Stürmische Verlobung
während sie zu ihrer Gastgeberin hinübersah.
Lady Hogart blieb das Unbehagen ihrer Gäste, ganz im Gegensatz zu ihrem Gatten, nicht verborgen. Sie klatschte in die Hände und löste damit die gespannte Stimmung im Raum. »Mein Gemahl hat letzte Woche bei Tattersall’s einen wirklich famosen Fuchs erstanden«, begann sie.
Lord Hogart starrte seine Frau mit glasigen Augen wütend an und tat ihre Bemerkung mit einer schlaffen Geste ab. »Versuchen Sie nicht, mir über den Mund zu fahren, Madam. Außerdem verstehen Sie nicht das Geringste von Pferden. Sie sollten besser Ihren Mund halten, statt sich im Beisein unserer Gäste zum Narren zu machen.«
Lady Hogart hob ihre Serviette an die Lippen, während erste Tränen in ihren Wimpern glitzerten. Doch sie schwieg, um keinen weiteren Tadel zu riskieren.
Elizas schnürte es das Herz zusammen, sie so zu sehen. Unter
dem schönen Schein des opulenten Festmahls und des eleganten Hauses war Lady Hogart eine unglückliche Frau, gefangen in einer Ehe mit einem Scheusal erster Güte. Sie wandte ihren Blick von Lady Hogart ab, um ihrer Gastgeberin zu erlauben, wenigstens etwas Würde zu wahren, und hoffte, dass die anderen Gäste es ebenso taten. Während sie ihren Kopf wegdrehte, begegnete sie Graces überraschtem Blick.
Eliza zog vielsagend ihre Augenbraue hoch. Da siehst du, was die Ehe einer Frau antut , hätte sie ihrer Schwester am liebsten zugerufen.
Lord Hogart hob seinen Kristallkelch und schlürfte gierig einen großen Schluck Wein. »Welches Anrecht haben die Amerikaner auf britische Handelsschiffe? Sie laufen Amok, sage ich euch«, knurrte er. »Wir müssen schnell und hart durchgreifen und ihnen diese Flausen austreiben. Das ist unsere Pfllicht und unser Recht, so wie es die Pfllicht eines Mannes ist, seine Frau an die Kandare zu nehmen.«
Die Tränen, die Lady Hogart zurückgedrängt hatte, brachen sich nun endgültig Bahn und liefen über ihre Wangen.
Eliza umklammerte ihre Gabel. Sie holte tief Luft, um ihre Meinung zu sagen, als Lord Somerton ganz sacht ihre Hand berührte. Eliza stockte und sah ihn an.
»Da stimme ich Ihnen zu, Hogart«, sagte er. »Unser Bund mit Amerika sollte wie eine Ehe sein.«
Eliza verschlug es den Atem. Sie drehte sich um und starrte Magnus an. Er konnte doch wohl nicht wirklich ihrem abscheulichen Gastgeber zustimmen!
Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Tante Viola ihren Kopf schüttelte und knapp über der Tischkante mit fünf Fingern winkte. Regel fünf. Schütze Unterlegenheit vor .
Hogart klemmte sein Monokel ins Auge und betrachtete Magnus eingehend. »Freut mich, dass Sie mir beipflichten, Somerton.«
Magnus hob die Hand. »Lassen Sie mich aussprechen.«
Sie würde ebenfalls gerne hören, was er zu sagen hatte, entschied Eliza. Sie faltete ihre Hände im Schoß, lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und erlaubte Magnus so freies Blickfeld auf Lord Hogart.
»Unser Bund mit Amerika sollte wie eine Ehe sein …« Er wandte den Kopf und fixierte Eliza mit seinem Blick. »Eine Verbindung, in der beide wachsen, weil sie ihre Kräfte und Mittel vereinigen.«
Eliza sah auf ihre Serviette. Ein ebenso erleichtertes wie zugegebenermaßen überraschtes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel.
Schließlich hob sie ihren Blick wieder und studierte Magnus’ Profil. Vielleicht war an diesem Lord Somerton doch mehr dran, als sie ihm zugestand. Vielleicht sogar viel mehr.
Als das Mahl beendet war, zogen die Ladys sich zurück und überließen die Gentlemen sich selbst, damit sie im Esszimmer ungestört Brandy und importierte Zigarren genießen konnten.
Eliza hatte kein Verlangen danach, getadelt zu werden, weil sie es zugelassen hatte, dass Miss Peacock Magnus bei Tisch gänzlich mit Beschlag belegt hatte, daher plauderte sie betont angeregt mit einer anderen jungen Lady, die ebenfalls ihre erste Ballsaison genoss . Schließlich ergab sie sich jedoch dem Unausweichlichen, gesellte sich zu ihren Tanten und ihrer Schwester, die neben dem Kamin standen, und wappnete sich für ihre Rüge.
»Ich kann es nicht, Tantchen«, erklärte Grace Tante Letitia leise. »Der Mann ist zwar leidlich attraktiv, aber er besitzt die Intelligenz einer … einer schleimigen Schnecke . Ich kann nicht länger Unterlegenheit vorschützen.«
»Eine schleimige Schnecke, sagst du? Hmm«, erwiderte
Tante Letitia gedankenverloren. Sie öffnete ihren Fächer und wedelte damit vor ihrem Gesicht, während sie Eliza mit einem enttäuschten Blick bedachte. »Dann
Weitere Kostenlose Bücher