Stürmische Verlobung
ist er vielleicht nicht der Richtige für dich, Gracie.«
»Das ist er ganz sicher nicht«, flüsterte Grace, »aber ich fürchte, er sieht das anders.«
Tante Violas Augen begannen zu leuchten. »Erwartest du einen Antrag?«
»Ich weiß es nicht.« Grace wurde schlagartig blass. »Möglich.«
Eliza sah ihre Schwester an. »Doch wohl kaum nach einem einzigen Abend.«
Grace rang ihre Hände. »Ich glaube, Regel fünf ist zu erfolgreich gewesen. Da wir noch neu in London sind, hatte man mich nicht vor seinem öden Charakter gewarnt. Meine Bemühungen haben ihm wahrscheinlich mehr weibliche Gunst eingebracht, als er seit Jahren genossen hat.«
Eliza biss sich auf die Lippen, um ein schallendes Lachen zu unterdrücken.
Das Scharren einer Schiebetür ließ Eliza aufblicken. Die Männer hatten sich hinlänglich an Spirituosen und Tabak gütlich getan und gesellten sich wieder zu den Damen.
»Da ist Somerton, Lizzy. Schnapp ihn dir!« Tante Letitia schubste Eliza grob in die Mitte des Raums. »Beeil dich.«
Eliza machte einen Schritt vorwärts, entschlossener denn je, eine Erklärung für Magnus’ angebliche Verlobung zu verlangen.
Doch die beiden Peacocks waren unnatürlich flink. Sie stürzten vor und fingen Lord Somerton und Mr. Pender ab, sobald die beiden eingetreten waren, dann gingen alle vier auf die andere Seite des Raums. Verdammt! Caroline war ihr abermals zuvorgekommen.
Mr. Dabney, der Sohn eines Baronets und demzufolge nach
den Maßstäben der vornehmen Gesellschaft ein Bürgerlicher, kehrte als Letzter in den Salon zurück. Sein Blick schweifte suchend durch den Raum. Als er Grace entdeckte, begann er zu strahlen.
Grace riss entsetzt die Augen auf. »Lieber Himmel! Dort kommt Mr. Dabney. Bitte entschuldigt mich.« Mit diesen Worten trat Grace eilig den Rückzug ins Damenzimmer an.
Eliza drehte sich um und kehrte widerstrebend zu ihren Tanten zurück, doch es war zwecklos. Ihr Blick wanderte immer wieder ungebeten zu Magnus. Er sollte eigentlich vorgeben, ihr Galan zu sein, und sich nicht mit dieser Kuh, Miss Peacock, amüsieren. Sie musste unbedingt mit ihm reden. Musste wissen, ob er tatsächlich mit ihr verlobt war.
In diesem Moment, so als würde er ihren unausgesprochenen Wünschen gehorchen, sah Magnus auf, und ihre Blicke trafen sich. Um seine Mundwinkel spielte ein leises Lächeln, und er zog schelmisch seine Augenbrauen hoch.
Ihre Wangen brannten, und sie wandte sich eilig ab und versuchte, der Unterhaltung ihrer Tanten zu folgen. Wie sehr ihr doch die lächerliche Etikette der vornehmen Gesellschaft zuwider war. Wäre sie ein Mann, dann könnte sie einfach hinübergehen und eine Aussprache verlangen. Doch eine Dame konnte das nicht. Eine Dame musste sich in Geduld üben.
Kurz darauf fand Eliza abermals den Mut, in Lord Somertons Richtung zu schauen, um zu sehen, ob er noch immer in seine Unterhaltung vertieft war. Doch als sie ihren Kopf umwandte, wäre sie vor Schreck beinahe gestrauchelt. Magnus hatte die Peacocks der Obhut seines Onkels überlassen und stand nun direkt neben ihr.
»Miss Merriweather«, sagte er mit einer höflichen Verbeugung.
Tante Letitia und Tante Viola zogen verschwörerisch grinsend
zum nächsten plaudernden Grüppchen weiter und ließen Eliza und den Earl taktvoll allein.
»Ich bitte um Verzeihung. Ich weiß, dass Sie unsere Unterhaltung fortsetzen wollten, doch es dauerte länger als erwartet, mich von Miss Peacock loszureißen.«
»S-sie hätten mir ein Zeichen geben sollen«, sagte Eliza, leicht erschreckt, wie schrill ihre Stimme klang. »Ich wäre zu Ihrer Rettung geeilt.«
Magnus zog fragend seine Augenbraue hoch. »Sie mögen Miss Peacock nicht?«
»Wie könnte ich mir ein solches Urteil erlauben? Ich kenne sie ja kaum.«
Eliza schaute zu Caroline Peacock hinüber, die inzwischen angeregt mit Mr. Dabney plauderte. Erstaunlicherweise schien er sie bei weitem nicht so zu langweilen wie zuvor Grace. Um genau zu sein, Caroline sah aus, als würde ihr die Unterhaltung tatsächlich Spaß machen. Andererseits waren Kühe nicht unbedingt für ihre Intelligenz berühmt, oder?, amüsierte sich Eliza im Stillen.
Eliza drehte sich wieder zu Magnus um. Sie neigte den Kopf zur Seite und betrachtete ihn einen Moment lang eingehend. »Aber Sie mögen sie, Mylord.«
»Sie ist reizend. Und sehr manierlich. Und sie sieht auch gut aus, muss ich gestehen«, sagte er nachdenklich. »Aber Miss Peacock war meines Vaters Wahl als Braut für meinen Bruder , den
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