Stürmische Verlobung
Moment ging die Tür auf und Edgar betrat den Salon.
Eliza stürzte zu ihm. »Haben Sie ihn gesehen? Wie ging es ihm?«
»Bitte, Edgar. Berichten Sie uns, was passiert ist«, drängte Tante Letitia. »Wir wollen es in allen Einzelheiten hören. Lassen Sie nichts aus.«
Der Butler wandte sich an Eliza. »Lord Somerton hat sich sehr freundlich für das Gemälde bedankt, Miss, aber es schien ihn gleichzeitig auch zu bekümmern.«
Eliza setzte sich und presste ihre zitternde Hand auf ihre Brust.
»Ich bin sicher, dass er schwere Zeiten durchmacht, denn Mr. Christie, der Auktionator, war dort. Sein Gehilfe hat eine Bestandsaufnahme von Lord Somertons Hausrat gemacht.«
Eliza sah Edgar verwirrt an. »Bestandsaufnahme?«
»Ja«, erwiderte Edgar. »Allem Anschein nach wird Mr. Christie Lord Somertons Privatbesitz in zwei Tagen versteigern. Eine Hausrat auktion, hörte ich ihn sagen.«
Tante Letitia entgleisten die Züge, und sie sah Eliza durchdringend an. »Somertons Privatbesitz wird versteigert? Was geht denn da vor, Lizzy?«
»Seine Lage muss bedeutend schlechter sein, als ich dachte«, sagte Eliza leise vor sich hin.
»Nun, wenn du es ihnen nicht sagen willst, Eliza, dann werde ich es tun.« Grace verschränkte die Arme vor der Brust und weihte ihre Tanten in alle Einzelheiten von Magnus’ finanzieller Misere ein. »Jetzt wisst ihr also Bescheid. Somerton kann Eliza nicht heiraten, ohne alles zu verlieren.«
Tante Viola eilte auf ihren Stock gestützt an Elizas Seite. »Ach, du armes, armes Ding. Kein Wunder, dass du so bedrückt bist. Warum hast du es uns denn nicht erzählt?«
Eliza sah ihr Tante verlegen an. »Weil ihr nichts hättet tun können, um dieses Schicksal von ihm abzuwenden. Er muss Caroline Peacock um ihrer Mitgift willen heiraten, oder seinen Familiensitz aufgeben - das steinerne Zeugnis der Geschichte seiner Familie.«
Tante Viola legte mitfühlend ihre Hand auf Elizas Schulter. »Aber er liebt dich .«
Tante Letitia nickte so heftig, das ihr Doppelkinn hüpfte. »Natürlich tut er das, und Lizzy liebt ihn, egal, was sie behauptet. Es ist also nur der Geldmangel, der zwischen euch beiden und dem Traualtar steht, stimmt das, Lizzy? Das ist doch kein Hindernis. Da können Schwester und ich aushelfen.«
Eliza starrte blind aus dem Fenster. »Er ist zu stolz. Er würde es niemals annehmen.«
Ein verwirrter Ausdruck trat auf Tante Violas gemeinhin so mildes Gesicht. »Aber nicht zu stolz, um des Geldes wegen zu heiraten? Das klingt nicht nach dem Lord Somerton, den wir kennen.«
Eliza seufzte. »E-Er hat sich bisher mit dem Gedanken nicht anfreunden können, sosehr Mr. Pender und ich ihn auch gedrängt haben. Doch er wird es schon noch. Er muss es. Ihm bleibt nicht viel Zeit.«
Tante Letitia schwieg lange. Schließlich wandte sie sich an Edgar. »Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen, als Sie dort waren - möglicherweise etwas, das uns helfen könnte, Somertons derzeitige geistige Verfassung zu verstehen.«
Edgar schüttelte den Kopf, während er darüber nachdachte, dann erhellte sich plötzlich seine Miene. »Oh, da war etwas. Mr. Christie bekundete großes Interesse an dem Porträt, das ich gebracht hatte, sowie auch an dem Landschaftsgemälde, das Miss Merriweather Lord Somerton geschenkt hat. Doch der Earl hat Mr. Christie nicht an die Bilder gelassen. Er hat dem Auktionator erklärt, dass alles andere im Haus verkauft werden könne, aber nicht diese Gemälde.«
»Er hat sich geweigert, meine Gemälde zu verkaufen«, sagte Eliza leise zu sich selbst. Ein trauriges Lächeln spielte um ihre Mundwinkel.
»Mr. Christie hat es gar nicht gefallen«, fuhr Edgar fort. »Er hat Lord Somerton erklärt, dass die Gemälde ganz exquisit seien und bestimmt eine stattliche Summe einbrächten.«
Tante Viola klatschte erfreut. »Nun, ist es nicht wunderbar zu wissen, dass ein Experte solchen Gefallen an deinen Bildern findet, Eliza?«
Eliza hörte nur mit halbem Ohr zu. Magnus verkaufte die Einrichtung seines Hauses. Warum sollte er so etwas Drastisches tun, wenn er vorhatte, Caroline zu heiraten? Eine Ehe mit Miss Peacock würde den Verkauf seines Besitzes unnötig machen.
Nein, er hat einen anderen Plan . Vielleicht bestand doch noch Hoffnung für sie beide. Eliza sprang auf. Wenn Magnus seinen Hausrat verkaufte, egal aus welchem Grunde, brauchte er dringend Geld. Und sie befand sich jetzt in der Lage, dafür sorgen zu können, dass er es bekam - natürlich nur wenn der Auktionator recht
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