Stürmische Liebe in Cornwall
was du für richtig hältst, und lass dich nicht drängen“, bat Marianne. „Ich bleibe gern bei dir, gleich, wo du wohnen möchtest.“
„Du bist ein gutes Mädchen“, seufzte Lady Edgeworthy. „Und jetzt werde ich mich vor dem Dinner ein wenig ausruhen. Während der letzten Nächte ging mir so viel durch den Kopf, dass ich kaum schlafen konnte.“
„Wenn du nur nicht krank bist!“ Marianne betrachtete sie besorgt.
„Nein, nein, ich muss nur einmal wieder durchschlafen.“ Lady Edgeworthy tätschelte der Nichte die Hand, dann stand sie auf und zog sich zurück.
Nachdem Marianne sich ein paar kleineren Aufgaben im Haus gewidmet hatte, ging sie hinaus in den Garten, doch sie hatte eben den kleinen Zierteich umrundet und war auf dem Rückweg, als sie Joshua vor dem Portal aus seiner Kutsche steigen sah.
Seine Ankunft musste ihrer Großtante unter diesen Umständen sehr unangenehm sein. Marianne war verstimmt, weil er sich wie selbstverständlich, ohne auch nur Bitte zu sagen, selbst ins Haus einlud. Während sie noch überlegte, wandte er sich um, sah sie und blieb stehen, bis sie herangekommen war.
„Sie sind also wieder zurück?“, fragte sie gespielt arglos, denn natürlich durfte sie ihm nicht zeigen, dass sie ihm den Besuch in London nicht glaubte. „Ihre Geschäfte sind erledigt, hoffe ich?“
„Ja, und jetzt ist es mir möglich, länger hier bei Ihnen und Lady Edgeworthy zu weilen. Sie glauben nicht, wie sehr erfreut ich bin, Sie wiederzusehen, liebe Miss Marianne. Wie geht es Lady Edgeworthy?“
„Ganz gut“, sagte Marianne. Wie konnte er so tun, als wäre er wirklich besorgt um Tante Bertha! Weil sie wusste, dass sie besonnen sein musste, hielt sie sich mühsam zurück und antwortete gelassen: „Sie ruht im Moment, deshalb ging ich ein wenig an die frische Luft.“
„Wir beide werden uns nun hoffentlich besser kennenlernen“, sagte er und schaute sie auf eine Art an, dass es sie innerlich schüttelte. „Ich habe Sie in London nicht vergessen, Miss Marianne. Ich habe Ihnen ein Geschenk mitgebracht.“
„Wir sind nicht gut genug miteinander bekannt, als dass ich Geschenke entgegennehmen würde, Sir.“ Er war ihr so zuwider, dass sie kaum seinen Blick ertragen konnte. Mit erzwungener Höflichkeit erklärte sie: „Entschuldigen Sie mich, ich muss mich zum Dinner umkleiden.“
Hoch erhobenen Hauptes wandte sie sich ab und ging ins Haus. Obwohl Drew sie gewarnt hatte, konnte sie ihre Abneigung kaum verbergen. Je häufiger sie den Mann sah, desto eher traute sie ihm jede Schandtat zu. Wenn er herausbekommen hatte, dass er das Gut erben sollte, hatte er wahrscheinlich die erste beste Gelegenheit genutzt, es an sich zu reißen, um es für seine üblen Zweck zu nutzen.
Sie musste wachsam sein, denn erst wenn Tante Bertha ihr Testament geändert hatte, wären weitere Besuche hier für ihn nicht mehr interessant.
Schon früh am nächsten Morgen machte Marianne sich zu dem Rhododendronhain auf, in der Hoffnung, Drew dort zu treffen und ihm von der neuesten Entwicklung zu erzählen. Stattdessen jedoch vernahm sie aus dem fast undurchdringlichen Gesträuch eine Stimme, die sie als Joshua Hambletons erkannte. Als sie merkte, dass der Sprecher näher kam, verbarg sie sich eilig hinter einem besonders dichten Busch.
„Sagtest du nicht, die Alte fräße dir aus der Hand?“, sagte eine zweite Person in rauem Ton. Das Rascheln von Zweigen verstummte, die Männer mussten stehen geblieben sein. „Warum hast du dann zugelassen, dass das Cottage vermietet wurde? Dabei bin ich mir sicher, der Kerl ist nicht, wer er vorgibt zu sein! Stöbert auf dem ganzen Besitz herum! Die Fässer in dem Stollen hat er auch gleich gefunden …“
„Nun, solange er dieser falschen Fährte folgt und die alte Mine bewacht, kommt er uns nicht in die Quere“, warf Joshua höhnisch ein.
„Aber es ist gefährlich, das Haus als Lager zu nutzen. Der Tunnel, der in den Keller führt, wurde seit mindesten hundert Jahren nicht benutzt, und die Decke bröckelt stellenweise. Ich habe mein Möglichstes getan, die Einsturzgefahr zu bannen, trotzdem gefällt mir die Sache nicht – außerdem wird der Lärm bis ins Haus zu hören sein! Fehlt nur, dass jemand nachsehen kommt.“
„Für den Fall bin ich ja da!“, versicherte Joshua. „Die Ladung in dem Bergwerk zu lagern, ist so offensichtlich, dass Beck sie früher oder später gefunden hätte. Du kennst ihn nicht! Er kann ein wahrer Teufel sein! Deshalb war es besser, ihn
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