Stürmische Verlobung
neuem und starrte Magnus an, als warte er auf eine Antwort.
Magnus fuhr sich mit seinen Händen durchs Haar. »Wir sind ruiniert.«
»Noch ist nichts sicher, Somerton.«
Magnus seufzte. »Und vielleicht geht morgen früh die Sonne nicht auf.«
»Hören Sie, ich habe es Dunsford noch nicht erzählt. Bitte sagen Sie ihm nichts von der Versicherung. Noch nicht. Ich weiß, dass ich unsere Sache retten kann. Ich brauche nur etwas Zeit - höchstens ein paar Tage«, flehte Lambeth. »Schließlich gibt es noch keinen Beweis, dass das Schiff gesunken ist. Ich lasse mir etwas einfallen. Ich weiß, dass ich es schaffe.«
Magnus musterte Lambeth und schüttelte den Kopf. Er
stand auf, nahm Lambeth die Flasche Brandy ab und öffnete die Kontortür.
»Bitte, nur etwas mehr Zeit«, bettelte Lambeth, während Magnus das Kontor verließ und durch den Speicher zum Hafenbecken ging.
Magnus schritt bedächtig den Kai entlang und stieg in seine wartende Droschke. Er war ruiniert .
»Wo soll’s hingehen, Sir?«, rief der Kutscher.
Magnus antwortete, ohne nachzudenken: »Nummer siebzehn Hanover Square.«
Er musste Eliza sehen.
Regel vierzehn
Verweile nicht zu lange in trostlosem Gelände.
Eliza presste ihre Handfläche gegen das kühle unebene Glas der Fensterscheibe und blickte zum Himmel hinauf. Eine aschgraue Wolkendecke lag erstickend über der Stadt und drohte, beim geringsten Anlass ihre Schleusen zu öffnen. Eliza hatte solch trübe Morgen noch nie leiden können, doch der heutige passte zu ihrer Stimmung.
Sie nahm ihre Hand von der Scheibe, ließ sich lustlos in den Sessel neben dem glimmenden Kohlenfeuer sinken und hob eine zarte Teetasse aus hauchfeinem Porzellan an ihre Lippen.
Ihre Lider pochten und brannten und waren zweifellos geschwollen, nachdem sie die ganze Nacht damit verbracht hatte, mit dem zu hadern, was sie heute Abend tun musste - Magnus für immer Lebwohl sagen. Wie sollte sie das ertragen? Nicht nur gezwungen zu sein, ihn und Caroline zusammen zu sehen, sondern auch noch die Person zu sein, die ihre Verlobung herbeigeführt hatte. Mrs. Peacock würde sich zufrieden die Hände reiben. Das selbstsüchtige Weib hätte endlich alles, was es sich wünschte: einen Titel für ihre gewöhnliche Kaufmannsfamilie.
Doch Magnus würde sowohl Caroline als auch ihre abscheuliche Mutter ertragen müssen. Grauenhaft . Eliza hatte beinahe mehr Mitleid mit Magnus als mit sich selbst.
»Miss Merriweather?«
Eliza blickte erschreckt auf. Der Butler stand vor ihr. »Oh, Edgar. Verzeihen Sie mir. Was sagten Sie?«
»Sie haben einen Besucher, Miss.«
Eliza winkte ab. »Wer immer es ist, sagen Sie ihm, dass ich heute nicht …«
Magnus betrat die Bibliothek und lehnte kraftlos seinen Kopf gegen die Tür. Sein Gesicht war bleich und abgespannt, und sein Körper wirkte in sich zusammengesunken, als würde es ihm größte Mühe bereiten, aufrecht zu stehen.
»Magnus!« Eliza sprang aus dem Sessel auf und stürzte zu ihm. »Geht es Ihnen nicht gut? Was ist passiert?« Sie nahm ihn am Arm und führte ihn zum Sofa.
»Edgar, bringen Sie uns starken Tee. Schnell, bitte.«
Magnus hob den Kopf und sah Eliza in die Augen. Die Verzweiflung, die sie darin sah, schnürte ihr das Herz zusammen.
»Was ist passiert? Erzählen Sie es mir.«
Er schüttelte den Kopf und blickte zu Boden. »Mir geht es gut. Wirklich.«
Eliza reckte schnüffelnd die Nase hoch. Der Geruch von Alkohol war unverkennbar. »Sie haben getrunken.«
Er nickte. »Mein Schiff. Verschollen . War nicht versichert.«
»Was? Bitte erzählen Sie mir alles von Anfang an.«
Magnus legte seinen Kopf gegen die Rückenlehne und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. »Die Promise . Sie war nicht versichert«, sagte er. Er nahm seine Hände vom Gesicht und schlug sich aufgebracht auf die Schenkel. »Ich habe alles verloren. Alles .«
»Keine Versicherung? Wie kann das sein?«
Magnus schluckte schwer und erzählte ihr von Lambeths Vater und dem Misstrauen der Versicherer. »So stehen die Dinge also. Praktisch alles Geld, was ich noch hatte, ist mit der Promise auf große Fahrt gegangen.«
Eliza saß mit artig im Schoß gefalteten Händen da. Es schmerzte sie, ihre Gefühle so im Zaum halten zu müssen, wenn sie nichts lieber getan hätte, als Magnus in ihre Arme zu nehmen, ihn zu küssen und zu trösten.
»Wann werden die Gläubiger ihren Kredit einfordern?«, fragte sie zögernd. Sie war nicht sicher, ob sie die Antwort wirklich hören wollte.
»Am Ende der
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