Stürmische Liebe in Cornwall
Streifzügen über den Besitz auffallen müssen. Unter Umständen hatte man ihn dabei beobachtet. Schon die Tatsache, dass Cliff-Cottage wieder bewohnt war, hatte Verdacht erregt und Hambleton auf die Bildfläche gebracht. Der Mann war mit Sicherheit der Vordenker dieser Bande und hatte schon in Spanien den Verrat an seinen Landsleuten begangen, ganz wie Jack vermutete.
Wenn das stimmte, war Leutnant Humble ein absolut gnadenloser Mensch, der um Geld jede Loyalität vergaß und auch vor einem Mord nicht haltmachen würde. Dann aber waren die Damen auf Sawlebridge wahrhaftig in Gefahr.
Eigentlich hatte er Marianne ausweichen wollen, da er wusste, wenn er sie noch häufiger traf, würde er der Versuchung erliegen und sie verführen. Sie verdiente einen besseren Mann als ihn – zumindest keinen, der so war, wie er es noch vor nicht allzu langer Zeit gewesen war – dennoch war es ihm schwergefallen, ihr fern zu bleiben, obwohl der Gedanke an Heirat ihm fernlag. Wäre sie aus anderen Kreisen, hätte er sie gebeten, seine Mätresse zu werden, so aber würde es im besten Fall auf eine kleine Tändelei hinauslaufen. Nun, ein paar Küsse hatten noch niemandem geschadet.
Dass er sich mit diesen Überlegungen selbst belog, wollte er sich jedoch nicht eingestehen, falls es ihm überhaupt klar war.
Jedenfalls würde er zum Herrenhaus gehen müssen, um sie erneut zu warnen, doch zuerst musste er mit Robbie sprechen.
Dr. Thompson war früher als sonst zu der üblichen freitäglichen Teestunde eingetroffen, um in Ruhe mit Lady Edgeworthy sprechen zu können.
Marianne ging derweil in den Garten, um Rosen für die Vasen zu schneiden. Eben legte sie die ersten Blüten in ihren Korb, als sie Drew erspähte. Ihr Herz machte einen Sprung, doch sofort kämpfte sie gegen das Verlangen an, das sein Anblick in ihr weckte. Sie musste kühl und distanziert erscheinen, damit er nicht glaubte, dass sie es auf ihn abgesehen hätte.
Sie grüßte ihn zurückhaltend und fügte hinzu: „Sie haben meine Nachricht erhalten?“
„Ja, natürlich. Marianne, mir scheint, wir haben beide denselben Gedanken. Allerdings war ich mir nicht sicher, bis ich heute Morgen Leutnant Humble sah. Nur, ob er sich unter falschem Namen in der Armee einschreiben ließ oder ob er sich die Identität des Verwandten ihrer Tante aneignete, muss sich noch herausstellen. Sagen Sie, wie gut kennt sie ihn?“
„Ich glaube, sie hatte ihren Verwandten nie zuvor gesehen – die Familien standen nicht auf bestem Fuße, vermute ich. Mr. Hambleton tauchte ein paar Wochen nach Cedrics Tod bei meiner Tante auf, sagte sie mir, und stellte sich als der Cousin ihres Gatten vor.“
„Also erscheint Joshua, der mitfühlende Verwandte, pünktlich auf der Bildfläche, als Ihre Großtante um einen lieben, ihr nahestehenden Menschen trauert. Ziemlich verdächtig, finden Sie nicht auch?“
„Ich hatte schon beim ersten Sehen das Gefühl, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Doch Tante Bertha schien ihn zu mögen …“ Sie zögerte. „Da ist noch etwas: Er hat sie ziemlich eindringlich zu überreden versucht, ihm den Besitz zu verpachten und ihren Wohnsitz nach Bath zu verlegen. Es hat sie schrecklich aufgeregt.“
„Ha, er braucht hier freie Hand! Was ich entdeckte, war nämlich meiner Ansicht nach als Ablenkungsmanöver gedacht. Er muss größere Pläne haben – und nicht nur, was Schmuggelware angeht.“
„Was meinen Sie?“
Mariannes offener, klarer Blick ließ ihn zögern. Ihm war klar, dass sie sich bewusst zurückhielt, weil er ihre Gefühle verletzt hatte. Schließlich sagte er: „Eigentlich sollte ich schweigen, um die Gefahr, in der Sie wahrscheinlich schon schweben, nicht noch zu vergrößern.“
Sie sah ihn herausfordernd an. „Aber wenn Sie sprechen, kann ich die Gefahr besser einschätzen als jetzt und mich vorsehen.“
„Sehen Sie, ganz sicher bin ich mir nicht, doch ich glaube, dass Humble oder Hambleton, wie er sich nennt, für die Franzosen arbeitet.“
„Sie meinen, er ist ein Spion?“
„Ja“, sagte Drew düster. „Er ist ein absolut widerlicher Bursche, der auch vor blankem Mord nicht zurückschreckt. Um Ihre Tante loszuwerden, ging er nur deshalb so raffiniert und hinterhältig vor, um keinen Verdacht auf sich zu lenken. Wenn das Laudanum sie getötet hätte, wäre das einer natürlichen Ursache zugeschrieben worden. Sie, Marianne, haben das durch Ihr Kommen verhindert.“
„Wie konnte er so kaltherzig sein, wo sie sich ihm gegenüber so
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