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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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wird ein schreckliches Blutvergießen geben.«
    »Das wird es in jedem Fall geben, egal, wie diese Sache ausgeht. Hast du die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass ein Sieg der Jakobiten weniger Blut vergießen könnte? Dass ein restituiertes Haus der Stuarts vielleicht für Großbritannien besser ist als die Hannoveraner-Dynastie?« Er sprach die Worte zögernd aus, denn bis zu diesem Abend hatte er diese Möglichkeit selbst nicht in Erwägung gezogen. Nun ließ sie seine Gedanken nicht los. »James II. war ein Narr, aber James I. und Charles II. regierten lange und machten ihre Sache gut. Vielleicht verfügt Charles Edward über dieselbe Gabe der Führerschaft.«
    Gwynne hielt es sich zugute, dass sie über seine Worte erst nachdachte, statt sie sofort abzuschmettern. »Es ist möglich, dass ein Sieg der Jakobiten Großbritannien zugutekommt, doch mein Bauchgefühl sagt Nein.«
    Zutiefst beunruhigt, erkannte er, dass sie sich bei diesem Thema allzu leicht entzweiten. Sie war nicht nur Engländerin, sondern war auch im Herzen der Wächterwelt aufgewachsen. Die Welt sah hier draußen, am wilden Rand Großbritanniens, nicht immer genauso aus wie im sicheren London. »Genug von der Politik.« Er schüttelte seine düstere Stimmung ab und setzte sich an seinen Schreibtisch. »Ich habe etwas für dich.«
    »Etwas Ungehöriges, hoffe ich?«, sagte sie mit erzwungener Lebhaftigkeit. Er vermutete, dass sie die Meinungsverschiedenheit bei diesem Thema ebenso beunruhigend fand wie er.
    »Darum können wir uns später kümmern.« Er zeichnete mit dem Finger rasch ein Muster in die Luft, dessen leuchtende Linien im nächsten Augenblick schon verblassten. Dann drehte er ein Stück der dekorativen Schnitzerei am Schreibtisch, und ein geheimes Schubfach öffnete sich. Darin befand sich unter anderem eine kleine, lackierte Schachtel. Er reichte sie Gwynne und fragte sich, ob sie geschickt genug war, um sie zu öffnen. »Da du jetzt die Herrin von Dunrath bist, gehört es dir.«
    Sie runzelte die Stirn, als sich die Schachtel nicht öffnen ließ, ehe sie den Grund dafür erkannte: Wie auch das Schubfach war sie mit Magie versiegelt. Gwynne atmete tief durch. Einen Moment ging ihr Blick ins Leere, und dann sprang der Deckel der Schachtel auf.
    »Gut gemacht!«, lobte er. Ihre Fortschritte waren bemerkenswert.
    »Das ist Isabel de Cortes’ Ring«, hauchte sie, als sie den goldenen Reif ehrfürchtig aus seinem samtenen Nest hob. Ein funkelnder Rubin war in die Mitte einer goldenen Tudorrose, das Wappen von Queen Elizabeths Haus, eingebettet. Der Ring war das weibliche Gegenstück zu dem Ring, den Duncan trug. Sie schob ihn auf ihren Mittelfinger neben ihren schlichten, goldenen Ehering. »Er passt perfekt!«, stellte sie überrascht fest.
    »Das tun sie immer.« Er hielt seine linke Hand hoch, sodass der Saphir seines Rings im Kerzenlicht funkelte. »Beide Ringe wurden einer Bitte der Königin folgend von John Dee mit Magie verwoben. Sie waren nicht nur eine Belohnung für die Zerstörung der spanischen Armada. Sie sind auch gewissermaßen eine Verbindung mit den Herrschern über England.«
    »Das habe ich nicht gewusst. Die große Königin war raffiniert.« Gwynne spreizte ihre Finger und lächelte entzückt auf den Ring herab. »Ich kann die Energie der Frauen spüren, die ihn getragen haben. Es ist wie … die Schichten einer Zwiebel. Die oberste wird vermutlich deine Mutter sein?«
    »Aye. Ihre Energie war sehr sanft. Ganz anders als die von Isabel.« Seine Mutter war sanftmütig gewesen – und so respekteinflößend wie ein Sturm auf offener See.
    »Der Ring hat vor mir sechs Frauen gehört?«
    Er zählte die Besitzerinnen bis hinab zu Isabel auf. »Das sind nur fünf.«
    »Da ist eine Sechste.« Gwynnes Blick verengte sich. »Königin Elizabeth selbst hat den Ring ein paar Tage lang getragen, bevor sie ihn Isabel schickte. Sie wollte wohl die Verbindung zum Königshaus dadurch verstärken.«
    Duncan blickte auf seinen Ring und fragte sich, wie er wohl auf Prinz Charles reagiert hätte, wenn er den Ring nicht getragen hätte. Wäre er den Argumenten des Prinzen eher zugeneigt gewesen? Er wollte es lieber nicht herausfinden.
    Gwynne gähnte und erhob sich von ihrem Sessel. Schatten verdunkelten ihre Augen. »Ich bin so müde, dass ich kaum die Augen offen halten kann. Denkst du, es wird irgendwem auffallen, wenn ich nicht zum ceilidh zurückkehre? Deine Leute scheinen durchaus in der Lage zu sein, sich selbst zu

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