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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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der dreißiger Jahre, die Tür auf, und Andrea er schien. Pettifer hatte sie gebeten, uns zum Dinner zu holen.

8
     
     
     
     
     
    I n jener Nacht kam ich einfach nicht zur Ruhe. Ich warf mich hin und her, holte mir ein Glas Wasser, lief im Zimmer auf und ab, sah aus dem Fenster, legte mich wieder hin und versuchte erneut einzuschlafen, doch jedes mal, wenn ich die Augen schloß, liefen die Ereignisse des Abends wie ein Film vor mir ab, Stimmen klangen in meinen Ohren und wollten einfach nicht verstummen.
    In Ordnung, niemand will irgend jemandem vorwerfen, etwas gestohlen zu haben. Was wissen wir alle über Joss ?
    Es soll heißen, daß du ruhig mit diesem miesen Gauner, diesem Ernest Padlow, Geschäfte machen sollst, wenn du dich unbedingt zum Narren machen willst. Und wenn du glaubst, ich würde die sem Strandräuber mein Land verkaufen, dann irrst du dich ge waltig …
    Es wird nicht immer dein Land sein…
    Du bist nämlich nicht mein einziges Enkelkind, mein lieber Junge…
    Das Dinner war eine Qual gewesen. Grenville und Eliot hatten die ganze Zeit kaum ein Wort gewechselt. Um die Spannung zu entschärfen, hatte Mollie in einem fort Belanglosigkeiten geplap pert, und ich hatte mich bemüht, darauf einzugehen. Andrea hatte uns alle triumphierend beobachtet, während Pettifer mit schweren Schritten kam und ging, Teller und Schüsseln ab räumte und zu guter Letzt ein Zitronensouffle mit dicker Schlag sahne herumreichte, auf das niemand Appetit hatte.
    Als es endlich vorbei war, waren alle schnell verschwunden. Grenville ging in sein Zimmer, Andrea ins Frühstückszimmer, wo sie den Fernseher auf volle Lautstärke drehte. Eliot zog ohne ein Wort der Erklärung seinen Mantel an, pfiff nach seinem Hund, lief hinaus und knallte die Tür hinter sich zu. Ich nahm an, er würde in den Pub gehen und sich betrinken, und hatte Ver ständnis für ihn. Mollie und ich fanden uns im Wohnzimmer wieder, am Kamin. Sie hatte eine kleine Tapisserie im Schoß und schien durchaus bereit, schweigend dazusitzen und zu sticheln, aber das wäre unerträglich gewesen. Ich kam sofort zum sprin genden Punkt und sagte, was ich ihr schuldig zu sein glaubte. „Was vorhin geschehen ist, tut mir leid. Ich wünschte, ich hätte den Sekretär nie erwähnt.“
    Sie sah mich nicht an. „Oh, es ist nicht mehr zu ändern.“
    „Meine Mutter hatte mir davon erzählt, und als Grenville über die Jadefigur und den Spiegel sprach, habe ich den Sekretär eben erwähnt, aber ich hätte nie gedacht, daß ich damit einen solchen Sturm im Wasserglas heraufbeschwören würde.“
    „Grenville ist ein eigenwilliger alter Mann. Er läßt nur seine Meinung über jemanden gelten, er sieht nie, daß jedes Ding zwei Seiten haben kann…“
    „Sie meinen Joss…“
    „Ich weiß nicht, warum er so vernarrt in Joss ist. Es ist beäng stigend, fast als hätte Joss in irgendeiner Form Macht über ihn. Eliot und ich waren immer dagegen, daß er hier praktisch jeder zeit ein und aus geht. Wenn Grenvilles Möbel restauriert werden mußten, hätte er sie ja mit dem Wagen holen und in seine Werkstatt bringen können, wie es jeder andere Handwerker täte. Wir haben versucht, Grenville die Sache auszureden, aber er ließ sich nicht davon abbringen, und es ist schließlich sein Haus, nicht unseres.“
    „Aber es wird eines Tages Eliot gehören.“
    Sie warf mir einen kalten Blick zu.
    „Nach heute abend ist das nicht so sicher.“
    „Oh, Mollie, ich will Boscarva nicht haben. Grenville würde mir niemals einen solchen Besitz vermachen. Er hat das vorhin nur gesagt, um recht zu behalten, vielleicht war es das erste, was ihm einfiel. Er hat es nicht so gemeint.“
    „Es hat Eliot sehr verletzt.“
    „Eliot wird es verstehen. Bei alten Leuten muß man manchmal ein Auge zudrücken.“
    „Ich bin es leid, bei Grenville ein Auge zuzudrücken.“ Mollie schnitt mit ihrer silbernen Schere heftig einen Wollfaden durch. „Er hat mein Leben durcheinandergebracht. Er und Pettifer hätten sehr gut nach High Cross kommen und dort wohnen können, wie wir es gewollt hatten. Das Haus ist kleiner und praktischer, es wäre besser für alle gewesen. Außerdem hätte er Boscarva schon vor Jahren Eliot überschreiben müssen. So wird die Erbschaftssteuer unerschwinglich sein. Eliot wird es sich nie leisten können, Boscarva zu halten. Es ist alles so unrealistisch.“
    „Sicher ist es schwer, realistisch zu sein, wenn man achtzig ist und den größten Teil seines Lebens in einem Haus

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