Stürmische Verlobung
gewiss sein, dass die beiden etwas Großes im Schilde führen.«
Regel sieben
Wenn Vögel erschreckt auffliegen, steht ein Angriff aus dem Hinterhalt bevor.
Von dem Moment an, als sie in Kennington den Eingang der Lustgärten passierten, war Eliza hingerissen von dem spektakulären Zauber der Vauxhall Gardens. Tausende von farbigen Glaslaternen funkelten in den Bäumen und flackerten in der hereinbrechenden Nacht wie bunte Libellen. Honigsüße Melodien wurden von der leichten Luft herangetragen, während Londons feine Gesellschaft elegant gekleidet in Schwärmen die hell erleuchtete Promenade entlangschlenderte, um zu sehen und gesehen zu werden.
Und dennoch wünschte Eliza sich von Herzen, sie wäre irgendwo anders. Und mit jedem anderen als Magnus.
Gebannt von all dem Prunk folgten Eliza und Grace Lord Somerton blind die von Bäumen gesäumten Wege entlang, vorbei an der prachtvollen Rotunde und der herrlichen Piazza mit den fünf Bögen zu einer der vielen Speisestuben im Herzen der Lustgärten. Dort labten sie sich an Konfekt, hauchdünn geschnittenem Schinken, süßen Schwarzkirschen, edlem Wein und zartem Gebäck, während sie sich an der schwungvollen Musik eines Orchesters erfreuten.
Grace seufzte. »Hast du schon jemals etwas so Märchenhaftes gesehen?«
»Nein, das habe ich nicht«, gestand Eliza.
»Ich möchte am liebsten für immer hierbleiben, Schwester.«
Für immer ? Eliza war bereits jetzt eine Stunde zu lange hier. Nachdem Magnus kühn seine Lippen auf die ihren gepresst und ein Feuer tief in ihrem Innern entfacht hatte - wie konnte sie da einen ganzen Abend überstehen, wenn er ihr die ganze Zeit über so nah war? Sie öffnete ihren Fächer und wedelte damit hektisch vor ihren glühenden Wangen.
Plötzlich erschollen laute Stimmen auf der anderen Seite des Gebüschs, die Eliza nur allzu vertraut waren.
»Au, mein Fuß! Du hast ihn mit deinem Stock zerquetscht, Viola!«
»Tut mir leid, Schwester. Es wird nicht wieder vorkommen. Aber du darfst nicht so schreien, sonst entdeckt man uns noch.«
Magnus spähte verblüfft in die Nacht und stand ganz langsam vom Tisch auf. »Irre ich mich, oder sind das Ihre Tanten hinter der Hecke?«
Eliza drehte sich gerade rechtzeitig um, um zwei betagte Damen auszumachen, die sich hinter eine Buchsbaumhecke duckten. Beide trugen schwarze Halbmasken und Kapuzenumhänge. Eliza senkte den Kopf und seufzte, denn auch diese Verkleidung konnte die Identität der beiden weißhaarigen Frauen nicht verbergen.
»Ich hätte mir denken sollen, dass sie auftauchen würden«, sagte Eliza.
Grace nickte zustimmend. »Ja, ihre Ablehnung, uns zu begleiten, war zu vehement.«
»Sollen wir sie bitten, sich zu uns zu gesellen?«, fragte Magnus.
Eliza stand auf und schaute zu den zitternden Büschen. »Ich … denke nicht.«
Magnus starrte sie verwundert an. »Sind Sie sicher?«
»Oh ja.« Eliza setzte sich wieder und spießte ein Stück Schinken mit ihrer Gabel auf. »Sie scheinen im Moment ganz
zufrieden damit zu sein, sich im Gebüsch herumzudrücken, und nichts läge mir ferner, als ihnen den Spaß zu verderben.«
Eliza atmete die belebende Nachtluft ein, während sie nach ihrem Mahl die große Promenade entlangschlenderten. Sie hatte ihre Tanten seit einer halben Stunde nicht mehr gesehen und war beinahe überzeugt, dass sie nach Hause gefahren waren, als sie bemerkte, dass auch Grace nicht länger an ihrer Seite ging.
Sie schaute sich um und sah, dass ihre Schwester stehengeblieben war, um eine Truppe von Jongleuren zu bestaunen. »Wir sollten auf Grace warten«, erklärte Eliza Magnus, während sie ihre behandschuhten Finger ausstreckte, um eine weiße Motte zu fangen, die an ihrer Nase vorbeiflatterte.
Sie wollte nicht mit ihm allein sein, selbst an einem so öffentlichen Ort wie den Vauxhall Gardens.
Mehrere vornehme Paare kamen vorbei und musterten sie neugierig, während sie grüßten. Magnus ergriff Elizas Hand und legte sie auf seinen Arm. Er lächelte, als erwarte er eine Belobigung für gutes Betragen.
»Sie müssen wirklich nicht den ergebenen Galan spielen, Mylord«, sagte Eliza. »Schließlich machen Sie mir ja nicht wirklich den Hof.«
»Ich bin kein Freund von halben Sachen«, erwiderte er tonlos.
Seine Berührung ließ Eliza am ganzen Leibe erbeben. Sie sah zu ihm, zu seinem Mund, und erinnerte sich an die Inbrunst seines Kusses. Allein bei dem Gedanken daran wurden ihr die Knie weich. »Nein, da haben Sie wohl recht«, brachte sie mit
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