Stuermische Gefahr
dann hörte er Schritte. Ein mindestens zwei Meter großer Mann stand plötzlich hinter ihm, er musste aus dem Neben raum gekommen sein. Den Bodyguard kannte er noch nicht. Unsanft wurde er am Arm gefasst.
„Sie haben hier nichts zu suchen, Sir.“
Wenigstens konnte der Typ in ganzen Sätzen sprechen. „Ich suche die Lady, die bei der Operation assistiert hat. Sie sagte, sie fühle sich nicht wohl, ich wollte nach ihr sehen.“ Halbwahrheiten konnten einen manchmal weiterbringen. Lance versuchte noch einen Blick auf den jungen Mann zu erhaschen. Irgendwie kam er ihm bekannt vor.
„Davon weiß ich nichts.“
Die Tür fiel hinter Lance ins Schloss , und sie standen wieder auf dem Flur. „Können Sie auch nicht, weil ihr Boss im Moment nicht in der Lage ist, Anweisungen zu geben.“
„Ich muss mit Mr. Turner darüber sprechen. “ Lance wartete, während mal wieder das Head Set zum Einsatz kam.
„Mr. Turner meint, mit der Frau sei alles in Ordnung.“
„Das denke ich aber nicht, sie schien massive Kreis laufprobleme zu haben.“
Der Bodyguard hielt ihn immer noch am Arm fest. „Das legt sich wieder.“
„Sind Sie auch Arzt?“
Sein Arm wurde losgelassen. „Sie sind für Mr. Evans zuständig, so weit ich weiß, sollten Sie unten in der Kranken station sein , um alles zu überwachen.“
Sackgasse. Verdammt. Man würde ihn nicht zu ihr lassen. „Dann schicken Sie die Frau runter. Es liegt sicher nicht in Mr. Evans Interesse, wenn sie mit einem Kreislaufkollaps in ihrem Zimmer allein ist.“ Lance wusste, wann er verloren hatte. Er straffte seinen Körper und marschierte zurück in den Keller. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Warum war der junge Mann in diesem Zimmer eingeschlossen? Der Spiegel war kein Spiegel. Der Bodyguard hatte ihn aus dem Nebenraum beobachtet. Lance wurde heiß. Hatte er etwas gesehen, was er nicht hätte sehen sollen? Und wieso kam ihm der Mann so bekannt vor?
Er war vor seinem Zimmer in der Krankenstation ange kommen. Aha. Turner hatte also schon reagiert. Einer der Bodyguards aus dem OP hatte sich davor positioniert. So einfach würde er also den Raum nicht mehr verlassen können. Fuck. Die Tür wurde hinter ihm geschlossen. Er lauschte. Nein, kein Schlüssel. Ihn schloss man also nicht ein. Aber er musste auch jederzeit Evans erreichen können. Und dann wusste er plötzlich, was ihm so bekannt vorgekommen war an dem Mann. Er hatte ungewöhnlich blaue Augen. Ein tiefes blau, das er bisher erst ein Mal gesehen hatte. Im Krankenhaus bei seinem verschwundenen Amnesiepatienten. D ie Erinner ung traf ihn wie ein Schlag. Alles, was der Mann dabeigehabt hatte, als man ihn einlieferte, war ein Foto gewesen. Der Mann an den Rechnern war der auf dem Foto, das im Besitz seines Patienten gewesen war. Er stand also in direkter Verbindung zu seinem verschwundenen Patienten. Was hatte das alles zu bedeuten?
8
New Orleans
Scarlett kaute nervös auf ihrer Lippe herum, während Zara hinten im Laden mit Lily telefonierte. Ihre kleine Reisetasche hielt sie fest in beiden Händen. Madame Phoebe hatte sie mit diesem wissenden Blick angesehen, der ihr einen Schau d er auf dem Rücken verursacht hatte. Gesagt hatte die alte Frau nichts , und dafür war Scarlett dankbar. Zara kam lächelnd zurück in den vorderen Teil des Ladens.
„Lily wird gleich hier sein und dich abholen.“
„Und es macht wirklich keine Umstände?“ Sie hatte wieder das Gefühl , einen Fehler zu machen. Aber sie hatte nicht in ein Hotel gehen wollen. Als sie vor Cameron geflohen war, hatte sie nur wenig Geld mitgehen lassen. Davon war so gut wie nichts mehr übrig. Viel hatte sie in ihrer Zeit als Kranken schwester nicht auf die Seite legen können. Sie hatte immer gehofft, dass er sie nicht so schnell finden würde. Sie hatte gehofft, dass sie sich dann sogar ein Auto hätte leisten können. Und sie wollte diesen Notgroschen nicht angreifen , um in ein Hotel zu gehen. Aber was viel wichtiger war, sie brauchte jemanden zum Reden, jemanden, dem sie vertrauen konnte. Da war ihr nur Lily eingefallen.
Sie blieb in einer Ecke des Ladens stehen und wartete. Zara und Madame Phoebe hatten zu tun. Die zwanzig Minuten, die Lily bis zum Laden benötigte , kamen ihr wie eine Ewigkeit vor, aber irgendwann stand Lily vor ihr. Sie sagte nichts, nahm sie sanft am Arm, brachte sie zum Wagen und fuhr mit ihr in die Sümpfe. Dort, wo sich das kleine Haus der Blues befand. Bevor Lily aufschloss , drehte sie sich
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