Stürmische Verlobung
Saison.«
»Gibt es nichts, was Sie tun können, um sich eine Fristverlängerung zu verschaffen?«
»Das habe ich längst versucht.« Magnus schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Nein, ich werde alles verlieren … in nicht einmal einem Monat.«
»Was ist mit Ihrem Stadthaus hier in London? Aus dem können sie Sie doch nicht hinauswerfen.« Furcht und Bestürzung klangen in ihrer Stimme durch.
»Oh doch, das können sie. Wenn die Zeit kommt, wird das Stadthaus verkauft werden. Alles wird verkauft werden. Mir wird nichts bleiben, außer dem kleinen Cottage auf Skye, das meine Mutter mir vermacht hat. Alles andere … ist verloren.«
Eliza schluckte schwer. Seinen Worten haftete eine grausame Endgültigkeit an. Eine resignierte Akzeptanz.
Sie stand ganz langsam auf und ging zu dem eleganten Sekretär in der Ecke des Zimmers. All ihren Mut zusammennehmend, zwang Eliza ihre widerstrebende Hand, die kleine Schublade zur Rechten zu öffnen. Sie griff hinein und holte zaudernd den gefalteten Bogen Büttenpapier heraus, den sie in der Nacht zuvor vorbereitet hatte.
Als sie sich schließlich umdrehte und wieder zu Magnus zurückkehrte, waren ihren Beine bleischwer, so als hingen riesige Gewichte daran. Ach, wenn ihr dies doch nur erspart bliebe. Gerade jetzt, da Magnus am Boden zerstört war.
Sie hielt Magnus den Bogen hin. »Nehmen Sie das«, sagte sie, und ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.
Magnus sah sie verwirrt an. Er faltete den Bogen auseinander und las den einzelnen Namen, der darauf geschrieben stand. »Caroline Peacock?«
»Unser Arrangement«, antwortete sie leise. »Ich habe die diesjährigen Debütantinnen in Augenschein genommen - wie Sie mir aufgetragen haben.«
»Ich verstehe nicht.«
» Sie ist es. Sie müssen sie heiraten. Sie ist diejenige, die Sie vor dem Ruin bewahren kann.«
Magnus stand auf. »Aber Eliza …«
Eliza reckte tapfer ihr Kinn hoch und nahm all ihren Mut zusammen, um zu ihrem Entschluss zu stehen. »Sie besitzt alles, was Sie sich von einer Ehefrau erhoffen. Sie ist intelligent, schön, bezaubernd und elegant …«
Magnus packte Eliza bei den Schultern und zwang sie, ihn anzusehen. »Aber sie ist nicht Eliza Merriweather .«
»Miss Peacock ist außerdem sehr reich. Etwas, das ich nicht bin. Sie müssen sie heiraten, bevor es zu spät ist, um Somerton zu retten.«
»Wie können Sie das nach dem gestrigen Abend sagen? Ich dachte …«
»Was?« Sie sah ihn gezwungen unbekümmert an.
»Nun, dass Sie mich lieben.«
Ach, ihr war zum Weinen zumute. Da stand Magnus und entblößte ihr seine Seele. Aber es gab jetzt kein Zurück mehr. Sie nahm jedes Quäntchen ihrer Willenskraft zusammen. Sie schüttelte ihren Kopf und stieß ihm damit die eiskalte Klinge der Lüge ins Herz.
Magnus nahm wie benommen seine Hände von ihren Schultern.
Eliza wandte sich von ihm ab. Sie konnte es nicht ertragen,
die Bestürzung und den Schmerz in seinen Augen zu sehen. Sie brach ihm das Herz, ebenso wie ihr eigenes.
Magnus trat hinter sie, legte seine Arme um sie und zog sie rücklings an sich. »Ich liebe Sie, Eliza. Und ich weiß, dass Sie mich lieben.«
Die Qual war schier unerträglich, und Eliza musste sich mit aller Gewalt an den letzten Rest ihrer Selbstbeherrschung klammern. Einen flüchtigen Moment schloss sie ihre Augen und genoss die Wärme seines Körpers, wohl wissend, dass es eine verbotene Frucht war.
Sie holte tief Luft.
»Nein. Sie irren sich.« Sie drehte sich in seiner Umarmung um und sah ihm ins Gesicht. »Ja, ich fühle mich zu Ihnen hingezogen. Das stimmt durchaus, ich kann es nicht leugnen. Doch Liebe?« Sie schüttelte den Kopf, außerstande, ihr Herz in Worten zu verleugnen.
Magnus ließ seine Arme sinken. »Ich glaube Ihnen nicht.« »Nein? Brauchen Sie Beweise?« Eliza drehte sich auf dem Absatz um und kehrte an den Sekretär zurück. Aus einer der Schubladen holte sie ihre Schiffskarte hervor und drückte sie ihm in die Hand. »Da. Sehen Sie selbst.«
Magnus drehte die Schiffskarte in seinen Händen um. »Überfahrt nach Italien .« Er sah Eliza an, und fassungslose Ungläubigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Am Ende der Saison verlasse ich London, um Kunst zu studieren. Meine Absicht ist unverändert. Nichts hat sich geändert. Nichts .« Sie nahm ihm die Schiffskarte wieder fort und stopfte sie zurück in die Schublade.
»Heiraten Sie Miss Peacock, oder lassen Sie es bleiben«, erklärte sie und starrte dabei blind auf den Sekretär.
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