Stürmische Liebe in Cornwall
schaute hinaus. Robbies Scherz hatte ihn ins Grübeln gebracht. Natürlich fand er Marianne unwiderstehlich – aber heiraten? Heirat hatte er nur wegen eines Erben überhaupt in Betracht gezogen. Diese junge Dame hingegen hatte eine beeindruckende Wirkung auf ihn, er fieberte förmlich nach ihr. Nie zuvor hatte eine Frau derartige Gefühle in ihm geweckt.
Unruhig stand er auf und begann wie ein Tiger im Käfig im Zimmer auf und ab zu laufen, von Erinnerungen gequält.
Seine Eltern waren gestorben, als er noch sehr klein gewesen war. Er wusste nichts mehr von ihnen. Sein Onkel Marlbeck nahm ihn auf, der jedoch ein ernster, unzugänglicher Mensch war, dem er erst in späteren Jahren etwas näherkam – doch Liebe oder Zuneigung waren dabei nicht im Spiel, eher Respekt. Mit vierzehn wurde er auf ein Internat geschickt, bis dahin war er einem alten, vertrockneten Lehrer überlassen. Erst mit achtzehn rief man ihn nach Marlbeck zurück, und sein Onkel ließ ihm die Wahl zwischen einer akademischen oder militärischen Laufbahn. Kurz danach wurde er Anwärter auf das Erbe seines Onkels, denn dessen einziger Sohn erlag einem Fieber, und als der Marquis of Marlbeck im vergangenen Jahr starb, ging der Besitz an Drew über.
Er wusste nicht, ob er überhaupt der Liebe fähig wäre. Seinen Freunden war er sehr zugetan und trauerte tief um die, die in der Schlacht fielen, doch das war eine andere Art Liebe. Nie hatte er die sanfte, zärtliche Liebe einer Frau kennengelernt. Er war sich nicht sicher, wie er darauf überhaupt reagieren würde … oder ob er eine Frau wie Marianne glücklich machen könnte. Würde er sich nicht nach einiger Zeit gegen die Fesseln der Ehe auflehnen? Wenn er dann das wilde Leben seiner früheren Jahre wieder aufnahm, würde sie vielleicht daran zerbrechen. Das würde er sich nie verzeihen können!
Bisher hatte er nur daran gedacht, wie sehr er sie begehrte, nun wurde ihm klar, dass er mehr an ihr Wohl als an seine Bedürfnisse denken sollte.
Marianne ging schon früh am nächsten Morgen aus dem Haus, um zurück zu sein, bevor Lady Edgeworthy ihr Schlafzimmer verließe. Da die alte Dame so besorgt gewirkt hatte, war es sicher besser, wenn sie ihr Gespräch hinter verschlossenen Türen führten.
Als sie sah, dass Drew sie schon erwartete, begann ihr Herz schneller zu klopfen. Seine Miene war jedoch ernster als sonst, und sie vermisste seinen glühenden Blick, der sie stets so sehr erregte, sodass sie sich fragte, womit sie ihn beleidigt haben könnte.
„Sie haben Neuigkeiten für mich?“, fragte sie. „Haben Sie Mr. Hambleton ausfindig gemacht?“
„Nein, aber in dem alten Minenschacht eine Ladung Weinbrand und große Mengen Stoffballen, französische Seide wahrscheinlich. Von nun an werden Robbie und ich nachts abwechselnd Wache halten, um zu sehen, wohin die Ladung gehen wird. Doch Sie deuteten gestern an, dass Sie Neues wissen?“
„Ah, ja … nämlich, dass Miss Trevor und Dr. Thompson heiraten werden. Jane sagte es mir gestern Nachmittag, und dabei sprach sie so offen und ehrlich über ihre finanzielle Lage, dass sie meiner Ansicht nach von jedem Verdacht befreit ist.“
„Dann werden wir auf Mr. Hambleton setzen. Fragt sich nur, wo er steckt, wenn er nicht nach London fuhr. Weit kann er nicht fort sein … ach, natürlich!“ Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. „Er wird an der nächsten Station warten, zu der das Schmuggelgut gebracht wird. Bestimmt ist er der Zwischenträger für die Schmuggler! Genau! Sagten Sie nicht, dass er alle paar Wochen Ihre Tante besucht? Das wäre die perfekte Tarnung!“
„Tatsächlich erwähnte er sogar, er habe eine neue Einkommensquelle aufgetan! Glauben Sie etwa …?“ Marianne machte große Augen.
„Alles deutet darauf hin. Und darum bitte ich Sie abermals: Seien Sie sehr auf der Hut!“
„Ja, bestimmt; nur denke ich, dass er uns vielleicht gefährlicher ist, wenn er nicht offen bei meiner Tante zu Gast weilt.“
„Das könnte sein.“ Drew zögerte. Unmöglich konnte er aussprechen, was ihm eigentlich auf der Zunge lag. Er wusste nicht einmal, was er ihr überhaupt sagen wollte. Sie war wunderschön, und er begehrte sie so sehr, dass er sie am liebsten an sich gerissen und geküsst hätte – aber war er der passende Ehemann für sie? „Je eher diese Sache ausgestanden ist, desto besser. Marianne, ich glaube, es wäre unklug, weiterhin hier spazieren zu gehen. Könnten Sie nicht in der nächsten Zeit näher beim Haus
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