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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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dachte an das Feuer, das die verzweifelte Mutter und ihr Kind verschlang. Sie schauderte. »Aber einige werden geschehen?«
    »Du hast ein Schlachtfeld gesehen. Sicher hast du auch die Gerüchte über einen erneuten Jakobiten-Aufstand gehört. Wenn das passiert – und ich fürchte, das wird es –, könnte die Rebellion zu einem erneuten Bürgerkrieg führen. Sicherlich würde es zu erbitterten Kämpfen kommen.« Die ältere Frau seufzte. Plötzlich sah man ihr das hohe Alter an. »Aber der Ausgang ist ungewiss. Einige der möglichen Wege sind sehr … dunkel. Ich spüre, dass du recht hast – es ist entscheidend, in welche Richtung Ballister sich wendet.«
    »Ist Ballister denn ein Jakobite? Ich dachte bisher, alle Wächter unterstützen die Partei der Hannoveraner, da sie Frieden und Wohlstand nach England gebracht haben.«
    »Das tun wir auch aus genau diesem Grund. Ballister ist kein Jakobite, doch er ist Schotte. Aber wer weiß, was im Schmiedefeuer des Krieges passiert? Er ist ein Mann mit großer Macht, und das bedeutet, dass er das Potenzial hat, beachtlichen Schaden anzurichten.«
    »Dann ist es also richtig, wenn ich ihn meide.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Das ist nicht so einfach zu beantworten.« Bethany stand auf und küsste Gwynne auf die Stirn. »Schlaf, meine Liebe. Wir können morgen weiter darüber diskutieren.«
    Gwynne zögerte, ehe sie eine sehnsüchtige Frage stellte. »Glaubst du, die Visionen bedeuten, dass ich meine Macht entfalte?«
    Bethanys Blick trübte sich, als sie über diese Frage nachdachte. »Ich wünschte, ich könnte mit ›Ja‹ antworten, aber ich weiß es einfach nicht. Obwohl es möglich ist, dass sich ein schlafendes Talent endlich festigt, ist die wahrscheinlichste Erklärung, dass Ballisters Macht und die Intensität eurer Verbindung Bilder in dir hervorgerufen haben, die von ihm kamen.«
    Gwynne seufzte. »Ich habe es mir schon gedacht. Ich darf nicht hoffen, dass ich mich endlich in eine Magierin verwandle.« Nachdem Bethany gegangen war, drehte Gwynne sich auf die Seite und kuschelte sich an Athena. Sie versprach sich selbst, nicht von der Sinnlichkeit und der aufregenden Zeit mit dem Mann im schwarzen Domino zu träumen, ehe sie seine wahre Identität enthüllte.
    Aber sie träumte dennoch von ihm, und in dieser Nacht brannte der Schmerz in ihr, weil sie Ballister verloren hatte.
    Müde warf Bethany einen Blick zu ihrem Bett hinüber, ehe sie sich umdrehte und in ihr Arbeitszimmer ging. Sie hatte die große, luftige Kammer zu ihrem Arbeitszimmer gemacht, weil sie nach Süden ging und tagsüber der Sonnenschein ihre alten Knochen wärmte. Doch jetzt würde dort keine Wärme sein.
    Sie drehte den Türknauf und trat ein. Die Tür war nie abgeschlossen. Es gab keinen Grund, Schlösser anzubringen, denn die Tür war mit einem Zauberspruch geschützt und öffnete sich nur für Bethany, Gwynne und Bethanys Zofe, die seit ihrer Jugend ihre Freundin und Gefährtin war. Die Tür hätte sich auch für ihren Bruder oder ihren Ehemann geöffnet. Da sie jedoch nicht mehr am Leben waren, konnten nun nur noch Frauen diese geheimnisvolle Kammer betreten.
    Ein Luftzug brachte das Licht ihrer Lampe unheimlich zum Flackern und warf geheimnisvolle Schatten auf die Bücher und Gerätschaften in ihrem privaten Laboratorium. Duftende Sträuße mit getrockneten Kräutern hingen in einer Ecke, und in einem großen Schrank wurden die Glasbehälter und Gerätschaften aufbewahrt, die sie benutzte, um Tränke zu mischen. Sie mochte den Gedanken, dass sie im Laufe der Jahre Neues geschaffen hatte, das den Wächtern auch in Zukunft dienen würde.
    In der Feuerstelle war frisches Holz aufgeschichtet, und mit einem Fingerschnippen entzündete sie es. Doch selbst Hitze würde das Frösteln nicht vertreiben, das sie überfallen hatte, während sie Gwynnes Visionen gelauscht hatte. Aber das Feuer würde ihrem müden Körper helfen.
    Sie setzte sich an den Schreibtisch und holte eine aus Ebenholz gefertigte Kiste aus der unteren Schublade. Das harte Holz hatte man gewählt, um den Schatz im Innern der Kiste zu schützen. Bethany hob den Deckel hoch und betrachtete die Kugel aus Bergkristall, die in der mit Samt ausgekleideten Kiste ruhte. Die Kugel hatte einen Durchmesser von etwa drei Zoll.
    Es gab neun Kristallkugeln wie diese, und jede gehörte einem der Mitglieder im Konzil der Wächter. Um Konzil-Mitglied zu werden, musste man ein gewisses Alter, Weisheit und die Fähigkeit, eine

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