Stürmische Verlobung
durchgestrichen hatte. Es war nur der Name einer einzigen Debütantin geblieben. Eliza wand sich innerlich.
Am Rosenholzsekretär ihrer Tanten sitzend, hatte Eliza ihre eigenen Beobachtungen über die begehrtesten Debütantinnen der Saison mit Magnus’ Wunschliste ehefraulicher Tugenden verglichen. Und jetzt, nach zwei langen Stunden, war sie zu dem erschreckenden Schluss gekommen, dass nur eine einzige Frau wie geschaffen für ihn war: Caroline Peacock .
Sie war alles, was Magnus sich erträumte: Schön, bezaubernd, manierlich, intelligent, gebildet und kultiviert. Und, was vielleicht am wichtigsten war, sie war reich. Wenn man dem Tratsch in den gehobenen Kreisen Glauben schenken durfte, dann genügte Miss Peacocks Mitgift allein, um Magnus’ gesamten Schuldenberg zu tilgen.
Caroline Peacock hatte nur zwei Makel, soweit Eliza das feststellen konnte: ihre Familie von Parvenüs und ihren Charakter. Keins von beidem schien Magnus zu stören. Er würde sich mit der Tatsache abfinden müssen, dass die Verlobte seines verstorbenen Bruders, Miss Peacock, die beste Lösung für sein Dilemma war. Außerdem wollte die Familie des Mädchens, dass sie ihn heiratete, um seiner gesellschaftlichen Stellung willen. Keine andere passte in Magnus’ Lage so gut wie sie.
Eliza schob mit einem erstickten Wimmern ihren Stuhl zurück und stand auf. Sie wusste, was sie zu tun hatte.
Morgen, beim Hauskonzert der Hamiltons, würde sie Magnus den Namen der Debütantin nennen, die seine finanziellen, intellektuellen und körperlichen Bedürfnisse am besten erfüllte, und ihn dann von ihrem Arrangement entbinden. Eliza schluckte den bitteren Geschmack der Eifersucht hinunter, die in ihrem Herzen brodelte.
Ihre Hände zitterten, als sie das Blatt Papier zu einem kleinen Quadrat zusammenfaltete und dieses nachdenklich betrachtete. Sie tat das Richtige. Zum Wohle ihrer Familie … und zum Wohle von Magnus.
Wenn es nur nicht so wehtun würde.
Am nächsten Morgen, kaum eine Stunde nach Sonnenaufgang, ging es in Lloyd’s Kaffeehaus bereits hoch her. Die hölzernen Sitznischen waren bis auf den letzten Platz mit Kaufleuten, Bankiers und Gesellschaftern besetzt, die dort dem riskanten Geschäft nachgingen, Schiffe und deren Fracht zu versichern.
Fest entschlossen, die Wahrheit über die Promise und ihren Verbleib herauszufinden, hatte Magnus das Kaffeehaus gerade betreten, als das Stimmengemurmel abrupt verstummte. Alle Augen richteten sich auf einen jungen Mann, der den weitläufigen Raum vom Kontor der Gesellschafter her betreten hatte. Wohlhabende Gentlemen ebenso wie weniger betuchte Männer traten beiseite, um ihn durchzulassen.
Magnus hörte, wie ein Mann einem anderen zuflüsterte: »Das ist der Sekretär des Komitees. Ich habe heute Morgen gehört, dass Bennett neue Meldungen über die Schiffe auf den westlichen Handelsrouten aushängen würde.«
Der Sekretär heftete mehrere lange Bogen an die Wand, dann drehte er sich um und verschwand wieder im Allerheiligsten der Gesellschafter.
Augenblicklich bildete sich eine Traube vor den Aushängen.
Bebende Finger fuhren an den Listen der gesunkenen Schiffe entlang, und hier und dort erschollen gequälte Klagerufe.
Magnus bahnte sich zaudernd einen Weg durch die Menge der Investoren. Er beugte sich über den Gentleman vor sich und fuhr mit zwei Fingern erst an der einen Liste, dann an der nächsten entlang. Und dann an noch einer. Nichts.
Er studierte die Berichte und Meldungen von den Agenten der Westindischen Inseln. Auch hier nichts. Kein Wort von der Promise . Mit einem grimmigen Knurren riss er den letzten Aushang von der Wand und ließ seinen Blick über die sorgfältig geschriebene Liste wandern.
Ein Kellner, der offensichtlich Magnus’ Frustration bemerkt hatte, trat vor und entwand den Aushang behutsam seinen Händen. »Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?«
Magnus sah den jungen Mann an, doch sein Mund war wie ausgetrocknet und blieb stumm.
»Sie können weitere Nachrichten im Buch der Schiffsankünfte und -verluste finden«, erklärte der Kellner ihm und zeigte auf einen großen grünen Pergamentband, der auf einem breiten Pult lag. »Wenn das Schiff in irgendeiner Form versichert ist, dann ist es darin aufgeführt. Und welches Schiff ist das dieser Tage nicht?«
Magnus steckte dem Kellner einige Schillinge in die diskret ausgestreckte Hand und trat wortlos an das Pult. Dort stand er über eine Stunde lang und suchte die Seiten nach irgendeiner Erwähnung seines
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