Stürmische Verlobung
»Aber lassen Sie sich bei Ihrer Entscheidung nicht von einer Überschätzung meiner Gefühle beeinflussen.«
Eliza hörte Edgars unverkennbares Schlurfen und roch den
Tee, den er ihnen brachte. Sie hörte das leise Klirren der Tassen, als der Butler das Tablett auf dem Tisch abstellte. »Nein danke, Edgar«, sagte Eliza und drehte sich unter Aufbietung all ihrer Selbstbeherrschung zu Magnus um. »Lord Somerton wollte gerade gehen.«
Magnus starrte sie an. Doch es war mehr als das. Er musterte sie so durchdringend, dass Eliza ganz nervös wurde. Sie wusste, dass sie um jeden Preis die Fassung wahren musste. Dass sie nicht zulassen durfte, dass er ihr ins Herz sah.
»Sie wollen den Tee nicht, Miss?«, fragte Edgar sichtlich verwirrt. »Aber Sie hatten mir aufgetragen, Ihnen welchen zu bringen. Mrs. Penny ist zum Markt gegangen, daher habe ich ihn selbst aufgebrüht, weil Sie darum gebeten hatten. Ich versichere Ihnen, er ist sehr gut.«
Sie spürte, wie sich Tränen in ihren Wimpern verfingen, und erkannte, dass sie ihre Fassung verlor. »Das ist alles, Edgar. Danke.«
»Soll ich das Tablett wieder mitnehmen, oder werden Sie Ihren Tee doch noch trinken?«
»Ach, lieber Himmel noch mal, Edgar, lassen Sie den Tee hier . Ich werde mit Freuden eine Tasse trinken«, sagte Eliza. Sie schaute Edgar hinterher, während er aus dem Zimmer schlurfte, und eine ungebetene Träne fiel auf ihre Wange. Sie wischte sie mit ihrem Handrücken weg. Als sie wieder zu Magnus sah, biss sie in die Innenseite ihrer Wange und setzte eine gefasste Miene auf. Sie sagte kein weiteres Wort. Konnte es nicht. Stattdessen hob sie ihre Hand und zeigte auf die Tür.
Das Geräusch der sich schließenden Haustür lockte Tante Letitia und Tante Viola hervor. Sie steckten von rechts und links ihre Köpfe zur Bibliothekstür herein.
»War das Lord Somerton, Liebes?«, fragte Tante Viola besorgt.
»Ja, das war er.« Eliza schwanden die letzten Kräfte. Ihr Kopf war so schwer wie ihr Herz.
Im nächsten Moment sank sie gegen den Sekretär und glitt an der glatt polierten Seite hinab zu Boden. Sie legte ihre Stirn gegen die oberste Schublade.
»Oje!«, entfuhr es Tante Viola. »Edgar, helfen Sie uns bitte.«
Gemeinsam zogen Edgar und die beiden alten Damen Eliza auf die Füße und halfen ihr zum Sofa. Eliza fühlte, wie Tante Viola ihr das Haar streichelte, während Tante Letitia ihr die Hand tätschelte in dem fruchtlosen Versuch, sie zu trösten.
»Was ist passiert, Liebes?«, erkundigte sich Tante Viola.
»Ja, wir dachten, zwischen dir und Lord Somerton stünde alles zum Besten«, fügte Tante Letitia hinzu.
Eliza schüttelte den Kopf und presste ihre Worte zwischen verzweifelten Schluchzern hervor: »Es - es ist aus zwischen uns.«
Tante Violas Blick huschte zu ihrer Schwester und kehrte dann zu Eliza zurück. »Aber warum, mein Täubchen? Vielleicht können wir helfen.«
Das Angebot ließ Eliza bestürzt aufspringen. » Nein! « Sie griff nach dem Spitzentaschentuch, das Tante Letitia ihr hinhielt, und trocknete ihre Tränen. »Bitte. Ihr habt schon genug getan. Lord Somerton und ich sind eben nicht füreinander bestimmt.« Mit diesen Worten stürzte Eliza aus der Bibliothek und suchte Zuflucht in ihrem Zimmer.
Tante Letitia folgte Eliza aus der Tür und schaute ihr hinterher, als sie die Treppe hinauflief. Sie schüttelte tief enttäuscht ihren Kopf, dann kehrte sie zu den Bücherregalen zurück, zog den dicken roten Band heraus und legte ihn aufgeschlagen vor ihrer Schwester auf den Foliantentisch.
»Da steht uns eine schwere Aufgabe bevor, Viola.«
»Aber Eliza hat unsere angebotene Hilfe abgelehnt.«
Letitia nahm neben ihrer Schwester Platz und schnaubte lautstark wie ein Droschkenpferd. »Unfug! Wenn jemals jemand um Hilfe gefleht hat, dann unsere Eliza. Sie ist einfach nur zu stolz, um darum zu bitten.«
Viola nickte zustimmend, zuerst zögernd, dann heftiger, als ihre Überzeugung wuchs. »Ich glaube, du hast recht, Letitia.«
Letitia warf sich in die Brust. »Natürlich habe ich recht. Habe ich uns jemals in die Irre geführt, Schwester?«
»Nun, ich erinnere mich da an eine Gelegenheit, als du …«
Letitia bedachte sie mit einem strengen Blick, und ihre Schwester ließ den Satz unvollendet.
Viola senkte ihren Blick. »Nein, Liebes. Nicht ein einziges Mal.«
»Nun, sollen wir uns dann ans Werk machen? Wir haben viel zu tun, wenn wir diese schreckliche Situation zum Guten wenden wollen.«
Viola hob ihre Lorgnette vor
Weitere Kostenlose Bücher