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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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ich nichts.
    Eliot holte mich wie verabredet im Foyer des großen Hotels am Markt ab. Wir fuhren sehr schnell aus der Stadt hinaus, ka men durch Truro und das kleine Labyrinth von Landstraßen und baumgesäumten Flüßchen dahinter und erreichten ein Dorf, das St. Endon hieß, lauter kleine weiße Häuser, Palmen und Gärten voller Blumen. Die Straße wand sich hinunter zum Fluß, am Wasser war ein kleiner Pub, und jetzt, bei Flut, schwappten die Wellen an die Mauer unterhalb der Terrasse. Auf der Mauer saßen viele kleine Möwen, die im Gegensatz zu den wilden, gieri gen Seemöwen von Boscarva ausgesprochen friedlich und freundlich dreinblickten.
    Wir saßen draußen in der Sonne und tranken einen Sherry, und dann gab ich Eliot sein Geschenk. Er schien sich wahnsinnig zu freuen, riß sofort das alte Armband ab, befestigte das neue, das in der Sonne glänzte, und ließ die kleinen Clips mit Hilfe seines Taschenmessers zuspringen.
    „Wie sind Sie auf die Idee gekommen?“
    „Oh, ich habe gesehen, daß Ihr altes ganz abgescheuert war. Ich dachte, Sie könnten womöglich Ihre Uhr verlieren.“
    Er lehnte sich zurück und sah mich an. Es war so warm, daß ich meinen Pulli ausgezogen und die Ärmel meiner Baumwoll bluse hochgekrempelt hatte. „Haben Sie für alle Geschenke ge kauft?“ fragte er.
    Ich wurde verlegen. „Ja.“
    „Ich dachte es mir schon, als ich Sie mit all den Päckchen sah. Kaufen Sie immer Geschenke für andere?“
    „Es ist schön, wenn man Menschen kennt, für die man Ge schenke kaufen kann.“
    „Gibt es in London niemanden?“
    „Eigentlich nicht.“
    „Niemand besonderen?“
    „Es hat nie jemand besonderen gegeben.“
    „Das kann ich nicht glauben.“
    „Es stimmt.“ Ich hatte keine Ahnung, warum ich so offen mit ihm redete. Vielleicht lag es irgendwie an dem herrlichen Tag, der mich mit seiner Wärme überwältigte und meine Zurückhaltung löste. Vielleicht lag es einfach daran, daß wir, nachdem wir den Streit von gestern abend überstanden hatten, ungestört zusammen waren. Warum auch immer, an jenem Tag fiel es mir ganz leicht, mit Eliot zu reden.
    „Wie kommt das?“ fragte er.
    „Ich weiß nicht. Vielleicht hängt es damit zusammen, wie ich groß geworden bin… Meine Mutter lebte nacheinander mit ver schiedenen Männern zusammen, und ich lebte bei ihnen. Und nichts zerstört die Illusion von Liebe und Romantik so gründ lich, wie wenn man aus nächster Nähe ihr Ende miterlebt, ein ums andere Mal.“
    Eliot nickte. „Eine gute Beobachtung. Aber Sie dürfen nicht zu vorsichtig sein und sich allem verschließen. Sonst kommt am Ende niemand an Sie heran.“
    „Danke, mir geht es gut.“
    „Wollen Sie zurück nach London?“
    „ Ja.“
    „Bald?“
    „Wahrscheinlich.“
    „Warum bleiben Sie nicht eine Weile?“
    „ Ich möchte niemandem lästig werden.“
    „Das würden Sie nicht. Und ich habe kaum Gelegenheit ge habt, mit Ihnen zu reden. Außerdem… Wie dem auch sei, wie können Sie nach London zurückfahren und all das hinter sich lassen?“ Die Handbewegung, die er machte, umfaßte alles, die Sonne, die Stille ringsum, das leise Plätschern des Wassers, den Frühling, der in der Luft lag.
    „Ich kann es, weil ich muß. Ich habe einen Job, ich habe eine Wohnung, die dringend gestrichen werden muß, und ein Leben, das ich wiederaufnehmen muß.“
    „ Kann das nicht warten?“
    „ Nicht ewig.“
    „Es gibt keinen Grund zurückzufahren.“ Ich antwortete nicht. „Es sei denn, Sie sind gründlich abgestoßen von dem, was gestern abend passiert ist“, fuhr er fort. Ich lächelte und schüt telte den Kopf, weil wir uns vorgenommen hatten, nicht wieder davon zu sprechen. Er beugte sich vor und stützte das Kinn in die Hand. „Wenn Sie Arbeit brauchen, könnten Sie auch hier einen Job finden. Wenn Sie eine eigene Wohnung haben möchten, könnten Sie hier eine mieten.“
    „Warum sollte ich bleiben?“ Aber es schmeichelte mir, daß er mich überreden wollte.
    „Weil es gut für Grenville wäre, und auch für Mollie und für mich. Weil ich glaube, wir alle möchten, daß Sie hierbleiben. Vor allem ich.“
    „Ach Eliot…“
    „Es ist wahr. Sie strahlen eine wunderbare innere Ruhe aus. Wußten Sie das? Ich habe es an dem ersten Abend bemerkt, als ich Sie sah, ohne zu wissen, wer Sie sind. Und ich mag Ihre Nase und Ihr Lachen und die Art, wie Sie aussehen, in Jeans und mit losen Haaren wie eine Range, und dann wieder, mit Ihrem Zopf über der Schulter und dem schönen

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