Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
bei mir nur Trost, nicht wahr?“
„Ja, natürlich.“ Verwirrt sah sie ihn an.
Heilfroh, dass die Decke zwischen seinem Schoß und ihren Oberschenkeln die Wirkung verbarg, die sie auf ihn ausübte, traf er eine Entscheidung.
„Wie könnte das falsch sein? Du hast so viel durchgemacht … Wenn wir erst verheiratet sind, wirst du das Recht haben, jederzeit Trost in meinen Armen zu suchen, wenn dir danach ist.“
Sie seufzte nachdenklich: Dass die Ehe so angenehme Seiten haben würde, war für sie eine regelrechte Offenbarung. Vielleicht konnte dies sogar die unangenehmen Pflichten aufwiegen, die sie im Ehebett würde erfüllen müssen.
Als er sich viel später ins Erdgeschoss begab, um nach Hause aufzubrechen, stieß er im Empfangszimmer auf Stephen Farrar, der gelangweilt auf den Ballen wippte.
„Wie geht es ihr?“ Stephen trug Reitkleidung, und Lensborough entsann sich, dass sie eigentlich zu einem Ausritt verabredet gewesen waren.
„Hast du den ganzen Tag hier gewartet, mein Freund?“
Stephen zog elegant die Schultern hoch. „Ich hatte nichts anderes vor. Und Miss Dean hat mir Gesellschaft geleistet.“
Emily, die am Schreibtisch saß und offensichtlich mit ihrer Korrespondenz beschäftigt war, warf einen giftigen Blick über ihre Schulter.
„Es tut mir leid. Bei all der … Aufregung habe ich unsere Verabredung ganz vergessen. Und jetzt muss ich gehen.“
„Dann ist es auch für mich an der Zeit.“ Stephen ging zum Schreibtisch hinüber und verabschiedete sich theatralisch von Miss Dean, die sich seinen wiederholten Handküssen vergeblich zu entziehen versuchte.
„Musst du Lady Hesters Freundin unbedingt so quälen?“, fragte Lensborough, als sie schließlich die Brook Street entlangschlenderten.
„Mir bleibt nichts anderes übrig“, erwiderte Stephen trocken, „da sie mich so herzlich verabscheut. Sie hält mich für einen Gockel, einen Parasiten, der vom Schweiß der arbeitenden Bevölkerung lebt, und natürlich auch für einen Weiberheld, der schmetterlingsgleich von Blüte zu Blüte flattert und eine nach der anderen aussaugt.“ Er warf den Kopf zurück und lachte. „Und doch fühle ich mich während der Wortgefechte mit Miss Dean so lebendig wie sonst nie, seit ich das Regiment verlassen musste.“
Lensborough musterte ihn aufmerksam. „Willst du andeuten, dass du etwas für sie empfindest?“
„Was hätte das für einen Sinn?“, erwiderte er missmutig. „Sie hasst mich und alles, wofür ich stehe. Ich habe nicht so ein unverschämtes Glück wie du. Du schnippst mit den Fingern, und die Frau, die du willst, liegt dir zu Füßen. Wenn ich Emily erkläre, wie wunderschön sie ist, richtet sie sich nur zur vollen Größe auf und speit Feuer in meine Richtung.“
Lensborough lächelte verständnisvoll. „Und ihre Verachtung macht sie umso unwiderstehlicher, nicht wahr? Eine Frau zu erobern, die sich deiner Schwächen vollauf bewusst ist – das ist eine Aufgabe von ganz anderem Kaliber, als den Lockrufen all der Sirenen zu entkommen, die nur auf dein Geld aus sind.“
Stephen lachte. „Vielleicht kannst du mir ein paar Tipps geben.“
Er klopfte seinem Freund auf die Schulter. Jetzt, da er selbst die perfekte Frau gefunden hatte, fand er, jeder Mann verdiene eine Chance, dieses Glücksgefühl zu erleben. „Du brauchst eine Strategie“, erklärte er. „Einen Plan, der so raffiniert ist, dass sie nur kapitulieren kann. Lass uns das beim Dinner besprechen.“
15. KAPITEL
Hester klopfte zaghaft an Lady Lensboroughs Schlafzimmertür und fragte sich, wie sie dem Drachen in seiner Höhle gegenübertreten sollte.
Dieser Frau war es immerhin gelungen, Julia bei einer Abendgesellschaft in Tränen ausbrechen zu lassen. Aber sie würde nicht weinen; sie war aus härterem Holz geschnitzt als Julia Gregory. Sie atmete tief durch, hob das Kinn und trat ein.
„Ha!“ Ihre Ladyschaft erhob sich von ihrem Lager aus Spitzenkissen und klatschte in die Hände. „Das ist genau die Anmutung, die Sie kultivieren sollten. Rasch, schauen Sie in den Spiegel, bevor der Ausdruck sich verliert! Mit diesem hochmütig vorgeschobenen Kinn wirken Sie von Kopf bis Fuß wie eine Marquise.“
Diese Eröffnung kam so unerwartet, dass Hester tatsächlich zum Standspiegel hinüberging und einen Blick hineinwarf.
„Und jetzt setzen Sie sich hierher.“
Sprachlos nahm Hester auf einem Stuhl neben Lady Lensboroughs Bett Platz.
„Bedauerlich, dass Sie äußerlich eher dem Vater nachschlagen als der
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