat einen Schritt zurück. Atemlos und leicht benommen, wunderte sie sich darüber, dass sie sogar seine Zunge überhaupt nicht unangenehm gefunden hatte. Sie hatte sogar Neugier verspürt, wie es wohl wäre, umgekehrt auch seinen Mund zu erkunden. Verblüfft legte sie sich die Hand an die Lippen.
„Komm“, sagte er mit rauer Stimme und wandte sich abrupt ab.
Als er auf einem der Baumstämme Platz nahm, die rings um das ehemalige Lagerfeuer lagen, fragte Hester sich, warum er auf einmal so finster wirkte. Ohne die Wärme, die von seinem Arm an ihrer Taille ausgegangen war, fühlte sie sich auf einmal sehr verletzlich, und sie folgte ihm, als ziehe ein unsichtbares Band sie zu ihm.
Als sie sich neben ihn setzte und ihre Röcke ihn berührten, zog er sofort sein Bein zurück. Hatte sie etwas falsch gemacht?
Sie senkte den Kopf, um ihre glühenden Wangen zu verbergen. Von Anfang an hatte Lionel sie bezichtigt, ihn gereizt und verführt zu haben, obwohl sie sich keiner Schuld bewusst gewesen war. Vielleicht hatte die Art, wie sie auf seinen Kuss reagiert hatte, Lord Lensborough zu demselben Schluss geführt.
„Ich denke, von jetzt an sollten wir uns beim Vornamen nennen, oder?“, sagte er.
In der Kutsche hatte sie still dagelegen und Lionel gewähren lassen. Hatte sie sich etwas vorgemacht; hatte sie sich nur eingeredet, dass sie sich ohnmächtig stellen musste, um keinen Argwohn in ihm zu wecken?
„Ich heiße Jasper.“
Hatte sie einen Teil dessen, was er sich herausgenommen hatte, insgeheim genossen? War das der Grund für ihre Albträume: ein tief verborgenes Schuldgefühl, weil sie weder sich noch anderen eingestehen konnte, dass sie genau so behandelt worden war, wie sie es wollte und verdiente?
Lensborough seufzte laut. „Wenn dir irgendetwas an den Abmachungen für unsere Hochzeit missfällt, dann musst du es nur sagen. Wir können alles ändern. Ich weiß, dass du in größeren Gesellschaften schüchtern bist; deine Tante hat mir erzählt, wie sehr du unter deiner ersten Ballsaison gelitten hast. Wenn du es nicht erträgst, in der besseren Londoner Gesellschaft vorgeführt zu werden, dann können wir irgendwo anders heiraten, in aller Stille.“
Sie zwang sich, sich auf das zu konzentrieren, was Lord Lensborough sagte.
Bei dieser Hochzeit ging es nur um die Wünsche anderer. Sie wusste, dass seine Mutter, Lady Augusta Lensborough, einen großen Empfang geben wollte. Nach allem, was Julia
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