Stürmische Verlobung
beengten Sakristei auf und ab, während sein Onkel zum fünften Mal in ebenso vielen Minuten auf die Uhr sah.
»Sie verspätet sich ein wenig, das ist alles«, versicherte Pender ihm, doch seine Zappeligkeit verriet seine Nervosität. »Du kennst ja die Ladys. Sie wollen an ihrem Hochzeitstag immer besonders hübsch aussehen.«
»Ja, ich weiß«, erwiderte Magnus, doch die Bemerkung vermochte nicht, seine Befürchtungen zu beschwichtigen - nicht dass sie nicht kommen würde, sondern dass sie doch noch kommen würde.
»Beruhig dich, Somerton.« Pender streckte die Hand aus, fasste Magnus bei der Schulter und zwang ihn stehenzubleiben. »Sie wird schon gleich kommen, und deine finanziellen Sorgen werden der Vergangenheit angehören.«
Magnus sah Pender an, dann drehte er sich um und öffnete die Tür einen Spaltbreit.
Die Gemeinde, die es offenkundig leid geworden war, vor der Kirche auf Braut und Bräutigam zu warten, war in die Kapelle gekommen und hatte auf den Bänken Platz genommen. Ein neugieriges Raunen erhob sich, als die Freunde und Familie der Peacocks sich für die Trauung der Gemeinde anschlossen.
Der Morgen war warm, und die Kirche heizte sich zusehends auf. Die ersten silbernen Riechfläschchen wurden hervorgeholt und unter Nasen gehalten, um die Sinne zu beleben, was den Geruch der Menge noch verstärkte.
Dann endlich öffnete der Vikar die äußere Tür und ließ beide Flügel offenstehen, während er den Mittelgang entlangeilte und in die Sakristei schlüpfte.
»Mylord, ich bitte vielmals um Verzeihung, dass Sie es von mir erfahren müssen …« Der Vikar rang nervös seine dünnen Hände.
»Was ist?« Pender trat vor. »Es ist etwas passiert.«
»Bitte, fahren Sie fort«, drängte Magnus den Vikar. Konnte es sein, dass Caroline heute Morgen nicht kommen würde? Bitte, lieber Gott, mach, dass es so ist.
»Ach, es gibt keine rücksichtsvolle Art, es Ihnen zu sagen.« Der Vikar schluckte schwer, dann sah er Magnus ins Gesicht. »Ich fürchte, Miss Peacock kann Sie heute nicht heiraten, Sir.«
»Was?«, krächzte Pender. »Warum zum Teufel nicht?«
Magnus’ Herz begann in freudiger Erwartung zu pochen, während der Vikar, sichtlich indigniert über Penders Worte, weitersprach.
»Allem Anschein nach ist sie bereits mit einem gewissen Mr. George Dabney verheiratet, dem Sohn eines Baronets. Sie sind gestern Abend durchgebrannt und haben bei Morgengrauen mittels einer eigens eingeholten Heiratserlaubnis den Ehebund geschlossen. Es ist abscheulich, dass sie Sie in dieser Weise sitzengelassen hat. Einfach abscheulich . Ich habe es gerade erst erfahren.«
Magnus ergriff die Hand des Vikars und schüttelte sie überschwänglich. Dann umarmte er den verblüfften kleinen Mann, hob ihn hoch und schwenkte ihn überglücklich im Kreis herum, übermannt von Erleichterung.
»Vielen Dank! Vielen Dank für diese Nachricht, Sir.« Er stellte den Vikar wieder auf die Füße und stürmte jubelnd aus der Sakristei, an der verblüfften Gemeinde vorbei und zur Tür hinaus.
Er musste Eliza finden. Er würde sie noch heute bitten, seine Frau zu werden, zum Teufel mit Hawksmoor. Und diesmal würde er kein Nein akzeptieren.
Regel zwanzig
Eine erfolgreiche Eroberung wird oftmals durch listige Täuschung erreicht.
Atemlos und zerzaust von seinem halsbrecherischen Galoppritt durch Mayfair traf Magnus endlich am Hanover Square ein. Er sprang von seinem Pferd und warf die Zügel einem Bediensteten zu, dann lief er die Stufen zur Haustür der Feathertons hinauf.
Er war frei . Frei von den Peacocks. Frei, Eliza zur Frau zu nehmen - wenn er sie nur überreden könnte, Hawksmoor den Laufpass zu geben und stattdessen seinen Ring zu tragen.
Und Gott stehe ihm bei, er würde es schaffen. Er war dem Ziel seiner Träume zu nah, um sich von irgendwelchen Hindernissen aufhalten zu lassen.
Magnus gönnte sich einen kurzen Moment, um sich zu fassen, dann grub er in seiner Tasche, bis er das beruhigende Büttenpapier der Heiratserlaubnis fühlte, die er sich vor nur einer Stunde in der Kanzlei des Erzbischofs von Canterbury hatte ausstellen lassen.
Alles war arrangiert. Er und Eliza hatten die offizielle Erlaubnis zu heiraten. Sie musste nur einwilligen, und er würde sie stehenden Fußes vor den freundlichen alten Vikar führen, der nur auf ein Wort von ihm wartete, um die Trauung zu vollziehen.
Magnus’ Herz hämmerte wie wild in seiner Brust, während er zweimal den Messingklopfer aufschlagen ließ. Doch nach
einer
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