Stürmisches Feuer der Liebe
sie immer wieder geübt, und an Toms Gesichtsausdruck erkannte sie, dass er verstand, was sie ihm sagen wollte. Er hatte sie oft besucht in den drei Wochen, seit sie vor Jack Barrett geflohen und beinahe ertrunken war, und bei jedem seiner Besuche war er ihr sympathischer geworden.
»Es wird kalt«, bemerkte er mit einem gespielten Frösteln. »Es wird bald schon Winter werden, denke ich.«
Sue Ellen nickte. Sie würde fortgehen, sobald sie wieder kräftig genug war, um in einer Postkutsche zu fahren, und obwohl sie eigentlich hätte froh sein müssen, dies alles hinter sich zu lassen, merkte sie, dass sie der Gedanke daran eher traurig stimmte.
»Mr. Kade hat mir diese Hütte zur Nutzung überlassen«, sagte Tom, was ihn sichtlich Anstrengung kostete. »Sie würden aber sicher auf gar keinen Fall wieder dorthin zurückgehen wollen, könnte ich mir vorstellen.«
Verwirrt, aber auch mit einer Spur von Hoffnung erwiderte Sue Ellen seinen Blick.
»Es ist kein schlechter Ort zum Leben«, erklärte Tom errötend und zog eine Miene, als würde er gerade Höllenqualen durchleiden müssen. Er war der schüchternste Mann, dem Sue Ellen je begegnet war, und arm wie eine Kirchenmaus, aber wenn er nicht gewesen wäre, würde sie jetzt nicht mehr leben. »Es benötigt höchstens ein paar kleine Reparaturen, das ist alles.«
Sue Ellen rührte sich nicht.
»Ich kann Ihnen keine schönen Kleider und so kaufen«, fuhr er fort und zerdrückte dabei fast seinen Hut in seinen Händen, »und ich weiß, dass eine Frau sich hübsche Dinge wünscht.« Er verstummte und schien wieder mit sich zu ringen, aber dann räusperte er sich und sprach weiter. »Was ich Ihnen zu sagen versuche, Sue Ellen, ist, dass ich halb verrückt gewesen bin vor Einsamkeit, seit meine Annabel gestorben ist. Und dass ich mir nichts Schöneres vorstellen könnte, als Sie zu meiner Frau zu machen. «
Was Sue Ellen für Tom Jessup empfand, war Dankbarkeit und keine Liebe, aber sie hatte viel dazugelernt, seit sie sich mit Mr. Barrett eingelassen hatte, und war inzwischen sehr viel weiser. Und darum zog sie eine Hand aus ihrem warmen Umhang und streckte sie Tom hin, der sie zögernd und mit einem solchen Ausdruck des Erstaunens nahm, dass man hätte meinen können, es sei ein kostbarer Schatz.
»Ich habe zwei Kinder«, sagte er und errötete aufs Neue.
Sue Ellen lächelte und nickte. Sie verstand etwas von Kindererziehung, denn schließlich hatte sie ja ihre eigenen Geschwister aufgezogen.
»Heißt das ja?«, fragte Tom und schluckte.
Sue Ellen nickte wieder. Das Leben hatte ihr eine zweite Chance geboten, wie Concepcion es ihr versprochen hatte, und sie dachte nicht daran, sie abzulehnen. In die Hütte zurückzukehren, würde sicherlich nicht leicht sein, es hatte aber auch irgendwie seine Richtigkeit, fand sie, Altes in etwas Neues umzuwandeln. Sie würde einen Garten anlegen, Gardinen an die Fenster hängen und mit der Zeit lernen, Tom Jessup und seine Kinder zu lieben.
»Halleluja!«, schrie Tom und warf seinen Hut in die Luft.
Holt McKettrick - er trug den Namen mit der gleichen Unsicherheit, mit der er anstatt seines Cowboy-Huts einen Turban getragen hätte -, hatte nicht die Absicht, eine Ehe einzugehen, nicht einmal, um die Leitung der gesamten Triple M übernehmen zu können. Im Moment wollte er sich nur voll und ganz darauf zu konzentrieren, seine Gefühle für Chloe zu überwinden. Weder er noch Jeb hatten diese Sache bisher angesprochen und keiner von ihnen würde es höchstwahrscheinlich auch je tun, aber dessen ungeachtet bestand so etwas wie ein Einverständnis zwischen ihnen. Holt war bereit gewesen, alles aufzugeben, was ihm am Herzen lag, um sich korrekt zu verhalten, und das hatte Jeb durchaus erkannt.
Andererseits jedoch hatte Holt auch nichts dagegen, seine jüngeren Brüder in dem Glauben zu lassen, er suche eine Frau zum Heiraten. Es war ein Vergnügen, ihnen zuzusehen, wie sie miteinander konkurrierten.
Mit diesen und ähnlichen Gedanken betrat er leise vor sich hinpfeifend die Scheune auf der Triple M und suchte seine Tochter. Er fand sie genau dort, wo er sie schon vermutet hatte - bei der alten Blue und ihren Jungen in einer der Pferdeboxen.
Lizzie blickte aufgeregt, aber auch ein bisschen ängstlich zu ihm auf »Gehst du nach Texas?«, fragte sie, und er konnte sehen, dass sie den Atem anhielt.
Er hockte sich neben sie. »Nein«, sagte er und betrachtete die Welpen. Sie waren inzwischen groß genug, um sich weniger für
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