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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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dem Hoch moor, breitete sich ein liebliches Panorama vor uns aus, Hügel, gekrönt von steinzeitlichen Hünengräbern und hohen Steinen, winzige vergessene Dörfer in kleinen Tälern, wo schmale Flüsse dahinströmten, und Eichenwäldchen und Ulmengehölze an alten buckligen Brücken.
    Aber ich wußte, daß wir den Tag erst dann genießen, erst dann unbefangen zusammensein konnten, wenn ich meinen Frieden mit ihm gemacht hatte.
    „Ich weiß, daß es vorübergehen wird und daß es vielleicht wirklich nicht weiter wichtig war, aber wir müssen über gestern abend sprechen“, begann ich.
    Er lächelte und sah mich von der Seite an. „Was haben wir uns zu sagen?“
    „Grenvilles Bemerkung, daß er noch ein Enkelkind hätte. Er hat es nicht so gemeint. Ich weiß, daß er es nicht so gemeint hat.“
    „Hm, vielleicht nicht. Vielleicht hat er nur versucht, uns ge geneinander aufzuhetzen wie zwei Hunde.“
    „Er würde mir Boscarva nie vermachen. Nicht in tausend Jah ren. Er kennt mich ja nicht einmal, ich bin erst vor ein paar Tagen in sein Leben getreten.“
    „Rebecca, vergessen Sie die Sache. Ich hab sie schon fast ver gessen.“
    „Und wenn es Ihnen eines Tages gehören wird, sehe ich nicht, warum sie nicht jetzt schon anfangen sollten, darüber nachzu denken, was Sie damit anfangen werden.“
    „Meinen Sie Ernest Padlow? Diese alten Leute haben nichts anderes zu tun, als zu tratschen, Kleinigkeiten aufzubauschen und Unheil zu stiften. Wenn es nicht der Filialleiter der Bank ist und wenn es nicht Mrs. Thomas ist, dann ist es Pettifer.“
    „Würden Sie das Land verkaufen?“ Ich gab mir Mühe, einen beiläufigen Ton anzuschlagen.
    „Wenn ich es täte, könnte ich es mir wahrscheinlich leisten, in Boscarva zu wohnen. Es wird Zeit, auf eigene Füße zu kom men.“
    „Aber-“ ich wählte meine Worte mit Bedacht – „aber wäre es nicht ziemlich… deprimierend… Ich meine, dort umgeben von Mr. Padlows mickrigen kleinen Häuschen zu leben?“
    Er lachte. „Es wäre kein Arme-Leute-Projekt wie oben auf dem Hügel. Es wären lauter villenartige Anwesen, die Mindest größe der Grundstücke wäre achttausend Quadratmeter, und an den Baustil und die Ausstattung der Häuser würden sehr hohe Bedingungen geknüpft. Es dürfte kein Baum gefällt werden, die Landschaft müßte möglichst unangetastet bleiben. Es wären teure Häuser für gutsituierte Leute, und es wären nicht viele. Was sagen Sie dazu?“
    „Haben Sie Grenville davon erzählt?“
    „Er würde mir nicht zuhören. Er ist nicht daran interessiert, damit hat sich’s.“
    „Aber wenn Sie es ihm genau erklärten…“
    „Ich hab mein Leben lang versucht, ihm Dinge zu erklären, und bin nie weit gekommen. Gibt es sonst noch etwas, worüber Sie sprechen möchten?“
    Ich überlegte. Ich wollte ganz bestimmt nicht über Joss spre chen. „Nein.“
    „In dem Fall vergessen wir am besten gestern abend und freuen uns über den schönen Tag.“
    Sicher eine gute Idee. Ich nickte, und wir lächelten uns zu. Dann fuhren wir über eine Brücke und kamen zu einem steilen Hügel, und Eliot legte mit dem altmodischen Ganghebel ge schickt den zweiten Gang ein. Der Wagen dröhnte den Hang hinauf, die lange, elegante Kühlerhaube schien direkt in den Himmel zu gleiten.
    Wir waren gegen zehn Uhr in Falmouth. Während Eliot seine Geschäfte erledigte, hatte ich Gelegenheit, auf eigene Faust die kleine Stadt zu erkunden. Sie lag, vor dem Nordwind geschützt, ganz nach Süden, die Gärten waren voll von Kamelien und duf tendem Seidelbast, so daß ich unwillkürlich an einen Hafen am Mittelmeer dachte, ein Eindruck, der durch das Blau des Meeres an diesem ersten warmen Frühlingstag und die hohen Masten der im Hafenbecken ankernden Jachten noch verstärkt wurde.
    Aus irgendeinem Grund überkam mich plötzlich der Drang, etwas zu kaufen. Ich besorgte Fresien für Mollie und ließ die Stiele in feuchtes Moos hüllen, damit sie nicht bis zum Abend welkten, dann eine Kiste Zigarren für Grenville, eine Flasche gu ten Sherry für Pettifer, eine Schallplatte für Andrea. Auf dem Cover war eine Gruppe Punks in martialischer Lederkleidung. Es kam mir sehr passend vor für sie. Und für Eliot… Ich hatte bemerkt, daß das Krokoband seiner Uhr abgescheuert war. Ich fand ein schmales Uhrarmband aus dunklem Kroko, sehr teuer, genau das Richtige für Eliot. Dann kaufte ich noch eine Tube Zahnpasta für mich, weil ich neue Zahnpasta brauchte. Und für Joss… ? Für Joss kaufte

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