Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
sich. »Natürlich, Mädel. Die erste Kostprobe der Liebe ist oft schwer zu verdauen. Gib deinen Gefühlen Zeit, sich zu beruhigen. Aber sobald du bereit bist, erwarten wir dich.«
Und Jenny wusste, dass sie genau das tun würden.
Doch als sie in den Dienstbotentrakt hinunterstieg, um eine Weile mit ihren Gedanken allein zu sein, erwartete sie dort bereits jemand. Ihre Mutter.
»Nun, freut mich, dass du wieder zu Hause bist, denn da ist etwas für dich draußen vor der Tür. Mach schon, schau es dir an.«
Ihre Mutter trommelte ungeduldig mit ihrem Fuß und starrte Jenny aufgebracht an, während diese zum Dienstboteneingang ging und die Tür öffnete.
In dem Korb vor der Hintertür lagen - gütiger Himmel .
»Du brauchst sie nicht zu zählen. Ich habe es schon getan. Es sind zweiunddreißig.«
Zweiunddreißig Steine . Zweiunddreißig Bestellungen, die sie an diesem Abend erfüllen musste.
Jenny verschlug es die Sprache.
8
Als sie später an jenem Nachmittag die Milsom Street entlangschlenderte, streifte Jenny ihren rechten Handschuh ab und presste ihre kühle Hand erst gegen eine Wange, dann gegen die andere. »Fühl mal meinen Kopf, Annie. Findest du, dass ich mich heiß anfühle?«
»Also ehrlich, Jenny. Du stellst dich wirklich übertrieben an.« Die beiden blieben kurz auf dem Bürgersteig stehen.
Jenny entging nicht, dass Annie die Augen verdrehte, bevor sie ebenfalls einen Handschuh auszog und dann ihre flache Hand gegen Jennys Stirn klatschte, um zu fühlen, ob sie sich fiebrig anfühlte. »Nein, Herzchen, alles bestens.«
»Nun, irgendetwas stimmt nicht.« Jenny seufzte tief. »Ich meine, ich mache hier einen Einkaufsbummel, mit jeder Menge Geld in meinem Retikül, und ich fühle nichts. Nichts .«
»Nichts?« Annie sah sie besorgt an. »Nicht einmal ein kleines bisschen Aufregung, einen kleinen erregenden Kitzel? Wir sind gleich bei Bartleby’s.«
»Ich weiß . Guck nur, guck nach unten.« Jenny zeigte auf ihre Stiefel. »Meine Schritte haben sich nicht beschleunigt - kein bisschen!«
»Das ist nicht normal. Wenigstens nicht für dich .«
Es war wirklich nicht normal für Jenny, ganz und gar nicht! Sie liebte es, einzukaufen. Sie träumte vom Einkaufen. Sie lebte fürs Einkaufen. Aber heute konnte sie einfach keine Begeisterung dafür aufbringen, die Geschäfte von Bath zu plündern.
»Vielleicht bist du mit deinen Gedanken woanders«, schlug
Annie vor. »Wie viel Creme musst du heute Abend abfüllen?«
»Zweiunddreißig Tiegel.«
Annie lächelte triumphierend. »Das ist es also. Du sorgst dich nur wegen der großen Bestellung. Du wirst die ganze Nacht auf sein, schätze ich.«
»Da könntest du recht haben«, murmelte Jenny. Natürlich hatte Annie nicht recht. Die Arbeit, so ermüdend sie auch sein mochte, lastete ihr nicht auf der Seele. Nahm ihre Gedanken nicht derart in Anspruch, dass sie kein Vergnügen an einem Einkaufsbummel in der Milsom Street fand.
Ihre Gedanken kreisten um Callum und die Lüge aller Lügen, die drohte, all ihre Hoffnungen auf Liebe zu zerstören.
Schlimmer noch, sie hatte immer noch nicht die leiseste Ahnung, wie sie die Sache wiedergutmachen konnte.
Wenn sie ihre Lüge jetzt beichtete, bevor ihre Liebe Wurzeln geschlagen hatte, würde sie ihn verlieren.
Doch wenn sie wartete, bis ihre Liebe gewachsen war, so dass ihrer beider Herzen innig verbunden waren, und erst dann beichtete, würde sie ihn ebenfalls verlieren. Verflixt und zugenäht . Was sollte sie nur tun?
Sie hatte gehofft, dass sie das Anfassen und Aussuchen von Stoffen und Zierrat von diesen Überlegungen ablenken würden - denn zuvor hatte es sie immer auf andere Gedanken gebracht -, doch diesmal verfehlte es seine Wirkung. Auf ganzer Linie.
»Jenny. Hörst du mich, Jenny ?«
Sie schaute auf und sah, dass Annie ihr die Eingangstür von Bartleby’s aufhielt.
»Du hast wirklich schlechte Laune.« Annie schüttelte den Kopf, während Jenny das Geschäft betrat. »Du wärst doch tatsächlich beinahe an deinem Lieblingsgeschäft vorbeigelaufen.«
Mit einem bekümmerten Seufzen starrte Jenny in eine Glasvitrine mit modischen Seidenschals.
»Die sind aber wirklich hübsch, nicht wahr? Und genau dein Stil«, bemerkte Annie. »Und hier, sieh nur das Schild. Sie sind ganz neu aus London eingetroffen.«
Jenny nickte. Sie wusste, dass sie einen der Schals kaufen sollte, auch wenn sie im Moment kein Verlangen danach hatte, einen auszusuchen. Schließlich hatte sie das Geld. Doch als sie ihren
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