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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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hinten stand jemand über den Motor eines arg mitge nommenen Autowracks gebeugt. Er hatte eine Schutzmaske auf, die ihn ein wenig wie ein Tier aussehen ließ, und arbeitete mit einem laut zischenden Lötkolben. Das Geräusch des Kolbens wurde übertönt von Popmusik aus einem überraschend kleinen Transistorradio auf einem Eisenträger über ihm.
    Ich wußte nicht, ob er uns kommen hörte oder nicht, doch als Eliot das Radio ausschaltete, stellte er den Lötkolben ab, richtete sich auf und schob die Schutzmaske hoch. Ich sah ein ausgemer geltes junges Gesicht mit dunklen Haaren, ölbefleckt und unra siert. Die Augen musterten uns aufmerksam.
    „Hallo, Morris“, sagte Eliot.
    „Hallo.“
    „Das ist Rebecca Bayliss, sie ist zu Besuch in Boscarva.“
    Morris langte nach einer Zigarette, sah in meine Richtung und nickte kurz. „Hallo“, sagte ich, um höflich zu sein, wurde aber keiner Antwort gewürdigt. Er steckte die Zigarette an und schob das teure Feuerzeug wieder in die Tasche des ölverschmierten Overalls.
    „Ich dachte, Sie würden heute morgen vorbeikommen“, sagte er zu Eliot.
    „Ich hab Ihnen doch gesagt, ich müßte rüber nach Falmouth.“
    „Was gefunden?“
    „Einen dreiunddreißiger Bentley.“
    „Zustand?“
    „ Sah ganz gut aus. Ein bißchen Rost.“
    „Wir müssen den alten Lack abbrennen. Neulich war ein Typ da, der einen haben wollte.“
    „Ich weiß, deshalb hab ich ihn gekauft. Ich dachte, wir fahren morgen oder übermorgen mit dem Transporter rüber und holen ihn.“
    Morris nickte, trat zu dem Radio und stellte es wieder an, fast noch lauter als vorhin. Ich betrachtete das Wrack, an dem er ge arbeitet hatte, und dann fragte ich Eliot, was für ein Auto es eigentlich sei oder gewesen sei.
    „Ein Jaguar XJ-sechs, vier Komma zwei Liter, Baujahr ein undsiebzig, wenn Sie es ganz genau wissen wollen. Und wenn Morris damit fertig ist, wird es wieder einer sein. Er hat auch einen Unfall gehabt.“
    Morris kam zurück und trat zwischen uns.
    „Was machen Sie eigentlich damit?“ fragte ich ihn.
    „Das Chassis zurechtbiegen, die Spur richten.“
    „Was ist mit den Bremstrommeln?“ fragte Eliot.
    „Er hätte neue gebrauchen können, aber ich hab die alten repa riert, damit wir eine Garantie geben können… Übrigens, Mr. Kemback hat aus Birmingham angerufen.“
    Sie fingen wieder an, über das Geschäft zu reden. Ich schlen derte in der Werkstatt umher, entfernte mich von der ohren betäubenden Rockmusik und trat auf den Hof, wo Rufus gedul dig und würdevoll am Steuer von Eliots Wagen wartete. Ich stieg ein, und wir warteten gemeinsam, bis Eliot zurückkam.
    Er entschuldigte sich für die Wartezeit. „Ich mußte noch einen anderen Auftrag besprechen. Morris ist ein guter Mechaniker, aber er wird sauer, wenn er außerdem noch das Telefon bedienen muß.“
    „Wer ist Mr. Kemback? Auch ein Kunde?“
    „Nein, eigentlich nicht. Er hat letzten Sommer hier Urlaub gemacht. Ihm gehören ein Motel und eine Werkstatt an der Schnellstraße. Er hat eine hübsche Sammlung von Oldtimern und möchte gern ein Museum einrichten, als zusätzliche Attrak tion für den Motelbetrieb. Anscheinend möchte er, daß ich es leite.“
    „Sie meinen, Sie sollen nach Birmingham ziehen?“
    „Nicht sehr verlockend, nicht wahr? Aber wie dem auch sei, sehen wir uns jetzt das Haus meiner Mutter an.“
    Wir gingen die Straße ein kleines Stück hinunter, bogen ab und schritten durch ein weißes Tor, eine abschüssige Zufahrt hinunter zu einem langen, niedrigen weißen Haus. Ich sah, daß es ur sprünglich zwei aneinandergebaute einfache Häuser mit dicken Steinmauern gewesen waren. Eliot holte einen Schlüssel aus der Tasche, öffnete und ließ mir den Vortritt. Drinnen war es kalt, aber nicht feucht oder modrig. Das Haus war eingerichtet wie eine teure Londoner Wohnung, mit heller Auslegware aus Ve lours, hellgestrichenen Wänden und Sofas mit cremefarbenen Brokatbezügen. An den Wänden waren viele Spiegel, und an der niedrigen Balkendecke hingen kleine Kristallüster.
    Es war alles ausnehmend hübsch und geschmackvoll, ungefähr so, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber irgendwie stimmte es nicht. Eine Küche wie aus einem Werbeprospekt, ein Eßzimmer mit hochglanzpolierten Mahagonimöbeln, oben vier Schlafzim mer und drei Badezimmer, ein Nähzimmer und ein gewaltiger Wäscheschrank, und überall roch es durchdringend nach parfümierter Seife.
    Hinter dem Haus war eine kleine Terrasse, und dahinter er streckte

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