Stürmisches Feuer der Liebe
strafte seinen gleichmütigen Tonfall Lügen und verriet einen erheblich komplizierteren Gemütszustand. Er war neugierig, beunruhigt und möglicherweise sogar etwas erfreut.
»Ich bin kein Nachbar«, sagte Jeb . »Ich lebe hier. Ist alles in Ordnung mit dir, Pa?«
»Ich habe nur über das eine oder andere nachgedacht. je älter ein Mann wird, desto weniger Schlaf b rau ch t er.« Angus betrachtete ihn prüfend. »Und geh ja nicht in dein Zimmer. Diese Sue Ellen Caruthers schläft dort, und sie ist ein bisschen durcheinander.«
Holt trat neben Jeb und stieß ihn an. »Wer?«
Angus wandte seine Aufmerksamkeit nun seinem ältesten Sohn zu. »Du hast mich schon verstanden, Junge«, sagte er. »Einer der Arbeiter fischte dieses arme Mädchen vorgestern aus dem Bach. Sie wäre fast ertrunken. Hin und wieder wacht sie auf; doch falls sie der Sprache noch mächtig ist, hat sie sich offenbar entschieden, im Augenblick nicht zu reden.«
Jeb beobachtete seinen Vater und Holt, als er seinen Hut und Mantel an ihre gewohnten Plätze hing. In ein paar Minuten würde er sein Pferd in die Scheune bringen und sich dann im Gästezimmer schlafen legen, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, dass er in dieser Nacht mehr Ruhe finden würde als sein alter Herr.
Holt, der weder Hut noch Mantel abgelegt hatte, zog sich einen Stuhl heran. Über die Erwähnung seiner ehemaligen Haushälterin schien er alles andere vergessen zu haben. Es sah ganz so aus, als würde Jeb sich um beide Pferde kümmern müssen, statt nur um das seine. »Was zum Teufel ist geschehen?«, fragte Holt seinen Vater. »Wie ist Sue Ellen in diesem Bach gelandet?«
»Das weiß ich auch nicht ganz genau«, erwiderte Angus versonnen. »Wir dachten, sie wäre schon längst über alle Berge, nachdem du sie vor die Tür gesetzt hattest. Ich hätte nie gedacht, dass wir sie noch mal sehen würden.«
Jeb stellte sich so hin, dass er die Gesichter beider Männer sehen konnte. Hier schien sich weit mehr abzuspielen als nur eine Diskussion über die übrig gebliebene, bestellte Braut, die Holt eingestellt hatte, damit sie ihm den Haushalt führte. Die arme Frau hatte es ursprünglich auf Kade abgesehen, der aber nur Augen für Mandy gehabt hatte.
Ein harter Zug erschien jetzt um Holts Kinn. »Sie hat erklärt, sie würde in den Osten zurückkehren«, sagte er.
»Na ja, dann wird sie wohl gelogen haben«, meinte Angus, und sein Blick schien sich geradezu in Holts Gesicht zu bohren. »Nimm deinen Hut ab«, befahl er schroff. »Es ist mitten in der Nacht, und alle außer mir schlafen, aber da du schon einmal hier bist, kannst du es dir auch etwas bequemer machen.«
Holt runzelte die Stirn, nahm den Hut aber ab. Einen Augenblick lang dachte Jeb , er würde ihn durch das Zimmer schleudern, aber am Ende legte er ihn nur neben sich auf die Bank.
Froh über die Ablenkung, die ihm dieser kleine Austausch bot, setzte Jeb sich auf Concepcions Stuhl und lehnte sich zurück, um das dargebotene Schauspiel weiter zu verfolgen.
Unter zusammengezogenen Augenbrauen warf Angus ihm einen Blick zu, sagte aber nichts. Jeb verlagerte sein Gewicht, ihm war zwar absolut bewusst, dass von ihm erwartet wurde, sich aus dem Staub zu machen, rührte sich aber dennoch nicht vom Fleck. »Wird Miss Caruthers wieder ganz gesund werden?«, fragte er mit unschuldiger Miene. Wenn er diesen Raum verließ, würde er nur wieder an Chloe denken müssen, und dazu fühlte er sich einfach noch nicht in der Lage.
Angus hasste es, nachzugeben, aber diesmal tat er es. »Sie hat furchtbare Angst vor irgendetwas. Das zumindest haben Air schon herausgefunden.«
»Ja möchte sie sehen«, sagte Holt und machte Anstalten aufzustehen.
Aber Angus legte eine Hand auf seinen Unterarm und hielt ihn rasch zurück. »Du wirst sie zu Tode erschrecken«, sagte er. »Außerdem hat Concepcion gesagt, es würde ihr bald wieder besser gehen, wenn sie ein bisschen Zeit hatte, sich auszuruhen.« Sein Blick glitt wieder zu Jeb zurück. »Bist du nur zu Besuch gekommen oder um zu bleiben?«
»Ich bleibe«, sagte Jeb . »Aber nicht, weil ich es will.«
»Was ist mit Lizzie?«, wollte Angus wissen, und es war offensichtlich, dass die Frage seinen beiden Söhnen galt. »Ist sie ganz allein dort draußen auf der Ranch?«
»Chloe ist bei ihr.«
Die bloße Erwähnung ihres Namens traf Jeb wie ein gut gezielter Kieselstein.
Holt räusperte sich und veränderte seine Haltung. »Ich würde Lizzie gern für eine Zeit lang hierher
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