Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
zwar einen Beschützer gefunden – aber ihre Liebe blieb unerwidert. Leise weinte sie sich in den Schlaf.
Es war noch dunkel, als Jasper sie weckte.
„Zieh dich an.“ Sofort wandte er sich ab, um sich selbst anzukleiden. Als er in seine Hose stieg, riss Hester sich vom Anblick seiner kräftigen Oberschenkel los und tauschte unter der Decke ihr Nachtgewand gegen ihr Unterhemd. Ihre restliche Kleidung lag auf einem Sessel. Sie musste also den Schutz des Bettes verlassen und, nur mit einem durchscheinenden Hemdchen bekleidet, den Raum durchqueren.
„Wie sollen wir deiner Mutter die Sache mit der heimlichen Hochzeit erklären?“, fragte sie, um ihn von ihrem Anblick abzulenken.
„Gar nicht.“
„Was?“ Auf halbem Wege blieb sie stehen.
„Denk doch mal nach.“ Er betrachtete sie gleichmütig und stieg in seine Stiefel. „Welchen vernünftigen Grund könnten wir dafür nennen, zwei Wochen vor der Trauung? Wenn sich das herumspricht, haben wir genau die Gerüchte am Hals, vor denen ich dich zu bewahren versuche.“
Er reichte Hester ihr Kleid, und sie wurde sich wieder bewusst, dass sie halb nackt vor ihm stand. Mit dem Rücken zu ihm widmete sie sich hektisch den vielen Knöpfen.
„Die öffentliche Zeremonie wird einfach wie geplant stattfinden.“
„Aber, Lionel …“
„Überlass ihn mir, Hester. Jetzt, da ich alles erfahren habe, weiß ich genau, was zu tun ist.“
Er wollte diesen Kerl, der die Kindheit seiner geliebten, tapferen Frau zerstört und ihr ein zufriedenes Dasein als Erwachsene beinahe unmöglich gemacht hatte, ein für alle Mal loswerden. Mit Hilfe einiger Freunde würde er diese Ratte schon aus dem Loch spülen, in dem sie sich verkrochen hatte. Farrar war bereits dabei, Erkundigungen einzuholen, und Captain Fawley würde sicherlich alles tun, um die einzige Frau in London zu beschützen, die ihn nicht wie einen Krüppel, sondern wie einen ganzen Mann behandelt hatte.
Jasper sah so wütend aus, dass Hesters Magen sich verkrampfte, und als sie später im Sattel saß und seinen starren Körper hinter sich spürte, bestätigte dies ihre Befürchtung: Jetzt, da er alles über sie wusste, empfand er nur noch Abscheu vor ihr.
Als sie den Treffpunkt erreichten, war es Stephen, der ihr zu Boden half, während Jasper schweigend auf Nero sitzen blieb. Finster sah er zu, wie Emily die Bänder von Hesters Reithut verknotete und Stephen ihr in Strawberrys Sattel half.
Als sie schließlich alle in der Brook Street absaßen, griff sie nach Emilys Hand. „Ich weiß nicht, wie ich Lady Lensborough unter die Augen treten soll.“
„Dann lass es!“ Die ersten Worte, die Jasper an sie richtete, seit sie aufgebrochen waren.
„Geh auf dein Zimmer. Iss dein Frühstück, zieh dich um …“, er machte eine vage Geste, „… tu, was du normalerweise morgens tust. Ich werde mit ihr reden.“
Wieder einmal würde er für ihr Verhalten geradestehen, würde dafür sorgen, dass der stolze Name Lensborough nicht ihretwegen in Verruf geriet. Sobald er sich auf die Suche nach seiner Mutter begab, eilte sie die Treppe hinauf und schlug die Tür hinter sich zu.
Sie blieb volle zwei Tage in ihrem Zimmer.
Am dritten Tag klopfte sie zur Frühstückszeit an Lady Lensboroughs Tür.
„Mein Onkel und meine Tante kommen morgen in die Stadt“, setzte sie an und hielt den Blick starr auf die schneeweißen Hände der Marquise gerichtet, die auf der Satindecke ruhten. „Am besten ziehe ich jetzt ins Vosbey House um, um alles für ihren Empfang vorzubereiten – meinen Sie nicht?“
Lady Lensborough zog eine Braue hoch. Jasper hatte sie instruiert, Hester nicht darüber auszufragen, was geschehen war, aber sie hatte sich einiges zusammenreimen können. Er war so verliebt in dieses dürre Mädchen mit den vielen Sommersprossen, dass er sich als Straßenräuber verkleidet und sie ins nächstbeste Bett gezerrt hatte, um zu verhindern, dass sie ihm noch einmal zu entwischen versuchte. Jetzt schämte sich das arme Ding so sehr, dass es sich in seinem Zimmer einschloss und nicht einmal Emily empfing. Sogar die morgendlichen Ausritte waren gestrichen. Und jedes Mal, wenn Jasper sie vergeblich zu sprechen verlangte, versank er in jene tiefe Verzweiflung, die nur unerwiderte Leidenschaft hervorzurufen vermochte.
„Jenny und Julia und Phoebe benötigen noch Brautjungfernkleider“, fuhr Hester fort. „Und da Onkel Thomas als mein Brautvater auftreten wird, wäre es nur logisch, wenn ich die restliche Zeit mit ihnen
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