Stuermischer Zauber
dich heute Abend nicht mehr brauchen.«
Das Mädchen knickste und verließ das Gemach. Gwynne fand in ihrem Gepäck die Glasphiole mit ihrem Lieblingsparfüm. Die Countess of Brecon, die eine bekannte Parfümeurin war, hatte für Gwynne köstliche Blumendüfte mit einem üppigeren, verführerischen Duft kombiniert. Nachdem sie sich ein bisschen Parfüm hinter das Ohr und etwas verlegen zwischen ihre Brüste getupft hatte, stellte sie den Flakon zurück in das Köfferchen mit ihren Pflegeutensilien.
Sie schaute ein letztes Mal in den Spiegel. Ein erwartungsvolles Beben hatte sie erfasst. Obwohl sie im Grunde wusste, was im Ehebett passierte, war dieses Wissen doch eher vom Verstand geprägt. Schon bald würde sie die körperliche und emotionale Wirklichkeit kennenlernen, und ihr Lehrer war ein Mann, der sie begehrte wie kein anderer.
Wie würde dies ihre Beziehung verändern? Sie konnte es sich kaum vorstellen. Doch die Menschen hatten seit Anbeginn der Zeit geheiratet, daher sollten doch auch Duncan und sie in der Lage sein, es zu schaffen. Auf jeden Fall wollte sie ihm eine gute und treue Ehefrau sein.
Sie betete stumm, dass ihr Wächtereid nie mit ihrer Pflicht ihrem Ehemann gegenüber kollidierte. Dann durchquerte sie den Raum und klopfte an Duncans Tür. Seine angespannte, aber willige Braut war bereit, sich dem Sturm zu stellen.
Duncan vermutete, dass es nur natürlich war, wenn man vor der Hochzeitsnacht nervös wurde. Zum Glück war Gwynne kein flatterhaftes, junges Mädchen, doch er durfte nicht vergessen, dass sie noch unschuldig war. Er wollte so gern alles richtig machen. Sein blauer Morgenrock aus Samt wirbelte um seine Knöchel, als er zum Fenster schritt und hinausstarrte. Die Hände hielt er hinter dem Rücken verschränkt.
Er wünschte sich beinahe verzweifelt, Gwynne zu lieben. Doch noch viel mehr wünschte er sich, sie an sich zu binden. Obwohl er nicht bezweifelte, dass sie ihr Eheversprechen ernst nahm, hatte man sie überreden müssen, ihn zu heiraten. Er wollte mit ihr verschmelzen, wollte mit ihr eins sein in der Liebe. Doch er spürte eine tief gehende Zurückhaltung bei ihr. Er hoffte, mit zunehmender Vertrautheit würde diese Zurückhaltung verschwinden. Denn er wollte alles von ihr – ihren Körper, ihre Sinne, ihre Seele.
Da er sich beruhigen musste, jagte er seine Kraft in die hereinbrechende Dunkelheit hinaus und spürte den Luftströmungen und der Großwetterlage nach. Stürme tobten im Westen über Wales, aber ansonsten war es ein ruhiger Sommerabend. Duncan ließ sein Bewusstsein in eine Wolke fließen, die über einem Feld mit reifendem Getreide schwebte. Sein Herzschlag verlangsamte sich.
Dennoch fuhr er herum und durchquerte mit drei großen Schritten den Raum, als Gwynne an seine Tür pochte. Er öffnete ihr, und die Gelassenheit schwand. Sie war in ein Gewand aus unzähligen Schichten hauchdünner Seide gekleidet, und ihr sonnenrotes Haar brandete über ihre zarten, nackten Schultern. Sie war berückend schön. Eine heidnische Göttin. »Jedes Mal, wenn ich dich sehe, bist du noch schöner«, sagte er heiser.
Ihr Lächeln war so schüchtern, dass er es unwiderstehlich fand. »Ich bin froh, dass du so denkst.«
Er fragte sich, wie lange es wohl dauerte, bis sie an ihre eigene Schönheit glaubte. Mit etwas Glück würde er sie bis zum nächsten Morgen davon überzeugt haben. »Ich schulde Lady Beth großen Dank, da sie dir gut zugeredet hat, mich zu heiraten. Und nun …« Er beugte sich herab und küsste sie. Ihre Lippen öffneten sich ihm, und einen berauschenden Augenblick lang schmeckten sie einander. Als er seine Arme um sie legen wollte, trat sie einen Schritt zurück.
»Zuerst essen wir«, neckte sie ihn. »Ich habe mir Zeit gelassen, und aus dem Nebenraum kommen Geräusche und ein paar köstliche Gerüche. Wollen wir sehen, was der Koch für uns zubereitet hat?«
Er wusste, dass die Vorfreude den Augenblick der Vereinigung noch schöner machte, und küsste daher nur ihre nackte Schulter. Das brachte sie dazu, plötzlich scharf einzuatmen, weil er sie erregte. Der Duft nach Veilchen und Herausforderung umgab sie. »Dein Wunsch sei mir Befehl, Mylady.«
Er legte den Arm um ihre Taille, und sie durchquerten ihr Schlafzimmer und betraten das Speisezimmer. Gwynne machte große Schritte, und das sanfte Wiegen ihrer Hüfte, die seine berührte, brachte ihn beinahe dazu, sie sofort zum Bett zu tragen.
Später. Es mochten sich dunkle Ereignisse in Schottland zutragen,
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