Stürmische Begegnung
um.
„Der Brief.“
„Ach ja, natürlich.“ Er nahm den schicksalhaften Brief, der inzwischen ein bißchen zerknittert war, aus der Tasche und reichte ihn ihr. „Hoffentlich macht Pettifer keine zu große Szene. Er ist ein sentimentaler alter Mann.“
„Ich werd’s ihm sagen.“
Er lächelte wieder und verabschiedete sich von uns. „Bis nach her, zum Essen.“
Damit verließ er das Zimmer und pfiff in der Diele nach sei nein Hund. Wir hörten, wie die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wurde, wie der Motor ansprang. Mollie wandte sich zu mir.
„Nun kommen Sie, wir setzen uns hierher an den Kamin, und Sie erzählen mir alles.“
Und das tat ich, wie ich bereits Joss und Mrs. Kernow alles berichtet hatte. Allerdings geriet ich unwillkürlich ein wenig ins Stocken, als ich erzählte, daß Otto und Lisa zusammengelebt hatten, als ob ich mich deswegen schämte, was ich nie eine Sekunde lang getan hatte. Während ich sprach und Mollie zuhörte, dachte ich darüber nach, warum meine Mutter sie nicht hatte ausstehen können. Vielleicht war es einfach eine instinktive Abneigung gewesen. Es lag auf der Hand, daß sie nichts gemeinsam hatten. Außerdem hatte meine Mutter nie viel Nachsicht für Frauen aufgebracht, die sie langweilten. Bei Männern war das etwas anderes, Männer waren immer amüsant. Aber eine Frau mußte schon außergewöhnlich sein, damit meine Mutter ihre Gesellschaft duldete. Nein, es konnte nicht allein an Mollie gelegen haben. Während ich ihr dort am Feuer gegenübersaß, beschloß ich, mich mit ihr anzufreunden. Vielleicht würde ich auf irgendeine Weise wiedergutmachen können, daß Lisa ihr die kalte Schulter gezeigt hatte.
„Und wie lange können Sie in Porthkerris bleiben? Ihre Ar beit… Müssen Sie wieder zurück?“
„Nun… Eigentlich nicht. Ich glaube, ich kann bleiben, so lange ich will.“
„Sie wohnen doch hier, bei uns?“
„Ich habe ein Zimmer bei Mrs. Kernow.“
„Ja, aber Sie wären hier viel besser untergebracht. Das einzige ist, daß wir nicht viel Platz haben. Sie müßten oben im Dachzim mer schlafen, aber es ist ein sehr hübscher Raum, wenn die schräge Decke Ihnen nichts ausmacht und Sie sich nicht überall blaue Flecken holen. Eliot und ich haben die Gästezimmer in Beschlag genommen, und außerdem ist meine Nichte gerade für ein paar Tage da. Sie werden sich bestimmt gut mit ihr verstehen. Sie wird sich freuen, jemand jüngeren hier zu haben.“
Ich fragte mich, wie die Nichte wohl sein mochte. „Wie alt ist sie denn?“
„Erst siebzehn. Es ist ein schwieriges Alter, und ich glaube, ihre Mutter war der Ansicht, es wäre gut, wenn sie eine Zeitlang nicht in London ist. Sie wohnen dort, das Mädchen hat natürlich eine Menge Freunde, und es sind gewisse Dinge geschehen…“ Es fiel ihr offensichtlich schwer, die richtigen Worte zu finden. „Jedenfalls ist Andrea für ein oder zwei Wochen hier, weil sie einen kleinen Tapetenwechsel braucht, aber ich fürchte, sie lang weilt sich die meiste Zeit.“
Ich stellte mir vor, ich wäre dieses unbekannte Mädchen, erst siebzehn Jahre alt, zu Gast in diesem behaglichen und schönen Heim, umsorgt von Mollie und Pettifer, mit dem Meer und den Klippen gleich hinter dem Haus, der wunderschönen Land schaft, die zu langen Spaziergängen einlud, und den geheimen winkligen Gassen von Porthkerris, die darauf warteten, erkundet zu werden. Mit Sicherheit hätte ich mich nicht gelangweilt. Ich fragte mich, ob ich wohl viel mit Mollies Nichte gemeinsam hatte.
„Wie Sie sich denken können, sind Eliot und ich natürlich nur hier, weil Mrs. Pettifer gestorben ist“, fuhr sie fort. „Die beiden alten Herren konnten wirklich nicht allein zurechtkommen. Wir haben zwar Mrs. Thomas, die jeden Morgen kommt und bei der Hausarbeit hilft, aber ich koche und sorge so gut ich kann dafür, daß wir es hübsch und gemütlich haben.“
„Die Blumen sind wunderschön.“
„Ich könnte kein Haus ohne Blumen ertragen.“
„Was ist mit Ihrem eigenen Haus?“
„Oh, es steht leer. Wir müssen bei Gelegenheit hinauffahren, damit ich es Ihnen zeigen kann. Kurz nach dem Krieg habe ich ein paar alte Bauernhäuser gekauft und umgebaut. Ich sollte es wirklich nicht sagen, aber es ist wunderhübsch. Und es ist natür lich sehr praktisch für Eliot, weil sein Geschäft gleich um die Ecke ist, während er jetzt, wo wir hier wohnen, die meiste Zeit auf der Straße zu sein scheint.“
„Ja, das verstehe ich.“
Ich hörte wieder
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