Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
dass du dem Burschen mit deiner Einschätzung Unrecht tust«, widersprach Lady Viola. »Denn er liebt dich wirklich von Herzen. In den kommenden Wochen wirst du den richtigen Zeitpunkt finden, ihm die Wahrheit über deine Stellung in unserem Haus zu sagen. Und wenn du es tust, wird er dich nicht verlassen, nur weil du nicht der feinen Gesellschaft angehörst. Du wirst schon sehen.«
Wenn sie doch nur den Luxus von Tagen und Wochen hätte, um Callum die Wahrheit zu beichten. Doch den hatte sie nicht. Sie musste ihm alles noch an diesem Abend gestehen. Denn morgen früh - ach, zum Teufel damit . Sie konnte es ihnen auch ebenso gut jetzt gleich sagen. Schließlich würden ihre Namen mit in den Skandal hineingezogen werden, wenn die Zeitung morgen früh in den feinen Kreisen die Runde machte.
»Myladys, ich habe gehört, dass morgen, am Samstag, der Bath Herald alles über mich enthüllen wird. Alles .« Sie hob ihren Blick, um die Wirkung ihrer Worte zu beobachten.
Die beiden alten Damen saßen wie erstarrt mit weit aufgerissenen Augen und offen stehenden Mündern da.
»Morgen früh wird wohl die ganze vornehme Gesellschaft wissen, dass Lady Genevieve nichts weiter ist als eine Zofe in Ihrem Haus. Und dass besagte Zofe, Miss Jenny Penny, sich außerdem rühmen kann, Lady Eros zu sein, die Herstellerin der begehrten Prickelcreme.«
Lady Letitia stand auf und trat vor Jenny. »Aber ich verstehe nicht. Wer hat dem Klatschkolumnisten das alles verraten? Ich nehme doch an, dass er es ist, der diesen Tratsch verbreiten wird. Kein anderer Journalist würde sich für das Geschwätz der feinen Gesellschaft interessieren.«
Jennys Blick blieb starr auf Lady Letitias altmodische, spitzenverzierte lavendelfarbene Pantoffeln gerichtet, die unter ihrem wallenden und ebenso altmodischen lavendelfarbenen Manteau hervorlugten.
»Ich habe erst gestern Abend erfahren, dass die Guineen, die dazu gedacht waren, die Dienstboten zum Schweigen zu bringen, von der Magd, die damit beauftragt war, überhaupt nicht verteilt wurden«, murmelte Jenny.
Die Featherton-Schwestern sahen einander vielsagend an, dann sprachen sie im Chor ein Wort: » Erma !«
»Und so wie ich sie kenne, und ich kenne sie gut, ist sie sehr wahrscheinlich selbst der Spitzel des Klatschkolumnisten.« Rote Flecken leuchteten auf Lady Letitias Wangen, und ihr Gesicht verzerrte sich vor Wut. »Ich muss sagen, dieses Mädchen hat nichts als Ärger gemacht, seit sie in dieses Haus gekommen ist. Ich werde dafür sorgen, dass Edgar sie auf der Stelle entlässt!«
Jenny sprang auf. »Mit Verlaub, Mylady, aber wäre es nicht klüger, sie zu behalten, bis sich der Sturm gelegt hat?«
»Das Mädel hat recht, Schwester«, erklärte Lady Viola. »Sobald Erma gegangen ist, haben wir keine Kontrolle mehr
über sie. Sie könnte … andere private Dinge ausplaudern, die unserer Familie schaden könnten … und meinem Enkel.«
Als Lady Letitia von der Teppichkante auf den Parkettboden trat, ließ das Klackern ihrer hochhackigen Pantoffeln keinen Zweifel an ihrer Laune. Sie riss an der Klingelschnur, und beinahe wie von Zauberhand erschien Mr. Edgar sogleich im Salon.
»Sorgen Sie dafür, dass Erma das Haus nicht verlässt. Darüber hinaus darf niemand, mit Ausnahme von Ihnen, mit ihr sprechen oder ihr auch nur zuhören. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?«
»Ja, Mylady. Vollkommen.« Mr. Edgar verbeugte sich und verließ rückwärts den Salon, um sich stehenden Fußes in die Küche zu begeben.
Ein kleines Nickerchen am Nachmittag war eine ausgesprochen erbauliche Sitte, und Jenny wünschte, sie hätte öfter Gelegenheit, ihr zu frönen. Dank Merediths Sorge um ihr Wohlbefinden hatten die Feathertons Jenny in ihre Kammer geschickt, um sich vor dem Ball noch etwas hinzulegen.
Sie erwachte erfrischt und ausgeruht und machte sich widerwillig an ihre Toilette. Sie war überhaupt nicht erpicht darauf, dass der Ball begann. Denn sein Beginn stellte das Ende der großen Liebe zwischen ihr und ihrem angebeteten Callum dar.
Mrs. Penny kam gerade rechtzeitig in Jennys Kammer, um die beiden Perlenknöpfe an Jennys Kleid zu schließen und mit eigenen Augen die schier überirdische Schönheit des Kleides zu bewundern.
In dem Versuch, sich aufzumuntern, drehte Jenny sich im Kreis, um ihrer Mutter den gekonnten Schnitt zu zeigen. »Siehst du, wie der Überrock schwebt, wenn ich mich drehe? Dieses Kleid ist wie geschaffen fürs Tanzen, Mama.«
Jenny rang sich ein
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