Stürmisches Herz
Bescheid?«
»Ja. Und ich begreife nicht, warum du es mir nicht erzählt hast. Du mußt doch gewußt haben, daß ich vom aufrührerischen Kane Straton hören würde.«
»Versuch nicht schon wieder, danach zu urteilen, was du gehört hast, Kätzchen. Du kennst nur die Version des Alten.«
»Dann erzähl mir die deine.«
Er zuckte die Schultern. »Er hat geglaubt, daß er meiner sicher ist, daß ich scharf darauf sein würde, die Farm zu bekommen, und alles schlucken würde, was er mir zumutete, nur um hierbleiben zu können. Deshalb bestrafte er mich für die Sünden meiner Mutter, bestrafte mich, weil sie lieber mit dem Komantschen als mit ihm gelebt hatte. Er ließ seinen Haß und seine Verbitterung an mir aus und wunderte sich, als er dafür nur Verachtung erntete.« Er schüttelte den Kopf über so viel Unverstand.
»Bist zu sicher, daß es so war, Chandos? Warst du nicht schon voreingenommen, als du hierher kamst? Deine Mutter muß es Fletcher übelgenommen haben, daß er ihr keine andere Wahl ließ, als davonzulaufen, und das muß dich beeinflußt haben. Du warst ja noch ein Kind. Vielleicht war das Verhalten deines Vaters nur die Reaktion auf dein Verhalten ihm gegenüber.«
»Du weißt nicht, wovon du sprichst.«
»Ich weiß, daß er dich liebt und daß er die Fehler bereut, die er in bezug auf dich begangen hat. Und ich weiß, daß er alles dafür geben würde, wenn du es noch einmal mit ihm versuchst.«
»Du meinst, daß er alles dafür geben würde, wenn er mich endgültig in den Menschen verwandeln kann, den er immer aus mir machen wollte.«
»Nein. Es war ihm eine Lehre. Das hier ist doch dein Zuhause, Chandos. Bedeutet dir das gar nichts? Mir bedeutet es etwas, und das ist der Grund, weshalb ich hier bin.«
»Weil du geglaubt hast, daß das der beste Ort ist, um dich vor mir zu verstecken? Daß ich es nie wagen würde, hierher zu kommen?«
Das tat weh. »Nein! Weil du mich hiergelassen hast, und ich mich dir hier einfach näher fühle.«
Diese Antwort hatte er nicht erwartet. Sein Zorn verpuffte wie die Luft aus einem Ballon, den man mit einer Nadel ansticht. Doch merkwürdigerweise strahlte er gleichzeitig.
»Kätzchen.« Seine Stimme klang heiser.
Seine Hand glitt über ihre Wange. Er beugte sich vor, seine Lippen berührten die ihren, und es war, als breche ein Damm. Die Leidenschaft überwältigte beide und brachte alle Wenn und Aber zum Verstummen.
Augenblicke später waren sie nackt, klammerten sich aneinander und küßten einander gierig. Chandos liebte sie wild und besitzergreifend wie noch nie zuvor, und sie erwiderte seine Liebe so leidenschaftlich und intensiv wie nie zuvor.
Sie sprachen mit ihren Körpern, drückten mit ihnen alles aus, was sie nicht in Worte fassen konnten, und jeder schenkte dem anderen die Liebe, das Begehren und die Sehnsucht, die beide von Anfang an beherrscht hatten. Morgen würde der Liebesakt vielleicht nur noch eine weitere Erinnerung sein, aber heute war Courtney Chandos' Frau.
43. KAPITEL
Courtney öffnete die Tür zu ihrem Zimmer vorsichtig einen Spaltbreit und lugte hinein. Chandos schlief immer noch, was kein Wunder war. Seit der Trennung von ihr hatte er insgesamt dreißig Stunden geschlafen – für zehn Tage entschieden zu wenig.
Sie trat ins Zimmer, schloß die Tür hinter sich und musterte ihn. Sie würde ihn so lang schlafen lassen, wie er wollte, und würde auch niemandem verraten, daß er hier war. Maggie wußte es zwar, hatte aber nicht vor, es Fletcher zu erzählen. Sie gönnte dem alten Hornochsen die Überraschung. Außerdem war sie davon überzeugt, daß Chandos nicht sofort wieder verschwinden würde.
Courtney hoffte, daß Maggie recht behielt, teilte aber ihre Zuversicht nicht ganz. Es stand zwar fest, daß Chandos sie noch immer begehrte, denn er hatte es ihr vergangene Nacht auf jede nur erdenkliche Art bewiesen. Doch das bedeutete noch lange nicht, daß er sie für immer haben wollte. Und es bedeutete auch nicht, daß er sie nicht wieder verlassen würde.
Doch noch hatte sie Grund zu hoffen. Er war zurückgekommen und hatte ihr gestanden, daß er sich nicht von ihr fernhalten konnte. Dieses Wissen versetzte Courtney in Hochstimmung.
Maggie hatte Courtney Chandos' Satteltaschen gegeben, und diese stellte sie jetzt in eine Ecke. Dann trat sie wieder vor den Spiegel, denn sie konnte es immer noch nicht fassen, wie strahlend sie an diesem Morgen aussah. War die Liebe daran schuld? Nein, es war das Glück, das aus ihren Augen
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