Stürmische Verlobung
Mühe heraus.
Grace hatte sich von den Jongleuren losgerissen und kam langsam auf sie zu, und so schlenderten auch Magnus und
Eliza weiter. »Sie haben sich bereits ein festes Bild von mir gemacht, nicht wahr, Miss Merriweather?«
»Ach, nun heißt es also wieder Miss Merriweather? Oje. Bis jetzt war ich Eliza, wenn ich mich nicht irre.«
»Ja, und ich war Magnus. Liegt Ihnen etwas auf der Seele?«
Sie blieb stehen und sah ihm in die Augen. Sie konnte ihm nicht gestehen, was sie tatsächlich plagte - dass ihr ganzer Körper bebte und ihre Vernunft über Bord ging, sobald er in ihrer Nähe war. Oder dass sie fürchtete, Gefühle für ihn zu entwickeln - Gefühle, die alles zunichtemachen würden.
Sie holte tief Luft und zwang sich zu einem Lächeln. »Es ist nichts. Ehrlich.«
Sie wünschte, sie könnte ihm eine glaubwürdigere Antwort auf seine Frage geben. Und plötzlich fiel ihr etwas ein, so albern es auch war. »Ich fürchte nur, dass Sie zwar Ihren Teil unserer Abmachung eingehalten haben, indem Sie meinen Verehrer spielen, dass ich jedoch mein Versprechen nicht in gleicher Weise ernst genommen habe.«
Magnus musterte sie. »Sie malen mein Porträt.«
»Ja, aber ich habe noch nicht ernsthaft damit begonnen, nach möglichen Bräuten für Sie Ausschau zu halten. Ich habe noch nicht einmal Miss Peacock ausgehorcht - wenngleich ich meine Zweifel habe, dass sie die Richtige für Sie ist.« Elizas Blick war starr auf Grace gerichtet, die gemütlich einige Schritte hinter ihnen dahinschlenderte.
Magnus drehte sich um und setzte sich wieder in Bewegung. »Verstehe.«
»Dann macht es Ihnen sicher nichts aus, wenn ich Ihnen einige Fragen stelle.«
»Was für Fragen?«
»Die Art von Fragen, die mir helfen festzustellen, welche Eigenschaften Sie sich von Ihrer Braut erhoffen.« Eliza beschleunigte
ihre Schritte, um ihn zu überholen, dann wirbelte sie herum und versperrte ihm den Weg. Er blieb gezwungenermaßen stehen. »Zum Beispiel, ist Intelligenz wichtig für Sie?«
»Intelligenz. Ja.«
Eliza schnaubte unwirsch. »Seien Sie nur nicht so mitteilsam, Mylord. Ich komme bei diesem Wortschwall gar nicht mehr mit.«
Obgleich er nur eine Silhouette war, die sich gegen das helle Licht der Laternen abzeichnete, konnte Eliza sein Grinsen deutlich erkennen.
»Na schön. Intelligenz ist mir sehr wichtig. Mehr als alle anderen Eigenschaften. Ich wünsche mir eine Braut, die belesen ist und sich im Tagesgeschehen und in der Politik auskennt. Aufgeweckt. Klug. Sie sollte ein hübsches Gesicht und eine ansprechende Figur besitzen.«
»So ist es schon viel besser.«
»Und reich muss sie sein.« Magnus starrte sie verblüfft, ja beinahe erschreckt an.
»Was ist? Habe ich etwas zwischen den Zähnen - ein Stückchen Petersilie vielleicht?«, fragte sie in dem Versuch, Magnus aufzuheitern.
»Einmal abgesehen von dem letzten Merkmal, passt meine Beschreibung haargenau auf Sie«, gestand er in überraschtem Ton.
Bei seinen Worten lief ein warmes Kribbeln durch Elizas Körper. Sie war sich nur zu bewusst, wie nah er ihr war und dass sie praktisch allein waren.
Eliza konnte nicht länger dastehen und ihn anstarren, also setzte sie ihren Weg fort. Magnus blieb an ihrer Seite, doch etliche unbehagliche Minuten lang sprach keiner von ihnen ein Wort. Die Stille zwischen ihnen wurde immer angespannter, bis Eliza sich schließlich angehalten sah, das Schweigen zu brechen.
»Wo Grace wohl hin ist?«
Wie aufs Stichwort kam Grace auf sie zugeeilt. Ein hagerer Mann mit silbergrauen Haaren und eine Musikantentruppe folgten in ihrem Schlepptau. Eliza riss erstaunt die Augen weit auf. »Was macht denn Edgar hier?«
Magnus fuhr auf dem Absatz herum und starrte die Promenade hinunter. »Der Butler Ihrer Tanten?«
»Ebender.«
Eliza schaute sich suchend um und entdeckte recht bald ihre Tanten, die sich in einer üppig belaubten Ulmengruppe versteckten.
Grace lief zu Eliza und hielt sich an ihrem Arm fest, während sie nach Atem rang. »Wie es aussieht … wollen uns unsere Tanten … musikalische Unterhaltung … bescheren«, brachte sie zwischen keuchenden Atemzügen hervor.
»Ja, das sehe ich.« Eliza schaute sich besorgt nach einem Fluchtweg um. »Aber ich habe vor, diesen Abend zu genießen. Und ein Ständchen von dilettantischen Straßenmusikanten ist wahrlich nicht meine Vorstellung von guter Unterhaltung.« Eliza wandte sich zu Grace um. »Wenn du dich mir anschließen möchtest, ich habe vor, mich umgehend davonzumachen.
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