Stürmische Begegnung
gewohnt hat.“
Sie ignorierte den Einwurf. „Und das ganze Land und die Farm! Eliot versucht einfach, das Beste daraus zu machen, aber Grenville will es nicht einsehen. Er hat nie irgendein Interesse gezeigt und Eliot nie ermutigt. Sogar die Werkstatt oben in High Cross hat Eliot ganz allein aufbauen müssen. Zuerst hat er Gren ville gebeten, ihm zu helfen, aber Grenville hat gesagt, er wolle nichts mit Gebrauchtwagen zu tun haben. Es gab einen Streit, Eliot hat sich das Geld schließlich von jemand anderem geliehen, und seit jenem Tag hat er seinen Großvater nie wieder um einen Penny gebeten. Man sollte meinen, das spreche für ihn.“
Sie war bleich vor Zorn – eine Tigerin, die für ihr Junges kämpft, dachte ich, und ich erinnerte mich daran, was für abfäl lige Bemerkungen meine Mutter über die Art und Weise gemacht hatte, wie sie den kleinen Eliot gehätschelt und behütet hatte. Offenbar hatte das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn sich nie geändert.
Um das Thema zu wechseln, erzählte ich ihr, daß Eliot mich eingeladen hatte, ihn zu begleiten. „Er hat gesagt, er würde mir auf dem Rückweg High Cross zeigen.“
Aber Mollie ließ sich nur einen Moment lang ablenken. „Sie müssen hineingehen und sich das Haus von innen ansehen, Eliot hat einen Schlüssel. Ich fahre regelmäßig hoch, um nach dem Rechten zu sehen, aber ich werde jedesmal deprimiert, wenn ich das schöne kleine Haus dann wieder verlassen muß und in dieses düstere Gemäuer zurückkehren…“ Sie lachte bitter über sich selbst. „Ich darf mich nicht davon unterkriegen lassen, nicht wahr? Ich muß versuchen, mich zusammenzureißen. Aber mir wird wirklich ein Stein vom Herzen fallen, wenn alles vorbei ist.“
Wenn alles vorbei ist. Das bedeutete, wenn Grenville endlich tot war. Ich wollte nicht an seinen Tod denken, ebensowenig wie an Joss’ Liebesspiele mit der unappetitlichen Andrea und daran, daß Joss klammheimlich einen Davenport-Sekretär und einen Chippendale-Stuhl auf seinen Pritschenwagen lud und sie an den ersten Händler verkaufte, der ihm ein akzeptables Angebot machte.
Was weißt du über Joss? Was wissen wir alle über ihn?
Was mich anging, so wünschte ich, ich wüßte gar nichts. Ich drehte mich auf die andere Seite und wartete ohne viel Hoffnung auf Schlaf.
In der Nacht regnete es, doch am nächsten Morgen war es windstill und klar, der Himmel zeigte ein verwaschenes Blau, und alles war naß und glänzte in der kalten Frühjahrsluft. Ich beugte mich aus dem Fenster und roch die süße, moosige Feuch tigkeit. Das Meer lag unbewegt und blau wie ein unendliches Seidentuch, Möwen segelten träge über den Rand der Steilküste hinweg, ein Kutter verließ den Hafen und nahm Kurs auf ferne Fischgründe, und die Luft war so still, daß ich das ferne Tuckern seines Motors hören konnte.
Meine Lebensgeister erwachten langsam. Gestern war vorbei, heute würde alles besser werden. Ich war froh, aus dem Haus zu kommen, fort von Mollies vorwurfsvollen Blicken und Andrea, die hier, in diesem Haus, wie ein schriller Mißton wirkte. Ich badete, zog mich an und ging nach unten. Eliot saß im Eßzim mer, aß Spiegeleier mit Bacon und machte – wie ich zu meiner Freude feststellte – einen recht gutgelaunten Eindruck.
Er blickte von der Zeitung auf. „Ich habe mich schon gefragt, ob ich nach oben gehen und Sie wecken müßte. Ich dachte, Sie hätten unsere Verabredung vielleicht vergessen.“
Ich lächelte. „Nein, ich hab sie nicht vergessen.“
„Wir sind als erste auf. Mit ein bißchen Glück werden wir wegkommen, ehe jemand anders erscheint.“ Er grinste schuldbe wußt, wie ein kleiner Junge, der einen Streich bereut. „Vorwürfe sind das letzte, was ich an einem schönen Morgen wie diesem gebrauchen kann.“
„Es war alles meine Schuld, warum habe ich bloß diesen dum men Sekretär erwähnt? Ich habe gestern abend noch zu Ihrer Mutter gesagt, daß es mir leid tut.“
„Es wird vorübergehen“, meinte Eliot. „Wie alle diese kleinen Meinungsverschiedenheiten.“ Ich schenkte mir Kaffee ein. „Tut mir nur leid, daß Sie darin verwickelt waren.“
Wir brachen gleich nach dem Frühstück auf, und als ich im Auto saß und hinter mir den Atem von Rufus spürte, der auf dem Notsitz thronte, überkam mich ein herrliches Gefühl der Er leichterung. Wir fuhren die Anhöhe hoch. Die nasse Straße schimmerte blau, weil sich der Himmel in ihr spiegelte, und es roch nach Primeln. Als wir weiter oben waren, über
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