Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
nicht von ihm überreden lassen?“
„Von dieser Witzfigur? Niemals.“
„Es ist mir sehr recht, dass Sie die junge Dame fortgeschickt haben, Mylord“, merkte Doktor Fothergill gelassen an, nachdem Emily das Zimmer verlassen hatte. „Denn wir werden uns über etwas unterhalten müssen, das zu hören sich für so unschuldige Geschöpfe nicht schickt.“
„Wie meinen Sie das?“
„Ich habe mich nicht leichtfertig dafür entschieden, Ihnen eine vollständige Isolation der Patientin zu empfehlen, Mylord. Sie ist zutiefst verstört. Lady Lensborough hat mich informiert, dass Lady Hester schon immer leicht erregbar war. Vielleicht hat die Aussicht auf die bevorstehende Trauung mit einem so hochstehenden Mann wie Ihnen …“
„Sie übertreiben maßlos, genau wie meine Mutter.“ Einer öligen Gestalt wie diesem Doktor konnte er das, was Hester ihm anvertraut hatte, niemals verraten. „Sie hatte einen Albtraum, wollte sich ein Glas Wasser holen und hat sich dann in diesem unbekannten Gebäude verlaufen. Zu Hause hat sie jahrelang in einigen Zimmern direkt unter dem Dach gewohnt.“
Der Arzt hob die Hand und fuhr herablassend fort: „Ach, wenn es nur das wäre! Sehen Sie, ich habe ein längeres Gespräch mit der Patientin führen können. Anfangs war sie sehr verschlossen, doch schließlich hat sie sich mir anvertraut.“
Lensborough ballte die Hände. Hester konnte Ärzte nicht ausstehen, und doch hatte dieser Mann sich ihr aufgedrängt und sie offenbar so lange bearbeitet, bis sie ihm Gott weiß was erzählt hatte.
„Ich habe ein Händchen für so etwas“, brüstete sich der Arzt. „Das ist fast wie mit den Katholiken, die ihrem Beichtvater all ihre Sünden gestehen.“
„Lady Hester hat nicht gesündigt.“
„Nein, nein, da haben Sie völlig recht. Aber angesichts der Quelle ihres Unwohlseins war es doch meine Pflicht zu überprüfen, ob sie …“, er senkte die Stimme, „… noch eine virgo intacta ist.“
Lensborough war sich nicht bewusst, sich überhaupt vom Fleck gerührt zu haben, aber auf einmal umklammerten seine Hände den Hals des Doktors.
„Mylord, beruhigen Sie sich“, brachte Dr. Fothergill heraus, während er purpurrot anlief. „Es hatte alles seine Ordnung; ich habe ihr vor der Untersuchung ein Beruhigungsmittel gegeben … ein Dienstmädchen war zugegen … hochprofessionell …“
Er stieß den Arzt fort, als könne er sich durch die bloße Berührung anstecken. „Sie unterziehen meine Verlobte ohne meine Einwilligung einer intimen Untersuchung und nennen das professionell? Das wird Sie Ihre Lizenz kosten!“
Mit zitternden Fingern zupfte der Arzt sein Krawattentuch zurecht. „Wohl kaum. Die Wahnvorstellungen, unter denen sie leidet, waren so … expliziter Natur, dass ich mich vergewissern musste, ob etwas daran war. Sie würden sicher keine Frau heiraten wollen, der das, was sie sich einbildet, wirklich widerfahren ist.“
„Raus hier!“
„Ich versichere Ihnen …“
„Nein, ich versichere Ihnen: Wenn Sie mir nicht augenblicklich aus den Augen gehen, werfe ich Sie eigenhändig hinaus. Notfalls durchs Fenster.“
Der Arzt verließ in aller Ruhe das Zimmer. Es hatte keinen Sinn, sich mit einem so einflussreichen Mann wie dem Marquis anzulegen. Wenn er unbedingt eine Wahnsinnige heiraten wollte – nur zu; er hatte ihn jedenfalls gewarnt. Und jetzt würde er eine saftige Rechnung schreiben.
Minutenlang sah Lensborough schweigend auf Hester hinab und rang mit seinem Gewissen.
„Es tut mir so leid, mein Liebling“, murmelte er schließlich und zog an der Glocke neben dem Kamin, um die Zofe zu rufen. „Ich hätte dich hier nicht allein lassen dürfen.“
Er kauerte sich neben dem Bett zusammen und strich ihr eine kupferrote Locke von der wachsweißen Stirn. „Ich werde dich nach Challinor House mitnehmen und für die Heirat eine Sondergenehmigung einholen.“
„O nein, Sie tun nichts dergleichen.“ Emily war unbemerkt wieder ins Zimmer geschlüpft. Wie eine Löwenmutter, die ihr Junges verteidigt, kam sie auf ihn zu.
„Hester geht nirgendwo hin, wenn sie es nicht selbst verlangt. Sie werden sie nicht wie ein Paket zusammenschnüren und sich mit ihr davonstehlen, solange sie noch ohnmächtig ist.“
„Miss Dean, ich will sie doch nur pflegen.“
„Vielleicht will sie Ihre Pflege aber nicht, nach allem, was geschehen ist. Vielleicht will sie Sie auch nicht mehr heiraten – schon gar nicht im Geheimen, als wäre sie jemand, für den Sie sich schämen
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