Stuermischer Zauber
nicht dem Vorschlag Lady Bethanys. Er war ihr Ehemann, und sie wünschte sich, ihm gegenüber ehrlich sein zu können.
Instinktiv hielt sie den Mund. Wenn sie ihm zu viel erzählte, würde dies vielleicht sein zukünftiges Verhalten ändern. Doch war es nicht das, was sie tun sollte? Sie unterdrückte einen undamenhaften Fluch. Ihr zu sagen, sie solle sich wie sie selbst verhalten, war nicht gerade ein hilfreicher Ratschlag, weder für ihr neues Leben noch für ihre »Bestimmung«.
Die Räder gerieten in ein Schlagloch, und die Kutsche schlingerte. Er lehnte sich zurück und nahm ihre Hand. Ihre Finger kreuzten sich mit seinen. »Eine Kutsche ist eine schlechte Wahl, um in die Leidenschaft eingeführt zu werden.«
Gwynne errötete, weil sie daran dachte, wie willig seine Küsse sie gemacht hatten. Sie nahm kaum ihre Umgebung wahr. »Für heute würde ich ein richtiges Bett bevorzugen. Werden wir die Nacht in einem Gasthaus verbringen?«
»Es tut mir leid, es war in den letzten Stunden so hektisch, dass ich versäumt habe, dir zu erzählen, dass Falconer uns eines seiner Anwesen für diese Nacht zur Verfügung stellt. Es liegt einige Stunden in Richtung Norden, daher ist es bequemer und privater als ein Gasthaus. Simon hat seine Diener angewiesen, uns zu erwarten. Es wird ein richtiges Schlafzimmer und ein gutes Abendessen für uns geben.«
»Simon sei Dank.« Gwynne lächelte. Sie war froh, dass ihre Hochzeitsnacht nicht in einem gewöhnlichen Gasthof stattfinden würde. »Vielleicht versuchen wir es später einmal in der Kutsche …«
Lachend hob er ihre Hand und drückte einen festen Kuss auf ihre Fingerknöchel. »Wir werden großes Vergnügen aneinander finden, Lady Ballister. Das weiß ich schon jetzt.«
10. Kapitel
Obwohl es noch hell war, als sie Buckland Abbey erreichten, war Gwynne froh anzukommen. Heiraten war eine ermüdende Angelegenheit.
Das ausgedehnte Anwesen aus der Zeit der Tudors war wohlproportioniert und einwandfrei in Schuss. Viel, viel besser als eine Poststation. »Die Ruine der einstigen Abtei befindet sich hinter dem Haus«, erklärte Duncan, als er ihr aus der Kutsche half. »Es war ein gotisches Kloster und wirkt sehr geheimnisvoll. Vielleicht können wir morgen früh vor unserer Abreise durch die Ruine spazieren.«
Sie hob ihre Röcke und stieg die Freitreppe hinauf. »Ich dachte, du hast es eilig, nach Schottland zu gelangen?«
Er verzog das Gesicht. »Das stimmt. Doch Lady Bethany hat mir versichert, es würde nicht schaden, wenn ich mir unterwegs etwas Zeit nehme, um die Gesellschaft meiner Braut zu genießen. Also werde ich das tun, schließlich hat sie immer recht.«
Gwynne lachte. »Das ist mir auch schon aufgefallen.«
In dem Moment, als Duncan die Hand hob, um den massiven Türklopfer zu betätigen, schwang die Tür bereits auf, und ein älterer Diener verneigte sich vor ihnen und bat sie ins Haus. »Mylord, Mylady. Willkommen auf Buckland Manor. Darf ich Euch zu Euren Gemächern führen, damit Ihr Euch erfrischen könnt?«
»Tu das bitte.« Duncan blickte zu Gwynne herüber. »Und sorge dafür, dass unser Nachtmahl serviert wird, sobald wir uns erfrischt haben.«
Gwynne nickte. »Ich habe so viel Zeit damit vertändelt, beim Hochzeitsmahl zu plaudern, dass ich viel zu wenig gegessen habe. Ich bin am Verhungern!«
Etwas blitzte in Duncans Augen auf, die nun das klare Grau eines frühen Morgens hatten. »Ein gesunder Appetit gefällt mir an einer Braut«, sagte er sanft.
Erneut errötete Gwynne. Es war überraschend, wie viele Bemerkungen anzüglich waren, wenn man in der passenden Stimmung war. Auch wenn sie unterwegs in der Kutsche über unwichtige Dinge geredet hatten und Gwynne sogar eine Zeit lang, an Duncans Schulter gelehnt, gedöst hatte, herrschte eine köstliche Spannung zwischen ihnen. Trotz ihrer Unsicherheit diese Ehe betreffend war sie begierig, in die Mysterien des Ehelebens von dem Mann eingeführt zu werden, der sie so durch und durch begehrte – und der so gut küsste.
»Lasst mich vorangehen«, sagte der Diener. Nachdem sie die Treppe hinaufgestiegen waren, gingen sie in den Westflügel, und der Lakai wies auf das Ende des Korridors. »Diese drei Räume sind durch Türen miteinander verbunden. Lady Ballister, Euer Zimmer liegt in der Mitte, das Gemach von Mylord liegt rechts und links ist Euer privates Speisezimmer. Wenn Ihr irgendwelche Wünsche habt, klingelt einfach.«
»Lord Falconer hat sehr gut für uns gesorgt«, stellte Duncan
Weitere Kostenlose Bücher