Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
auferlegte Zurückhaltung bereits kräftig an seinen Nerven, und mit ihr in einer Kutsche zusammengesperrt zu sein, machte es nicht gerade leichter. Stephen Farrar, der zu dem Schluss gekommen war, dass es sich in Lord Lensboroughs luxuriöser Kutsche doch am bequemsten in die Hauptstadt reiste, und Emily Dean waren auch keine große Hilfe: Sie waren so darauf fixiert, miteinander zu streiten, dass es ihnen überhaupt nicht aufgefallen wäre, wenn die Verlobten sich nähergekommen wären, als es sich schickte. Am Ende des ersten Reisetags hatten das ständige Gezänk der beiden und die Nähe Hesters Lensborough bereits ungeheuer reizbar gemacht.
Das Essen im Gasthof war hervorragend, aber die immense unterschwellige Anspannung raubte ihnen jede Freude daran, und sie zogen sich früh in ihre Zimmer zurück.
Nachts um zwei rissen Hesters durchdringende Angstschreie ihn aus dem Schlaf.
Ihr Rufen war so durchdringend, dass er aufsprang und über den Flur zu ihrem Zimmer hinüberrannte, ohne auch nur einen flüchtigen Gedanken an die Schicklichkeit seines Eindringens zu verschwenden. Mehrere andere Gäste wankten verschlafen auf den Gang, um herauszufinden, was sie geweckt hatte.
Kaum dass er ihre Zimmertür aufgerissen hatte, schrie sie noch einmal auf und warf sich in seine Arme.
„Was ist los?“, wollte er wissen. Als er sie an sich drückte, merkte er, dass sie in Schweiß gebadet war, und bei jedem Atemzug stieg ihm ihr warmer, weiblicher Duft in die Nase. Er biss die Zähne zusammen. Zwischen ihren Körpern lag nichts außer zwei dünnen baumwollenen Nachtgewändern.
„Was ist passiert?“
„Ein … Albtraum.“
„Weiter nichts!“ Er seufzte erleichtert. Ihr Bett war völlig zerwühlt; Laken und Decken waren auf dem Boden verstreut, als habe hier ein Kampf gewütet.
„Weiter nichts?!“ Sie erstarrte in seinen Armen, und einen Augenblick fürchtete er, dies wäre eine Reaktion auf seine unleugbare körperliche Erregung.
„Es … hat mich ungeheure Kraft gekostet, mich in dieses … Bett zu legen“, erklärte sie schluchzend. „Und jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, hörte ich ihn wieder sagen, d…dass er mich nach oben ins Bett bringen würde, und … ich habe mir immer wieder gesagt, dass dies ein anderer Gasthof ist, und ein anderes Bett, a…aber die Stimmen und Geräusche aus dem Schankraum … und der Geruch …“ Sie stampfte mit dem bloßen Fuß auf. „Alle Gasthöfe stinken gleich!“
„Oh, mein Schatz, es tut mir so leid.“ Er zog sie noch enger an sich und wiegte sie sanft in den Armen. „Jetzt verstehe ich. Aber du bist hier sicher. Ich würde nie zulassen, dass dir noch mal jemand wehtut oder dich bedroht.“
Sie schmiegte sich von Kopf bis Fuß an ihn. O Gott, wie lange würde es dauern, bis sie bemerkte, wie sein Körper darauf reagierte?
„Wenn ich wach bin, ist mir das klar“, murmelte sie. „Aber sobald ich einnicke, kommt alles wieder, und ich kann nichts dagegen tun. Ich versuche es mit aller Kraft, wirklich, doch er ist zu stark … Er ist einfach stärker als ich.“ Sie weinte leise an seiner Brust.
Hinter ihm hüstelte jemand.
„Lord Lensborough …“ Emilys Stimme troff vor Feindseligkeit. „Finden Sie es angemessen, sich hier aufzuhalten … in diesem Aufzug?“
„Hester hatte einen Albtraum. Ich versuche sie zu beruhigen.“
„Ein Albtraum.“ Echogleich wiederholten die übrigen Gäste auf dem Flur diese Erklärung für die nächtliche Ruhestörung.
„Müssen wir in Gasthöfen eigentlich jedes Mal vor großem Publikum auftreten?“ Lensborough schritt zur Tür und schlug sie zu – vor den Nasen aller Neugierigen, aber auch Emilys. Umgehend folgte Hester ihm und krallte sich an seinem Nachthemd fest.
„Bitte gehen Sie nicht weg“, flehte sie. „Lassen Sie mich nicht allein.“
Er drehte sich zu ihr um, packte sie an den Schultern und sah ihr in die Augen. „Ist ja gut“, murmelte er und küsste sie auf ihr zerzaustes Haar. „Du weißt doch, dass ich nicht bleiben kann. Eigentlich dürfte ich gar nicht hier sein.“
„Das ist mir egal.“ Hester schlang die Arme um seine Taille. „Ich kann nur wieder einschlafen, wenn Sie mich festhalten.“
Er griff nach ihren Handgelenken und befreite sich energisch aus der hartnäckigen Umklammerung. „Du weißt nicht, was du sagst. Ich glaube dir ja, dass du Angst hast, aber einen Skandal hervorzurufen ist gewiss nicht die richtige Lösung.“
Er schob sie von sich, bevor ihn seine
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