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Stürmisches Herz

Stürmisches Herz

Titel: Stürmisches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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wie rasch er ziehen konnte, und war dabei gestorben.
    Chandos besaß nur eine flüchtige Beschreibung von Dare Trask; ein kleiner Mann, Ende zwanzig, mit braunem Haar und braunen Augen. Die Beschreibung paßte auf zwei der Cowboys und auf einen der Revolverhelden am Ecktisch. Doch Dare Trask besaß ein besonderes Kennzeichen: an der linken Hand fehlte ihm ein Finger. Chandos bestellte einen zweiten Whisky. »Falls Trask vorbeikommt, erzählen Sie ihm, daß Chandos ihn sucht.«
    »Chandos? Klar, Mister. Sind Sie ein Freund von ihm?«
    »Nein.«
    Das genügte. Nichts reizte einen Revolverhelden mehr als die Tatsache, daß ihn jemand suchte, den er nicht kannte. Auf diese Art und Weise hatte Chandos Cincinnati gefunden; er hoffte, daß die Methode auch bei Trask wirken würde.
    Sicherheitshalber musterte er die drei Männer, auf die Trasks Beschreibung ungefähr paßte, unauffällig. Jeder von ihnen besaß zehn Finger.
    »Verdammt noch mal, was suchen Sie eigentlich, Mister?« fragte der Cowboy, der allein am Tisch zurückblieb, nachdem seine beiden Freunde gerade mit den Huren in den ersten Stock abgezogen waren, was ihm offensichtlich gar nicht paßte.
    Chandos kümmerte sich nicht um ihn. Einen Mann, der es auf einen Streit angelegt hat, kann kein Mensch beruhigen.
    Der Cowboy stand auf, packte Chandos an der Schulter und drehte ihn zu sich. »Ich habe dich etwas gefragt, du –«
    Chandos versetzte ihm einen Tritt in den Unterleib; der Cowboy sank totenblaß auf die Knie und drückte die Hände auf den schmerzenden Körperteil. Chandos zog den Revolver.
    Marshai McCluskie war zwar aufgestanden, traf aber keine Anstalten einzugreifen. Er wollte nicht unbedingt dasselbe Schicksal erleiden wie sein Vorgänger, der versucht hatte, Ruhe und Ordnung in Newton einkehren zu lassen. Außerdem legte man sich nicht mit einem Fremden an, der den Revolver bereits in der Hand hielt.
    Die anderen beiden Cowboys kamen mit versöhnlich ausgestreckten Händen die Treppe herunter, um ihren Freund einzusammeln. »Nur mit der Ruhe, Mister. Bucky hat soviel Verstand wie eine Fliege. Er wird Ihnen bestimmt keine Schwierigkeiten mehr machen.«
    »Verdammt nochmal, ich –«
    Einer der beiden Cowboys rammte Bucky den Ellbogen in die Magengrube, während er ihm auf die Füße half. »Halt das Maul, du Idiot, solange du noch eines hast. Du kannst froh sein, daß er dir nicht ein Loch in den Kopf gebrannt hat.«
    »Ich bleibe noch einige Stunden in der Stadt, falls euer Freund Lust auf mehr hat«, erklärte Chandos den beiden Cowboys.
    »Nein, Sir. Wir bringen Bucky ins Lager zurück und bläuen ihm ein wenig Verstand in den Schädel, wenn er keine Ruhe gibt. Er wird Ihnen nicht mehr über den Weg laufen.«
    Davon war Chandos nicht überzeugt; er würde eben auf der Hut sein müssen, bis er Newton wieder verließ.
    Sobald Chandos den Revolver ins Halfter gesteckt hatte, schwoll der Lärm im Raum wieder an. Der Marshai nahm mit einem erleichterten Seufzer Platz, und das Kartenspiel ging weiter.
    Kurz darauf verließ auch Chandos Tuttles Saloon. Er mußte noch die übrigen Saloons sowie die Tanzsäle und die Bordelle abklappern. In einem der letzteren würde er sich vielleicht länger aufhalten, denn es war Ewigkeiten her, daß er eine Frau gehabt hatte. Als Courtney im Nachthemd vor ihm gestanden hatte, war ihm diese Tatsache brennend heiß zu Bewußtsein gekommen.
    In diesem Augenblick erblickte er im Staub den Haarknäuel, den er weggeworfen hatte. Der Wind blies ihn ihm vor die Füße: Chandos hob ihn auf und steckte ihn in die Jackentasche.

11. KAPITEL

    Während die anständigen Menschen am Sonntagmorgen in der Kirche beteten, saß Reed Taylor in seinem Büro oberhalb des Saloons. Er hatte einen Stuhl ans Fenster gezogen und Groschenromane neben sich liegen.
    Abenteuerromane faszinierten ihn, und er war gerade zum zehnten Mal in die Lektüre seines Lieblingsbuchs vertieft, als Ellie May aus seinem Schlafzimmer geschlendert kam und laut gähnte, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Doch er ließ sich nicht ablenken, zumal ihn die vergangene Nacht restlos erschöpft hatte.
    »Du hättest mich wecken sollen, Süßer«, murmelte sie kehlig und legte ihm die Arme um den Hals. »Ich habe geglaubt, daß wir den ganzen Tag im Bett verbringen werden.«
    »Das war ein Irrtum. Jetzt geh schön brav in dein Zimmer.«
    Er tätschelte ihre Hand, ohne von seiner Lektüre aufzublicken, worauf May verärgert den Mund verzog. Sie war hübsch, hatte eine

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