Stürmische Verlobung
bleiben will?«
»Ganz allein an ihrem Hochzeitstag, ohne ihre Familie an ihrer Seite«, schluchzte Tante Letitia leise. » Einer von uns muss dabei sein.« Ihr Blick fiel auf Eliza.
»Oh nein, Tantchen.« Eliza war perplex. »Du kannst doch nicht im Ernst von mir erwarten, dass ich ihr nachfahre?«
»Junge Liebende nehmen immer die Great North Road«, sagte Tante Viola. »Es ist der schnellste Weg nach Gretna Green und zu einer raschen Hochzeit. Du kannst sie sicher noch einholen, wenn du jetzt gleich in unserer Kutsche aufbrichst.«
»Das möchte ich doch sehr bezweifeln. Wenn man Jenny glauben kann, ist Grace vor wenigstens einer Stunde fortgegangen.«
Tante Letitia schlang ihre Arme um Elizas Kopf und drückte ihn an ihren prallen Busen, so dass Eliza fast erstickte. »Aber du wirst es doch wenigstens versuchen , für uns, oder nicht, Liebes?«
Eliza befreite sich aus dem Klammergriff ihrer Tante und atmete tief durch.
»Wenn du ihr nicht nachfährst, Eliza, dann werden wir es tun.« Tante Letitia starrte Eliza herausfordernd an.
» Nein ! Du meine Güte, nein. Wenn irgendjemand sich auf den Weg macht, dann werde ich es wohl sein müssen«, erklärte Eliza den beiden und schickte sich an, in ihr Zimmer zurückzugehen. Doch sie würde nicht die Great North Road nehmen, die von London nach Schottland führte.
Was würde es nützen, wenn sie Grace nachjagte? Sie würde sie niemals einholen, bevor sie verheiratet war, denn die beiden würden gewiss umgehend vor den Traualtar treten, sobald sie in Gretna Green eintrafen. Letztendlich würde sie nichts weiter erreichen, als das glückliche Paar bei seiner Hochzeitsnacht zu stören. Gott behüte . Das würde sie um keinen Preis tun.
Nein, sie würde nicht nach Schottland fahren, sondern stattdessen zum Hafen - und mit der Abendflut nach Italien auslaufen.
Sie hatte sowieso fortgehen wollen, und dieser Gretna-Green-Unfug bescherte ihr einen ausgezeichneten Vorwand, dies zu tun.
»Wunderbar, Liebes«, sagte Tante Letitia und folgte ihr ins Zimmer. »Hier, nimm meine Geldbörse. Du wirst Geld für Herbergen und dergleichen brauchen. Während du fort bist, werden wir dein Kostüm für deine Rückkehr zurechtmachen.«
»Mein Kostüm?« Eliza sah sie verständnislos an. »Aber, Tantchen, ich habe keine Verwendung für ein Kostüm.«
»Ach, Unsinn!«, flötete Tante Letitia. »Wenn Grace vorhat, zu dem Maskenball zu gehen, dann werden wir alle hinter ihr stehen. Wir stehen geschlossen, einig im Ziel. Regel eins, erinnerst du dich noch?«
»Du denkst doch nicht wirklich, dass Grace nach der Demütigung, die sie beim Fest der Cowpers erlitten hat, zu diesem Maskenball gehen wird«, wand Tante Viola ein.
Tante Letitia zog ihre Augenbraue hoch und nickte. »Doch,
genau das denke ich. Ich glaube, unsere Grace ist aus härterem Holz geschnitzt, als wir je erkannt haben.« Sie sah Eliza an, dann ihre Schwester. »Und das ist gut so, sage ich. Wir sollten uns alle ein Beispiel an unserer kleinen Grace nehmen.«
»Wir haben bereits unsere Billetts«, bemerkte Tante Viola.
»Ja, die haben wir, Schwester. Und deshalb werden wir auch an dem Maskenball bei Almack’s teilnehmen und der feinen Gesellschaft beweisen, dass wir über solch gemeinen Tratsch erhaben sind.«
»Hört, hört!«, jubelte Tante Viola. »Außerdem geht das Gerücht um, dass die Königin zu dem Ball kommen wird.« Dann versiegelte sie augenblicklich und zweifellos auf irgendein heimliches Zeichen ihrer Schwester hin ihre Lippen und sagte kein weiteres Wort zu dem Thema.
Das kam Eliza merkwürdig vor. Sie ahnte, dass hier einer weiteren List der Weg bereitet wurde. Doch da sie nicht vorhatte, an dem Maskenball teilzunehmen, weil sie sich in zwei Wochen bereits im schönen Italien sonnen würde, ließ sie die Bemerkung im Raum stehen.
»Wie wollt ihr … Ich meine, wie wollen wir es schaffen, auch nur durch die Tür gelassen zu werden?«, erkundigte sich Eliza. »Eine der Schirmherrinnen, Lady Cowper, um genau zu sein, wird uns gewiss Hausverbot erteilen. Es ist eine private Veranstaltung.«
Tante Letitia zog ihre Augenbraue hoch und deutete mit ihrem Zeigefinger einen Kreis um ihre Augen an. »Es ist ein Masken ball, mein Liebes.«
Eliza musste unwillkürlich über Tante Letitia kleine Darstellung kichern. Sie ertappte sich dabei, dass der Gedanke, ihre beiden wunderlichen alten Tanten für lange Zeit nicht wiederzusehen, sie bereits jetzt mit Wehmut erfüllte.
Magnus schritt nervös in der
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