Stürmische Liebe in Cornwall
schließlich hier und da etwas von seinem Vermögen in den Besitz investiert, auch wenn er nicht reich war … wenn wir Kinder gehabt hätten … doch immerhin hatte ich Cedric … er war der Sohn meiner Tante, und ich nahm ihn auf, als seine Eltern starben. Er war wie ein Sohn für mich. Später zog er ins Cliff-Cottage, doch er kam jeden Tag hier ins Herrenhaus. Ich habe ihn sehr geliebt und konnte seinen Tod kaum verwinden … Ein paar Monate danach kam Joshua zu Besuch, und eine Zeitlang dachte ich …“ Betrübt schüttelte sie den Kopf. „Ich mag nur ungern schlecht von ihm denken, Marianne, aber er … wirkte regelrecht bedrohlich …“
„Er bedrohte dich?“ Marianne konnte es kaum glauben.
„Nicht so sehr mit Worten … es war eher seine ganze Art. Er unterstellte mir, hier würde ich bald seltsam werden und vielleicht gar geisteskrank … wenigstens klang es für mich so. Er drängte mich sehr, nach Bath zu ziehen, um meiner geistigen Gesundheit willen – außerdem meinte er, für dich wäre es auch besser, du hättest dort mehr Unterhaltung.“
„Du wirst auf keinen Fall um meinetwillen dein Heim verkaufen. Ich bin hier mit dir ganz glücklich, und ich meine sogar, dass jetzt, da das Trauerjahr vorbei ist, Mama und Lucy gern für eine Weile herkommen würden.“
„Ach, Marianne, du nimmst mir eine Last von der Seele“, sagte Lady Edgeworthy erfreut. „Doch Joshua könnte teilweise recht haben. Mein Verwalter sagte neulich, dass die Einnahmen aus dem Besitz zurückgegangen sind. Natürlich wurde das Bergwerk vor einigen Jahren geschlossen, und das Gut trägt sich nicht selbst. Was Joshua hier vorhat, kann ich mir nicht vorstellen, es sei denn, er hofft, eine neue Kupferader zu finden. Ich weiß, dass er damals bei seinem ersten Besuch die alte Grube besichtigte.“
„Dann müsste er eine sehr reiche Ader finden, denn die Erzförderung wieder in Gang zu bringen, wäre sehr kostspielig“, wandte Marianne ein. Insgeheim dachte sie: Ich glaube, ich weiß, warum er Tante Bertha überreden will, ihm den Besitz zu überlassen – weil er so unter dem Vorwand, eine neue Erzader zu suchen, die Schmuggelware völlig unverdächtig verbergen kann.
„Das sagte ich ihm auch, aber er behauptet, er werde eine Möglichkeit finden, den Besitz wieder rentabel zu machen.“ Unglücklich fügte sie hinzu: „Er vermittelte mir das Gefühl, ich schuldete ihm die Chance, sich finanziell wieder zu etablieren.“
„Woher nimmt er das Recht, dich so unter Druck zu setzen?“, fragte Marianne zornig. „Dies ist dein Besitz, du gehörst hierher; die Entscheidung, was damit geschehen soll, liegt ganz allein bei dir.“
„Ja, wie recht du hast, Kind.“ Sie sah Marianne voller Zuneigung an. „Du machst mir mit deiner Anwesenheit eine solche Freude, Liebes. Und deine Mama würde ich auch gern wiedersehen. Jetzt muss ich erst einmal nachdenken, aber nachdem ich dir meinen Kummer erzählt habe, fühle ich mich schon viel besser.“
„Tante Bertha, ich kam ja her, um es dir etwas angenehmer zu machen und dir die Sorgen abzunehmen. Ich werde nicht zulassen, dass du zu einer falschen Entscheidung gedrängt wirst.“
„Du bist mir wirklich ein Trost, Marianne. Weißt du, Jane ist auf ihre Art ganz lieb, doch du bist anders.“
„Tante, versprich mir, dich nicht mehr zu sorgen. Ich werde nicht zulassen, dass er dich einschüchtert. Oder dass du vor Kummer krank wirst.“
„Übrigens fühle ich mich viel wohler, seitdem ich diese Arznei weglasse. Vermutlich bekam sie mir einfach nicht.“
„Ja, mag sein“, murmelte Marianne, dachte jedoch, der Grund sei, dass die Flasche niemandem mehr zugänglich war. Vielleicht hatte Hambleton es sogar darauf angelegt gehabt, Jane und Dr. Thompson den Verdacht aufzubürden. Ob er nun dazu übergegangen war, Tante Bertha aus ihrem Haus zu verdrängen, weil dieser erste Plan fehlgeschlagen war?
6. KAPITEL
Marianne wachte sehr früh auf, obwohl sie bis nach Mitternacht schlaflos dagelegen hatte, von wirren Gedanken geplagt, die sich nicht nur mit den Sorgen ihrer Tante befassten, sondern auch mit Mr. Beck. Warum verhielt er sich plötzlich so auffallend distanziert? War ihr etwa irgendeine Bemerkung entschlüpft, die ihn glauben ließ, sie hätte ihre Stricke nach ihm ausgeworfen? Was natürlich nicht stimmte. Und selbst wenn er sich geneigt fühlen würde, um ihre Hand anzuhalten, käme zurzeit für sie eine Heirat gar nicht infrage, da Tante Bertha auf sie angewiesen war,
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