Stürmische Liebe in Cornwall
sollen.“
„Ich dachte, schwache Gesundheit vorzuschützen wäre die beste Tarnung.“
„Ein Mann in Ihrer Position hat aber Pflichten! Sie sollten ein solches Risiko nicht eingehen. Ein schöner Skandal, wenn herauskäme, dass Sie hier unter falschem Namen auftreten. Die Leute würden das Schlimmste denken!“
Drew grinste. „Ich weiß, dass du mich für einen verflixten Narren hältst, Robbie, aber es gibt mir eine sinnvolle Beschäftigung – und ich tue Jack damit einen Gefallen.“
„Ich weiß, bei Salamanca hat er Ihnen das Leben gerettet. Na, Sie werden wie immer tun, was Ihnen passt, Captain. Nur gehen Sie kein unnötiges Risiko ein. Vergessen Sie nicht, dass viele Menschen von Ihnen abhängig sind.“
„Nein, das vergesse ich nicht. Aber mein Verwalter ist tüchtig, er kann eine Weile allein wirtschaften. Ich verspreche dir, dass ich mich vorsehen werde.“
Robbie schaute zweifelnd, schwieg jedoch.
Als Drew das Haus verließ, spielte ein Lächeln um seinen Mund. Er erinnerte sich der guten alten Zeiten. Damals waren sie ein wilder Haufen gewesen, hatten die Nächte durchgemacht, das Leben bis zur Neige ausgekostet … vielleicht fehlte ihm ja nur die Kameradschaft …
Und dann kam sie ihm unversehens in den Sinn, die Schöne mit den blaugrünen Augen … wie das Meer … und Haare wie gesponnenes Gold. Er runzelte die Stirn. Ihm fiel das Mädchen oben auf der Klippe ein, das ihm warnend hinterhergerufen hatte. Zu dem Zeitpunkt war er nur verärgert gewesen, weil der Ruf möglicherweise die Aufmerksamkeit der Leute in dem Boot auf ihn gelenkt hatte. Erst später hatte er sich gefragt, ob er nicht die Schönheit aus der Kutsche gesehen hatte. Doch das bildete er sich wohl nur ein, warum sollte die sich ausgerechnet hier, in dieser öden Gegend, aufhalten. Jemand wie sie gehörte in die Gesellschaft, sollte sich im ton präsentieren – wenn sie nicht schon verheiratet war. Rein gefühlsmäßig glaubte er allerdings, dass sie so unschuldig war, wie sie aussah … von daher nichts für ihn. Jemand wie er hatte mit unschuldigen jungen Damen nichts zu schaffen, so schön und lebenssprühend sie auch sein mochten.
Drews Blick verdüsterte sich in der Erinnerung – der Krieg mit seinen Gräueln hatte ihn wütend und aggressiv gemacht, und der Tod so vieler Kameraden hatte ihn zusätzlich angespornt, sodass er rücksichtslos sein eigenes Leben riskierte. Das hatte ihm viele Orden eingebracht und den Ruf, keine Angst zu kennen. All diese Ehrenzeichen lagen vergessen in einem Schubfach, ebenso weggeschlossen wie seine schmerzhaften Erinnerungen.
Fort mit diesen Gedanken! Das alles war vorbei, er war nun ein bedeutender Mann mit Vermögen und einem hohen Titel, dem nach dem Tode des Onkels die Verantwortung über viele hundert Menschen zugefallen war. Nur dieses eine Mal wollte er noch die Gefahr suchen, die scharfe Würze des Abenteuers kosten! Und danach? Würde er wohl sesshaft werden müssen, ein Weib nehmen, einen Erben zeugen, wie es seine Pflicht war. Nun, er würde sich eine erfahrene Frau suchen, am besten eine Witwe, die mit seiner rastlosen Art umzugehen verstand und nichts erwartete, das er nicht geben konnte.
Zufrieden trat Marianne aus der Poststation, wo sie ihren Brief aufgegeben und selbst drei Briefe ausgehändigt bekommen hatte, zwei für ihre Tante, der dritte für sie selbst von ihrer Schwester.
Während sie das Siegel öffnete und die Zeilen überflog, schritt sie schon den Gehweg entlang zu dem kleinen Dorfladen, um einige Kleinigkeiten zu erstehen. So versunken war sie, dass sie unversehens mit einem ihr entgegenkommenden Herrn zusammenstieß.
„Geben Sie acht, Madam“, sagte er und hielt sie sanft zurück, da sie strauchelte und ihm auf die Füße trat. „Ich schätze meine Stiefel, es sind meine besten, und ich werde nur schwer ein ebenso bequemes Paar finden.“
Marianne betrachtete die genannte Fußbekleidung – hohe schwarze Stiefel mit hellen Stulpen – die schon bessere Tage gesehen zu haben schienen, dann hob sie den Blick fragend zum Gesicht des Fremden und zuckte unmerklich zusammen, als sie ihm in die Augen sah. Sie waren tiefblau wie die Glockenblumen im lichten Sommerwald. Sein modisch kurz geschnittenes Haar glänzte schwarz wie Rabenflügel. Das war der Mann, den sie inzwischen mehrfach hatte in den Klippen herumklettern sehen, und nun war sie sich auch ganz sicher, dass eben dieser Mann sich auf ihrer Herreise um Lady Forresters beschädigte Kutsche
Weitere Kostenlose Bücher