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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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zurück?“
    „Weil sie erst siebzehn ist… Sie hat nicht genug Geld dafür. Und ich glaube, sie ist noch nicht ganz so weit, daß sie sich ernsthaft gegen ihre Eltern auflehnen kann.“
    „Was macht sie den ganzen Tag?“
    „Ich weiß nicht. Ich bin nicht immer da. Sie scheint erst kurz vor dem Mittagessen aufzustehen, und dann sitzt sie herum und sieht fern. Boscarva ist ein Haus mit alten Leuten. Man kann es ihr nicht verdenken, wenn sie sich langweilt.“
    „Nur langweilige Menschen langweilen sich“, sagte ich, ohne zu überlegen. Es war mir früher einmal von einer klugen und wohlmeinenden Schulleiterin eingebleut worden.
    „Das klingt ziemlich altklug“, bemerkte Joss.
    „Es ist mir so rausgerutscht.“
    Er lächelte. „Haben Sie sich noch nie gelangweilt?“
    „Wer mit meiner Mutter zusammenlebte, kannte keine Langeweile.“
    „Sie muß eine tolle Frau gewesen sein. Genau mein Typ.“
    Ich seufzte. „Das fanden die meisten Männer, die sie kannten.“
     
    Als wir in der Fish Lane klingelten, war Mrs. Kernow nicht da, aber Joss hatte einen Schlüssel. Ich ging nach oben, um meine Tasche und meinen Rucksack zu packen, während Joss einen Zettel für Mrs. Kernow schrieb und die neue Lage kurz erläuterte.
    „Ich muß noch zahlen“, sagte ich, als ich mit dem Rucksack nach unten kam.
    „Das erledige ich, wenn ich sie das nächste Mal sehe. Ich hab es ihr geschrieben.“
    „Aber ich kann selbst zahlen.“
    „Natürlich können Sie, aber lassen Sie es mich für Sie tun.“ Er nahm meine Tasche und ging zur Tür und öffnete, und es schien keine Gelegenheit für weitere Einwände zu geben.
    Meine Siebensachen wurden wieder auf die Ladepritsche gewuchtet, und wieder fuhren wir nach Boscarva, nur daß Joss diesmal die Straße am Hafen nahm.
    „Ich möchte Ihnen meinen Laden zeigen… Ich meine, ich möchte Ihnen nur zeigen, wo er ist. Wenn Sie mich dann aus irgendeinem Grund brauchen, wissen Sie, wo Sie mich finden können.“
    „Warum sollte ich Sie brauchen?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht brauchen Sie irgendwann einen guten Rat oder Geld, oder Sie haben einfach das Bedürfnis, mal wieder richtig zu lachen. Da ist es, Sie können es nicht verfehlen.“
    Es war ein schmales, hohes Haus, eingeklemmt zwischen zwei niedrigen, breiteren Häusern. Drei Geschosse, in jedem nur ein Fenster, das Erdgeschoß noch mitten im Ausbau begriffen, mit großen weißen Farbklecksen auf dem Schaufenster und viel ro hem Holz.
    Während wir vorbeisausten und die Reifen über das Kopf steinpflaster holperten, bemerkte ich: „Eine gute Lage. Die Tou risten werden in Scharen vorbeikommen und ihr Geld bei Ihnen ausgeben.“
    „Das hoffe ich auch.“
    „Wann kann ich alles sehen?“
    „Kommen Sie nächste Woche vorbei. Bis dahin ist es mehr oder weniger fertig.“
    „Gut. Nächste Woche.“
    „Abgemacht“, sagte er und bog bei der Kirche um die Ecke. Er legte den zweiten Gang ein, und wir sausten mit dem Geheul eines überdrehten Motorrades den Hügel hinauf.
    Pettifer hörte uns und trat aus dem Haus, als Joss gerade meine Tasche von der Pritsche nahm.
    „Joss, der Commander ist unten, in seinem Arbeitszimmer. Er hat gesagt, Sie sollen Rebecca sofort zu ihm bringen, wenn Sie wieder da sind.“
    Joss sah ihn an. „Wie geht es ihm?“
    Pettifer zog den Kopf ein. „Nicht allzu schlecht.“
    „ Hat es ihn sehr mitgenommen?“
    „Es geht… Lassen Sie die Tasche stehen, ich bring sie nach oben.“
    „Kommt nicht in Frage“, entgegnete Joss, und diesmal war ich froh über seinen Dickschädel. „Ich nehme das Gepäck. Wo soll sie schlafen?“
    „In der Dachkammer, am anderen Ende des Flurs vom Bil lardzimmer aus, aber der Commander hat gesagt, sie soll sofort kommen.“
    „Ich weiß“, Joss grinste. „Und bei der Navy gehen die Uhren fünf Minuten vor. Aber es ist noch genug Zeit, um sie nach oben zu bringen, also haben Sie Mitleid und regen Sie sich nicht auf.“
    Pettifer protestierte immer noch gedämpft, als ich ihm die zwei Treppen hinauffolgte, die ich heute morgen schon einmal gegangen war. Der Staubsauger lief nicht mehr, aber ich roch den Duft von Lammbraten. Jetzt merkte ich, daß ich sehr hungrig war, und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Joss eilte mir mit seinen langen Beinen ein ganzes Stück voraus. Als ich das Zimmer mit den schrägen Wänden betrat, das nun mir gehören sollte, hatte er die Tasche und den Rucksack bereits auf das Bett gelegt und das Gaubenfenster weit geöffnet, so daß

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