Stürmische Eroberung
Marlden Hall zu bleiben, sobald es wieder rechtmäßig dir gehört. Immerhin könnt ihr beide einander nicht ausstehen."
"Ich werde ihn bestimmt nicht zum Bleiben bewegen. Und um seine Zukunft dürfte es jetzt eher schlecht bestellt sein, nun, da der König zurückgekehrt ist. Es steht zu erwarten, dass der Besitz der Royalisten, den die Königsmörder sich angeeignet hatten, wieder aberkannt wird. Mein Onkel hat den Befehl, Charles I. köpfen zu lassen, zwar nicht mit unterzeichnet, allerdings weiß alle Welt, dass er die Hinrichtung des Monarchen unterstützte. Falls er dafür nicht das Leben lassen muss, darf er sich bereits glücklich schätzen. Soweit ich weiß, hält Onkel George mich für tot, daher dürfte meine Ankunft in England ihn einigermaßen überraschen."
"So ist das also", murmelte Thomas und hätte den Freund noch zu gerne gefragt, was er in jenen Jahren im Orient erlebt hatte, aber Lucas' verschlossene Miene hielt ihn davon ab. Doch Thomas zweifelte nicht daran, dass der große Lord Fox ein dunkles Geheimnis hütete. Man hatte es ihm förmlich ansehen können, als sie einander in Breda wieder getroffen hatten, um kurz darauf zurück nach England zu segeln. "Ich will dich nicht drängen, mir zu erzählen, was dir widerfahren ist in den fünf Jahren, seit du mich in Frankreich verlassen hast. Aber ich vermute, dein Abenteuer nahm nicht ganz den gewünschten Verlauf."
Lucas Kiefermuskeln zuckten. "Das stimmt. Es kam anders, als ich gedacht hatte, obwohl es zweifellos genug Leute gibt, die meine Erlebnisse für eine ausgesprochen amüsante Anekdote halten würden", erklärte er bitter. "Insbesondere mein Cousin Jeffrey wäre wohl dieser Ansicht, mit dem ich im Übrigen noch eine Rechnung zu begleichen habe." Er hielt einen Augenblick inne und sah den Freund mit ernster Miene an. "Du hast Recht, was meinen Onkel betrifft. Wir haben nicht das Geringste füreinander übrig. Was ich allerdings für Jeffrey empfinde, lässt sich kaum in Worte fassen."
"Möchtest du darüber reden?"
Einen Augenblick schwieg Lucas und fixierte wie gebannt einen unbestimmten Punkt am Himmel. Schließlich entspannte er sich wieder ein wenig und schüttelte den Kopf. "Nicht jetzt, Thomas. Die Geschichte läuft uns nicht davon. Heute Nacht wollen wir feiern, statt über Dinge zu sprechen, die nun einmal nicht zu ändern sind." Die ersten Gäste traten vors Haus, um das Feuerwerk zu bewundern, das gerade begann. "Ich werde dir ein andermal berichten, was mir zugestoßen ist."
"Und ich werde dir dann gern mein Ohr leihen. Lass uns jetzt wieder hineingehen, oder möchtest du das Feuerwerk sehen? Du solltest mit Prudence Frieden schließen. Wenn wir beide nach Marlden Green zurückkehren, wollen wir dies als gute Freunde und Nachbarn tun und uns nicht gegenseitig an die Kehle gehen."
3. Kapitel
Da Prudence bedauerlicherweise unauffindbar war, musste Lucas sich unverrichteter Dinge verabschieden, ohne zu bemerken, dass sie auf dem Balkon das Feuerwerk verfolgte und sah, wie er Maitland House verließ. Nun konnte sie wieder getrost an den Feierlichkeiten teilnehmen, entschied sie. Als Thomas sie erblickte, zog er sie ins Haus.
"Wo steckt dein Freund?" erkundigte sich Prudence unschuldig und tat, als wüsste sie nicht ganz genau, dass Lord Fox gegangen war. "Ich kann ihn nirgends sehen."
"Vermisst du ihn denn?"
"Ganz und gar nicht. Nur gut, dass er weg ist. Er ist der schrecklichste Mensch, den ich je kennen lernen musste."
Thomas lachte. "Ich bin froh, dies zu hören."
Erstaunt sah sie ihn an. "Tatsächlich? Aber Fox ist doch dein Freund."
"Durchaus. Dennoch muss ich dich vor ihm warnen, Prudence. Lucas ist ein Frauenheld. Ein junges Mädchen wie du kann es nicht mit ihm aufnehmen. Es war ihm heute Nachmittag ganz gleich, ob er dich öffentlich bloßstellt, und er wird sich genauso wenig dabei denken, dich zu verführen. Allein dass du meine Schwester bist, rettet dich vor ihm. Trotzdem darfst du ihn auf keinen Fall weiter anstacheln. Er würde dir zweifellos das Herz brechen."
Was würde der Bruder wohl sagen, wenn er wüsste, dass Adam dies bereits besorgt hatte? Zweifellos konnte man nur einmal so lieben, und damit bestand für sie bei Lord Fox keinerlei Gefahr. "Mach dir nur keine Sorgen. Ich bin froh, dass ich ihm in letzter Sekunde entfliehen konnte, bei seinem Ruf. Ein solcher Mann kann einen nur ins Unglück stürzen."
Er runzelte die Stirn. "Du hast mich falsch verstanden, Prudence. Lucas Fox ist kein
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