Stürmisches Feuer der Liebe
als hätte sie Lizzies Papa am liebsten ihren Sonnenschirm über den Kopf geschlagen. Aber zum Schluss tat sie es dann doch nicht, sondern stieß nur den Cowboy an, der den Wagen fuhr, woraufhin dieser die beiden Pferde in Bewegung setzte.
Sie hatten das große Tor noch nicht ganz erreicht, als ein Reiter aus der anderen Richtung kam, sich zur Begrüßung der Reisenden kurz an die Hutkrempe tippte und auf das Haus zuritt.
Lizzies Stimmung hob sich schlagartig, als sie den Mann erkannte. »Onkel Jeb!«, rief sie und stürmte die Verandastufen hinunter, um ihm entgegenzulaufen und ihm Hallo zu sagen.
Er grinste sie an, obwohl er ein bisschen müde und bedrückt aussah. Sie hoffte nur, dass er nicht krank war oder so. »Guten Morgen, Miss Lizzie«, sagte er.
Holt trat hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern. Es lag keine Freundlichkeit in seiner Stimme, als er ihren Onkel begrüßte, und sie b rau ch te sich nicht zu ihm umzudrehen, um zu wissen, dass er auch nicht lächelte.
»Und was habe ich angeblich jetzt schon wieder angestellt?«, fragte er und klang wie ein Mann, der einmal zu oft fälschlicherweise für etwas beschuldigt worden war und darüber einen gehörigen Groll hegte.
Jebs Grinsen veränderte sich nicht. »Ich glaube nicht, dass du etwas damit zu tun hattest«, sagte er, als er ein Bein über den Nacken seines Pferdes hob und sich aus dem Sattel gleiten ließ. »Pa fand nur, du solltest es wissen, obwohl ich wirklich überhaupt nicht weiß, warum.« Er tätschelte Lizzie den Kopf, etwas, was sie niemand anderem hätte durchgehen lassen. Er schaute dabei ihren Vater an, und obwohl sein Mund noch immer lächelte, lag ein düsteres Glimmen in seinen Augen. »Du hast eine kleine Schwester.«
Kapitel 22
Holt schob die Daumen unter seinen Gürtel und trat von einem Fuß auf den anderen, während er Jebs Blick erwiderte. Auf der Koppel entstand ein Tumult, der Holt jedoch nicht vom Thema ablenken konnte. »Und nun erwartet man vermutlich einen Besuch von mir.«
Jeb zuckte mit den Schultern. »Das musst du selber wissen.«
Holt verstärkte seinen Griff um Lizzies Schultern und ließ sie dann ganz plötzlich los, weil er Angst hatte, ihr wehzutun. »Concepcion war immer gut zu mir«, sagte er sichtlich widerstrebend. »Ich werde also kommen.«
Jebs Blick war zur Koppel und dem Satansbraten, den er dort entdeckte, abgeschweift. »Das ist aber ein ganz schön temperamentvolles Pferd«, bemerkte er.
Holt seufzte. Wegen diesem zweifarbigen Deckhengst lagen drei seiner Leute mit gebrochenen Knochen im Bett. Wenn das Tier nicht so wertvoll gewesen wäre, hätte er es freigelassen, damit es das Leben lebte, zu dem es geboren war. »Er ist Luzifers Cousin persönlich«, gab er zu.
»Ach ja?«, fragte Jeb, der den Krawall noch immer aufmerksam beobachtete. Er hatte etwas bedrückt gewirkt, als er gekommen war, trotz seines stets breiten Grinsens, aber jetzt hatte sich sein Gesicht verändert, und er betrachtete das Pferd mit schmalen Augen. »Hat ihn schon jemand geritten?«
Holt hätte gelogen, wenn seine Tochter nicht direkt neben ihm gestanden und ihnen mit so gespannter Miene zugehört hätte, als würden sie das Evangelium predigen. Er dachte, dass er ihr zumindest ein gutes Beispiel geben konnte, ob es ihm nun gegen den Strich ging oder nicht.
»Nein«, sagte er.
Er spürte das Interesse seines Halbbruders erwachsen, bevor er es auf seinen Zügen sah. »Ich kann ihn reiten«, erklärte Jeb.
»Fünfzig Dollar, dass du es nicht schaffst«, gab Holt zurück.
»Einverstanden«, sagte Jeb und ging auf die Koppel zu, wo schon eine Menge Staub aufgewirbelt und heftig, herumgeflucht wurde. Sein eigenes Pferd war zu einem nahe stehenden Wassertrog gegangen und schien sich für nichts anderes als seinen Durst zu interessieren.
Holt streckte die Hand aus und hielt Jeb zurück. »Moment mal, kleiner Bruder«, sagte er gedehnt. »Ich zahle nicht mit Charme. Ich setze hier fünfzig Dollar. Also lass uns jetzt auch dein Geld sehen.«
Jebs Grinsen war so draufgängerisch wie immer. Er klopfte auf seine Taschen - seine Kleider sahen aus, als wäre er vor dem Anziehen darauf herumgetrampelt -, und spreizte dann die Hände. »Das scheine ich zu Hause gelassen zu haben«, sagte er. »Wenn ich verliere - was nicht der Fall sein wird -, wirst du dir deinen Gewinn eben auf der Triple M abholen müssen. «
Holt senkte den Blick, sah, wie Lizzie Jeb anhimmelte, und fühlte sich etwas nachgiebiger
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