Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
Es geht mir hier gut, und jetzt, da ich mich endlich ausschlafen konnte, werde ich mich anständig benehmen – versprochen. Ich werde dich nicht noch einmal blamieren.“
„Blamieren? Du hast mich doch nicht … also …“
„Doch, natürlich. Du warst zwar so nett, es dir möglichst nicht anmerken zu lassen. Aber mein unmögliches Verhalten im Gasthof hat dich erkennbar empört.“
Er schloss gequält die Augen: Sie hatte seine Erregung für Verärgerung gehalten! Wie konnte er dieses Missverständnis aufklären, ohne alles noch schlimmer zu machen?
Sie fuhr fort: „Ich habe mir große Mühe gegeben, nicht noch einen Albtraum zu bekommen.“ Ihre Augen wurden feucht. „Ich bin gar nicht mehr ins Bett gegangen und habe nur im Sessel etwas gedöst. Irgendwie bin ich vor den Albträumen sicher, solange ich sitze. Aber ich wurde so müde! Auch in der Kutsche konnte ich die Augen nicht schließen, ohne dass die Bilder wiederkamen, weil … weil Lionel in seiner Kutsche …“ Sie ließ den Kopf hängen. „Ich habe so getan, als würde ich tief schlafen, damit er mich nicht zwingt, noch mehr zu trinken. Also musste ich mit geschlossenen Augen ganz still daliegen, egal, was er gerade tat.“ Sie schluckte, aber bevor er etwas sagen konnte, fuhr sie schon fort: „Ich hatte solche Angst, dass ich mich beim nächsten Albtraum gar nicht mehr unter Kontrolle haben würde und direkt in dein Zimmer und in deine Arme laufen würde. Stell dir den Skandal vor! Weißt du …“, sie sah ihm direkt in die Augen, „… wenn du die Arme um mich legst, habe ich das Gefühl, dass mir nichts passieren kann.“
Seufzend hob er sie aus dem Bett, ohne auf Laken und Decken zu achten, und zog sie auf seinen Schoß.
„Ich habe gar nicht richtig begriffen, wie schwer das alles für dich war.“ Er drückte sie fest an sich, und sie schlang ihm die Arme um den Nacken. „Vergib mir, Hester“, flüsterte er. „Bitte sag: Kannst du mir verzeihen, dass ich dich einer solchen Tortur ausgesetzt habe?“
„O Jasper“, hauchte sie an seinem Hals, „da gibt es nichts zu entschuldigen.“
„Nein“, fuhr er mit zusammengebissenen Zähnen fort. „Ich meine den verdammten Arzt, der …“
„Ach, der.“ Sie zog die Schultern hoch. „Er war genau wie all die anderen. Hat mir kein Wort geglaubt. Aber …“, sie lachte bitter, „… wer würde schon eine so wilde Geschichte glauben? Du hast es auch nicht getan. Die Männer im Schankraum hielten es auch für Unsinn. Ihr habt alle nur ein hysterisches, betrunkenes Weib gesehen, das irgendetwas von Entführung und Drogen gestammelt hat. Und der Doktor konnte sich auch nicht vorstellen, dass du mich wirklich in letzter Minute gerettet hast.“
„Ich habe dir nicht geglaubt? Wann? Wo?“
„Meine Erinnerungen sind etwas verschwommen, aber ich meine, dass ich zu deinen Füßen lag und um Hilfe gefleht habe, und du hast mich angesehen, als wäre ich ein Haufen Dreck. Erst als Lionel wirklich durch die Tür gekommen ist …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ist es da ein Wunder, dass der Doktor mich in eine Anstalt einweisen wollte?“
„Wie kann ich das je wiedergutmachen?“ Zerknirscht vergegenwärtigte er sich, wie oft er ihr unmoralisches Verhalten unterstellt und sie im Stich gelassen hatte. Von seinem schlimmsten Irrtum wusste sie zum Glück gar nichts.
Als er es wieder wagte, ihr in die Augen zu sehen, funkelte sie ihn schelmisch an. „Mich zu einem Ausritt … nein … einem Galopp in den Park auszuführen wäre ein guter Anfang.“
„Galoppieren im Park – das gehört sich nicht.“
„Mit der Verlobten kuscheln, die nur ein Nachtgewand trägt, gehört sich ebenso wenig.“
Als er Anstalten machte, sie loszulassen, umklammerte sie ihn umso fester. „Nein, bitte: Es schert mich nicht, ob es sich schickt!“
Sie drückte ihr Gesicht an seinen Hals, um seinem strengen Blick zu entgehen. „Ich tue alles, was du von mir verlangst: Ich lasse mich ausstaffieren und begaffen, lasse Klatsch und Tratsch über mich ergehen und werde dich sogar heiraten. Ich halte es sogar in diesem schrecklichen Balkonzimmer aus, dessen Fenster jeder Idiot knacken könnte – solange du mich nur ab und zu im Arm hältst.“
Er schwieg, aber sein Atem wurde lauter. „Stößt dich das ab?“, flüsterte sie. „Ist es falsch, dass ich mir das wünsche?“
Lensborough streichelte ihr übers Haar und küsste die kleine Falte zwischen ihren Brauen.
„Du bist so unschuldig, Hester. Du suchst
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