Stürmische Liebe in Cornwall
bloßen Händen umbringen können. Plötzlich fiel ihm ein, dass es noch eine letzte Möglichkeit gab, an das Geld zu kommen – Marianne. Sie würde alles erben! Hatte er nicht einen recht guten Eindruck auf sie gemacht? Außerdem war sie sehr schön. Er würde sie um ihre Hand bitten … war die Ehe erst geschlossen, was sprach dann später gegen einen kleinen Unfall?
Er verabschiedete sich barsch von seinem Zuträger und ging hinaus.
Drew hatte das Treffen unbemerkt aus einem entfernten Winkel der Kneipe beobachtet, folgte Hambleton jedoch nicht, sondern hielt dessen Gesprächspartner im Auge, der äußerst mürrisch dreinschaute, so, als ob das Geschäft nicht zufriedenstellend abgelaufen wäre.
Drew winkte dem Schankmädchen und ließ sich einen Krug Bier und eine Flasche Rum an den Tisch bringen, und als der Mann sich schließlich zu gehen anschickte, stand er auf und vertrat ihm den Weg. „Einen Augenblick, mein Freund. Ob Sie wohl ein wenig Zeit übrig haben?“
„Was wollen Sie?“, fragte Bill Symonds misstrauisch. Aus Erfahrung erkannte er trotz der typischen Seemannskleidung des Fremden sofort dessen vornehme Abstammung. Was man von diesem knickrigen Hambleton nicht sagen kann, dachte er und setzte mit einem Blick auf die großzügig bemessenen Getränke hinzu: „So leicht plaudere ich nicht.“
„Und was bringt Sie auf den Gedanken, dass es mir darum zu tun ist?“ Drew hob die Brauen.
„Würden Sie sich sonst herablassen, mir was zu spendieren? Na, ich will Ihnen sagen, was ich weiß – aber es muss sich lohnen.“
Wortlos legte Drew zwei Goldstücke auf den Tisch. „Ich möchte etwas über den Mann hören, der gerade mit Ihnen sprach – wie er wirklich heißt und was Sie ihm erzählt haben, dass er derart verärgert war. Wo dieses Gold herkommt, gibt es im Übrigen noch mehr.“
Symonds steckte die Münzen rasch ein. „Er nennt sich Hambleton, doch die Familie war von Adel, und das ist er bestimmt nicht, dafür habe ich ein Auge. Er wollte die Klauseln eines Testaments wissen. Ich bin nämlich Schreiber beim örtlichen Anwalt.“
„Hambleton bezahlte Sie also für die Information?“
„Ja. Hat er schon einmal. Na ja, die alte Dame hatte ihm alles vermacht, da war er verflixt erfreut. Aber jetzt hat sie das Testament geändert. Vielleicht ist sie ihm ja auf die Schliche gekommen. Nun kriegt die Großnichte alles …“ Er trank einen großen Schluck aus seinem Krug, ehe er fortfuhr: „Ich darf Ihnen den Namen der Klientin nicht sagen, Sie wissen schon, Schweigepflicht.“
Drew schnaubte verächtlich. „Das fällt Ihnen aber früh ein! Egal, die Details brauche ich nicht, wahrscheinlich kenne ich die fragliche Dame.“ Während er dem Mann eine weitere Münze zuschob, sagte er: „An Ihrer Stelle hielte ich mich in Zukunft zurück, Sir, sonst könnte Ihre Stellung bald verfügbar sein.“
Mit diesen Worten stand er auf und ging hinaus.
Soeben war Lady Edgeworthys Anwalt eingetroffen, deswegen hatte Marianne sich diskret zurückgezogen und saß nun mit ihrem Skizzenbuch auf einer Bank im Garten. Sie wollte die Gelegenheit nutzen und die herbstliche Stimmung einfangen, die über Park und Garten lag. Wenn das Bild gut wurde, könnte es vielleicht, hübsch gerahmt, als Geburtstagsgeschenk für ihre Mutter dienen. In ihre Arbeit vertieft, bemerkte sie nicht, dass sich jemand näherte, bis ein Schatten über sie fiel. Als sie sich umsah, erkannte sie Joshua Hambleton. Mühsam ihren Verdruss verbergend, nickte sie ihm zu.
„Habe ich Sie heute Morgen beleidigt, Marianne?“
„Nun, ich halte es nicht für richtig, mit mir über Dinge zu sprechen, die zu entscheiden allein bei meiner Tante liegen.“ Marianne formulierte bewusst behutsam, denn sie spürte, dass er trotz seiner scheinbaren Freundlichkeit wütend war.
„Natürlich haben Sie recht.“ Er setzte sich neben sie auf die Bank. „Deshalb möchte ich um Entschuldigung bitten. Meine Sorge um Lady Edgeworthys Gesundheit verleitete mich wohl zu voreiligen Worten.“
Er spielte den perfekten Gentleman, zerknirscht und ängstlich bemüht, wie man es erwarten konnte. Kein Wunder, dass eine einsame alte Dame, die gerade einen herben Verlust erlitten hatte, von seinem Charme eingenommen worden war.
„Reden wir nicht mehr darüber, Sir. Es bedarf keiner Entschuldigung mir gegenüber; meine Tante war allerdings ein wenig aus dem Gleichgewicht.“
„Dann will ich es nicht mehr erwähnen. Ich hoffe, Sie halten mich nicht für
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