Stürmische Verlobung
als wäre nichts passiert.
Und Eliza war auch überzeugt, dass es ihr gelungen sei, eine gelassen heitere Miene aufzusetzen. Das heißt, bis sie einen Blick auf ihr Gesicht in dem Spiegel im Flur erhaschte, und ihr das Wort Magenschmerzen durch den Sinn schoss.
»Und was sagen Sie jetzt zu einem Besuch in den Vauxhall Gardens?«, fragte Magnus Eliza, als sie den Salon betraten. Er war sich sicher, dass Elizas Tante Letitia seine Einladung in ihrem Namen annehmen würde, falls Eliza es nicht tat.
Warum er so erpicht darauf war, mit Eliza die berühmten Lustgärten zu besuchen, vermochte er nicht zu sagen. Er wusste nur, dass er, seit er sie beim Fest der Hogarts gesehen hatte, mit ihr allein sein wollte - mit Eliza Merriweather, der gesellschaftlichen Außenseiterin, die keinen Penny besaß.
»Die Vauxhall Gardens?« Eliza riss ihre Augen in einer Weise auf, die beinahe ängstlich anmutete.
Er wollte ihr versichern, dass sie sich keine Sorgen zu machen bräuchte. Dass er einen Fehler begangen hätte, als er sie küsste, doch dass er jetzt wieder ganz Herr seiner selbst war. Dass er es nicht zulassen würde, dass seine Leidenschaft abermals die Oberhand über seinen Verstand und seinen Körper gewann.
Doch die allzu kurze Kostprobe ihrer vollen Lippen hatte nicht genügt, um sein Verlangen zu stillen. Und wenn auch nur die kleinste Chance bestand, ihr abermals einen Kuss zu stehlen, dann würde er diese ergreifen, das wusste er im dunkelsten Winkel seines Herzens ganz genau.
Auf einmal begannen Elizas Augen zu funkeln, als hätte sie einen Geistesblitz. »Warum gehen wir nicht alle zusammen aus?« Sie wandte sich an ihre Tante Letitia. »Ihr werdet euch uns selbstverständlich anschließen. Es ist ein so schöner Abend.«
Elizas unerwarteter listiger Vorschlag warf Magnus aus der Bahn. Ein Familienausflug war nicht das, was ihm vorgeschwebt hatte.
Doch zum Glück wedelte Tante Letitia ablehnend mit einer Leinenserviette. »Lieb gemeint, Lizzy, aber ich bin viel zu alt, um irgendwo zu lustwandeln, es sei denn in meinem heimischen Salon.«
Plötzlich tauchte Tante Viola in der Tür auf, anscheinend unversehrt von ihrer angeblichen Anwandlung. Sie stieß ein bedauerndes Seufzen aus und nickte beipflichtend. »Und ich bin viel zu erschöpft. Aber du kannst gern mitgehen, Liebes.« Sie deutete auf Grace. »Aber bitte, sei nicht zu streng als Anstandsdame.«
Magnus sah, wie sich Elizas verkrampfte Schultern entspannten, als sie sich augenblicklich für diese Idee erwärmte.
»Oh ja, du musst mitkommen, Schwester.«
Grace schnitt eine Grimasse. »Als Anstandsdame? Aber ich bin unverheiratet.«
Lady Letitia rümpfte schelmisch die Nase. »Unsinn, Kind. Möchtest du nun in die Vauxhall Gardens gehen oder nicht?«
Magnus sah seine Pläne, mit Eliza allein zu sein, durchkreuzt.
Grace grinste Eliza an und schenkte dann Magnus ein strahlendes Lächeln. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie zu begleiten.«
»Wunderbar«, knurrte Magnus.
Grace sprang mit einem übermütigen Kichern auf und stürmte hinaus ins Vestibül. Dort hielt sie inne und musterte erst ihr eigenes Kleid und dann Elizas, bevor sie mit einem erleichterten Lächeln erklärte: »Wir sind für die Lustgärten doch ganz passend angezogen, findest du nicht, Tante Letitia?«
»Unbedingt«, bestätigte Tante Letitia. »Ihr könnt auf der Stelle aufbrechen.«
»Können wir, Lord Somerton?«, bettelte Grace.
Magnus atmete tief durch. »Aber natürlich. Meine Kutsche wartet.«
Grace nahm ihre Haube von Edgar entgegen und wirbelte dann mit strahlendem Gesicht herum. »Wer weiß, wem wir auf dem Weg begegnen?«
»Das sieht Grace wieder einmal ähnlich«, flüsterte Eliza
Magnus zu. »Sie lässt keine Gelegenheit aus, um Jagd auf einen Ehemann zu machen.«
Als die drei sich anschickten, das Haus zu verlassen, rief Lady Letitia ihnen hinterher: »Wir hoffen doch sehr, dass Sie bei Ihrer Rückkehr noch eine kleine Erfrischung mit uns einnehmen, Lord Somerton.«
»Ja, Sie müssen anschließend unbedingt noch einmal herkommen«, bekräftigte Lady Viola.
Magnus schenkte den beiden Tanten sein einnehmendstes Lächeln. »Es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen, Ladys.«
Die beiden Tanten kicherten wie Backfische, während er, Eliza und Grace zur Haustür hinaus und zu seiner wartenden Kutsche gingen.
»Können Sie mir sagen, warum Ihre Tanten so gekichert haben?«
»Das weiß man bei meinen Tanten nie, Lord Somerton«, antwortete Eliza. »Aber Sie können
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