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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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die Bettdecken verlassen.« Er zog die Decke über sie und half ihr vorsichtig aus ihrem zerknitterten Nachthemd, damit sie Haut an Haut unter der Decke liegen konnten. Überrascht spürte er das erneute Zittern wachsender Erregung. Er hätte gedacht, es würde Tage dauern, bis er sich von diesem erschöpfenden Liebesspiel erholt hatte.
    Aber sie fror und war müde, und die körperliche Liebe war neu für sie. Er umhüllte sie, um ihr seine Körperwärme zu schenken. »Schlaf jetzt, meine geliebte Braut.«
    Sie seufzte zutiefst zufrieden, und innerhalb weniger Minuten nahm ihr Atem die tiefe Regelmäßigkeit des Schlafes an. Duncan schnupperte an ihrem Haar. Sie roch nach Sonne, nach einem warmen Frühlingswind und sinnlichen Freuden.
    Doch obwohl er ebenfalls müde war, konnte er sich nicht entspannen. Er hatte sie mit dieser Liebesnacht so sehr zu seiner Geliebten machen wollen, dass sie für immer miteinander verbunden sein würden. Doch trotz ihrer rückhaltlosen Hingabe und Leidenschaft, die sie nun an ihn band, blieb ein Teil ihres Geistes für ihn schwer fassbar. Es war nicht er, der sie erobert hatte. Stattdessen hatte sie ihn erobert.
    Ja, diese Ehe würde sie beide verändern. Und was immer es ihn kosten würde – Gwynne war es wert.
    Im ersten Licht des Tages, das den Himmel vor den Fenstern ihrer Kammer erhellte, wachte Gwynne auf. Sie streckte sich müde und war darum bemüht, Duncan nicht zu wecken, der neben ihr schlief, einen Arm um ihre Taille geschlungen. Ein Kerzenstummel brannte noch immer neben dem Bett, und im Kerzenlicht konnte sie die zerklüfteten Ebenen seines Gesichts bewundern. Obwohl selbst im Schlaf seine Stärke offenbar wurde, fühlte sie sich nicht länger von seinem Anblick eingeschüchtert. Tatsächlich konnte sie sich kaum mehr daran erinnern, wie erschreckend sie ihn einmal gefunden hatte. Das schien in einem völlig anderen Leben gewesen zu sein.
    Jetzt verstand sie auch, warum Emery sich entschieden hatte, die Ehe mit ihr nicht zu vollziehen. Er hatte sie geheiratet, um ihr Führung und Unterstützung zuzusichern und sie auf ihre Bestimmung vorzubereiten. Seine Belohnung war die ungewöhnliche Beziehung gewesen, die sie geteilt hatten.
    Aber jetzt, da sie die wahre Leidenschaft kennengelernt hatte, erkannte sie, dass das mächtige Band der Vertrautheit sie wesentlich verändert hätte, wenn Emery und sie einander körperlich geliebt hätten. Sie wäre zu dem Zeitpunkt, als sie Duncan das erste Mal begegnet war, eine andere Frau gewesen, und sie vermutete, dass dieser Unterschied das geheimnisvolle Schicksal beeinflusst hätte, das vor ihr lag. Darum hatte Emery seine eigenen Wünsche hintan- und sein Wirken in den Dienst des übergeordneten Wohls gestellt. Er war bis zum Schluss ein wahrer Wächter geblieben.
    Von Zärtlichkeit übermannt, liebkoste sie Duncans stoppeliges Kinn mit ihrem Handrücken. Wie viel Glück sie doch hatte! Ihr erster Ehemann war ein weiser Gelehrter und der Inbegriff von Güte gewesen. Und ihr zweiter Ehemann – nein, ihr letzter Mann, denn sie wusste bis ins Mark, dass nach ihm kein anderer kommen würde – verkörperte Macht und Intelligenz und war der geborene Anführer, zugleich war er auch leidenschaftlich und hingebungsvoll.
    Allein ihn anzusehen weckte wieder das Verlangen, das sie erst kennengelernt hatte, als sie ihm begegnet war. Flüchtig ließ sie ihre Hand über seine breite Brust gleiten und fragte sich, ob er bereit war, ihr mehr über die Lust beizubringen, wenn sie ihn aufweckte. Sie fühlte sich zumindest nicht wund. Stattdessen fühlte sie sich … bereit.
    Er bewegte sich leicht, und sie legte ihre Hand auf sein Herz. Wie leicht es wäre, sich in diesen Mann zu verlieben!, dachte sie. Sie hatte Emery geliebt, aber Duncan würde eine andere, ungezähmte Liebe in ihr hervorrufen.
    Seine Augen öffneten sich, und er blickte lächelnd zu ihr auf. Als sie sein Lächeln erwiderte, blitzte plötzlich eine schreckliche Vision vor ihr auf: Er schrie nach ihr, sein Gesicht vor Wut und Qual verzerrt.
    Und eine kalte Stimme in ihrem Hinterkopf sagte: »Du wirst ihn verraten.«



12. Kapitel
     
     
    Müßig blickte Gwynne aus dem Kutschenfenster. Ihr gefiel, wie das Licht des späten Nachmittags die Hügel Northumberlands umspielte. Sie waren auf ihrer Hochzeitsreise schnell unterwegs, doch Duncan hatte sich immer Zeit genommen, ihr besondere Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Jede Erfahrung war neu und aufregend – besonders die Nächte.
    Aber

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