Stürmische Flitterwochen an der Adria - Lindsay, Y: Stürmische Flitterwochen an der Adria
Castillos innerhalb des Schlosses geheiratet, aber ihre Hochzeit sollte im großen Rahmen stattfinden. Hunderte Berühmtheiten aus ganz Europa und der High Society von Isla Sagrado würden zugegen sein und waren im Grunde genommen nichts anderes als Hunderte von Fremden.
Als die Tür hinter Giselle ins Schloss fiel, wurde Loren bewusst, wie allein sie eigentlich war. Die paar alten Schulfreunde, die sie seit ihrer Rückkehr kontaktiert hatte, sahen sie jetzt mit ganz anderen Augen. Zwar waren sie immer noch freundlich, aber es schien eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen zu geben. So eine Mauer wie zwischen Alex und ihr, wenn sie darüber nachdachte, wie distanziert er sich in der letzten Zeit verhalten hatte. Möglicherweise sparte er sich selbst ja nur auf, um gut gewappnet für die Zeugung seines Erbens zu sein, dachte sie voller Ironie – oder er stillte seine Gelüste bei einer anderen Frau. Obwohl sie nicht weiter daran denken wollte, hinterließ dieser Gedanke bei ihr einen bitteren Nachgeschmack.
Loren ging zu dem großen Fenster ihres Wohnzimmers, von dem aus man über die Mauern des Schlosses auf die sonnenbeschienene Landschaft sehen konnte. Ein wahrhaft prachtvoller Tag, um zu heiraten – nur warum hatte sie plötzlich so starke Zweifel?
Zum x-ten Male rückte Alex seine Manschettenknöpfe zurecht, während er vor dem Altar in der Kathedrale stand.
„Wenn du das noch mal machst, fallen sie ab“, warnte Benedict ihn von der Seite.
„Sehr witzig“, erwiderte Alex und zwang sich zur Ruhe. Stattdessen sah er zurück auf die vollbesetzten Reihen in der Kathedrale. Einige Gesichter kamen ihm bekannt vor, einige waren ihm völlig fremd. Die Zeremonie an diesem Tag läutete den Beginn einer neuen Ära der del Castillos ein, und jeder, der etwas auf sich hielt, wollte dabei sein. Auf der vordersten Kirchenbank saß sein Großvater und sah zu ihm herüber. Der alte Mann nickte ihm aufmunternd zu, und Alex war plötzlich sehr stolz. Jeder Zweifel daran, ob er wirklich das Richtige tat, verblasste angesichts des Glücks seines Großvaters.
„Kennst du den Grund für die Verspätung?“, fragte Reynard. „Vielleicht hat sie ja kalte Füße bekommen und ist schon auf dem Weg zum Flughafen.“
Alex warf seinem Bruder einen verärgerten Blick zu, spürte aber ein wenig Sorge in sich aufsteigen. Seit er Loren den Ehevertrag gegeben hatte, hatte sie sich tatsächlich anders verhalten. Sie schien zurückhaltender und weniger lebensfroh zu sein. Machte sie sich möglicherweise Sorgen wegen des Vertrags? Sicher verstand sie die Notwendigkeit einer solchen Einigung, die keinen Einfluss auf ihre Ehe haben würde. Falls er plötzlich verstarb oder ihre Ehe scheiterte, musste doch finanziell für sie gesorgt werden, damit die nächste Generation gesichert wurde. Wenn das erst einmal geklärt war, konnten sie sich mit angenehmeren Dingen beschäftigen – etwas, worauf er sich bereits sehr freute. In den vergangenen zwei Wochen war es ihm höllisch schwergefallen, die Hände von Loren zu lassen – zumal sie sehr erpicht darauf gewesen zu sein schien, ihre Beziehung intimer werden zu lassen. Doch in dieser Nacht würde er für sein geduldiges Warten belohnt werden.
Ihm war die Bedeutung ihres Eheversprechens voll bewusst. Es erschien ihm nicht richtig, vorzugeben, dass sie einander bis ans Ende ihrer Tage lieben wollten, wenn er sie gar nicht liebte. Über Liebe hatten er und Loren nicht gesprochen. Zur Hölle, es war eigentlich nichts, worüber Alex sich jemals Gedanken gemacht hätte, bevor Loren ihm an dem Abend, an dem er ihr den Verlobungsring gegeben hatte, ihre Gefühle offenbart hatte.
Als sie das erste Mal in Neuseeland zugestimmt hatte, ihn zu heiraten, war er davon ausgegangen, dass sie ihn mochte und bewunderte, wie sie es als Kind getan hatte. Er hatte auch gewusst, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Und dass sie das Andenken ihres Vaters ehrte – so wie er die Sorgen seines Großvaters zerstreuen wollte. Also war Alex ganz zufrieden gewesen mit dem Arrangement – eine Ehe, die auf gegenseitigem Respekt füreinander, die Familie und ein gesundes Maß an Begierde beruhte. Liebe war niemals Teil des Plans gewesen.
Doch etwas an ihrem offenherzigen Geständnis hatte sein Herz berührt, und er hatte sich beinahe geschämt. War es fair, ihre Liebe zu akzeptieren, wenn er sie nicht erwidern konnte? Plötzlich sah er das Bild seiner Eltern vor seinem inneren Auge aufblitzen und fragte sich, was sie
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