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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Kristallkugel zu benutzen, vorweisen. Nicht jeder hatte diese Gabe. Ihr Bruder Emery war genauso mächtig gewesen wie sie, doch ihm fehlte die Gabe, durch die Kristallkugel zu kommunizieren. Diese Art der Kommunikation war entscheidend, um die Eintracht der Familien zu bewahren.
    Abwesend betrachtete Bethany die Flächen und Einschlüsse im Innern des durchsichtigen Steins, während sie ihn zwischen ihren Händen wärmte, um seine Energie zu erwecken. Die sprechenden Kristallkugeln hatte Lady Sybil Harlowe, eine Vorfahrin Bethanys und eine der größten Magierinnen des sechzehnten Jahrhunderts, geschaffen. Bethany konnte nicht nur Lady Sybils Macht spüren, sondern auch die Spuren jedes einzelnen Ratsmitgliedes, das die Kristallkugel seitdem benutzt hatte.
    Das letzte Mitglied vor ihr war Bethanys Vater gewesen. Man erzählte sich, die dreijährige Bethany habe die Kugel gefunden, und man habe sie kurz darauf dabei ertappt, wie sie mit dem amüsierten Ratsvorsitzenden plauderte, der zu diesem Zeitpunkt in Newcastle weilte.
    Heute Nacht sehnte sie sich ebenfalls nach einer Diskussion mit einem anderen Ratsmitglied, doch die meisten schliefen zu dieser Stunde vermutlich, und ihr Anliegen war nicht dringlich genug, um sie zu wecken. Wer von ihnen war wach? Ah, Jasper Polmarric, der älteste Magier einer kornischen Familie. Er war wie sie ein Geschöpf der Nacht.
    Die Kristallkugel pulsierte inzwischen kraftvoll, daher stellte Bethany sich die sieben der anderen acht Ratsmitglieder vor und schickte ihnen ihre Nachricht. Ich lade zu einer Ratsversammlung ein, um eine Sache von großer Dringlichkeit zu besprechen. Heute Mittag. Sie formulierte die Anfrage so, dass sie erst am nächsten Morgen von den Empfängern bemerkt wurde, wenn sie aufwachten. Die Nachricht würde sie auffordern, ihre Kristallkugeln zu konsultieren. Wenn sie die Kugel berührten, würden sie die komplette Nachricht erhalten.
    Sie brauchte ihren Namen nicht zu nennen. Jedes Ratsmitglied hatte einen energetischen Abdruck, der so unverwechselbar war wie seine Stimme. Jene, die in und um London lebten, würden zu ihr nach Hause kommen. Weit entfernt lebende Mitglieder würden mithilfe ihrer Kristallkugeln an der Versammlung teilnehmen.
    An Jasper Polmarric schickte sie einen anderen und dringlicheren Ruf. Kannst du frei mit mir reden? Wenn er wach war, würde sie bald von ihm hören.
    Innerhalb weniger Minuten spürte sie, wie sich Worte in ihren Gedanken formten, die so typisch für Jaspers trockenen Humor waren. Führst du etwas im Schilde, meine liebe Bethany? Oder hast du Schlafprobleme?
    Sie ließ ihn ihre Erschöpfung und Besorgnis spüren. Wenn es das nur wäre, Jasper! Du weißt, dass jeder Magier in England gespürt hat, wie eine gewaltige Umwälzung auf uns zukommt? Sie ist fast da, und wenn alle Dämme brechen, wird die Nation in ihren Grundfesten erschüttert.
    Gwynne erwachte am nächsten Morgen und fühlte sich erstaunlich ausgeruht. Sie fragte sich, ob Bethany das Rezept für den Schlaftrunk wohl mit ihr teilen würde. Wenn bei der Zubereitung keine Magie im Spiel war, könnte sie den Trank selbst zubereiten.
    Sie gähnte und schwang die Beine aus dem Bett. Als sie den Stand der Sonne sah, bekam sie augenblicklich ein schlechtes Gewissen. Es musste bereits Mittag sein. Kein Wunder, dass sie so ausgeruht war.
    Nachdem sie sich gewaschen hatte, klingelte sie nach ihrer Zofe Molly, die mit einem Frühstückstablett erschien. Lady Bethanys Haushalt lief so präzise wie ein Uhrwerk. Gwynne goss sich eine Tasse heiße Schokolade ein. »Weißt du, ob Lady Bethany Zeit hat, sich zu mir zu gesellen? Ich würde gern mit ihr reden.«
    Molly schüttelte den Kopf. »Ihre Ladyschaft hat Besuch und darf nicht gestört werden.«
    Gwynne hob die Augenbrauen. Wenn Bethany sagte, sie dürfe nicht gestört werden, konnte es sich nur um Angelegenheiten der Wächter handeln. Das machte nichts. Sie konnten später reden.
    Nachdem Molly sie allein gelassen hatte, goss Gwynne sich eine zweite Tasse Schokolade ein und setzte sich an den Schreibtisch. Sie arbeitete an der Entschlüsselung eines zweihundert Jahre alten Journals, das zahlreiche Zaubersprüche und Rezepte enthielt. Es war in einer Geheimsprache geschrieben, die sie erst dechiffriert hatte. Geheimsprachen waren so viel leichter zu verstehen als Männer …
    Sie war in ihre Arbeit vertieft und blickte überrascht auf, als Molly zurückkehrte. »Lady Bethany wünscht, dass Ihr Euch im Salon zu ihr gesellt,

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