Stürmisches Herz
an, mir die Gefahren zu schildern, Mattie. Ich habe auch so schon genügend Angst.«
»Kaufe dir wenigstens eine Hose, um nichts falsch zu machen.«
»Mr. Handley wird mich für verrückt halten. Außerdem habe ich nicht soviel Zeit.«
Mattie betrachtete die Reisetasche, in die Courtney gerade zwei Kleider stopfte. »Auf der Liste steht zwar, daß du nur wenig Wäsche mitnehmen sollst, aber du bringst in der Tasche noch ein Kleid unter. Warum nicht? Du brauchst ohnehin einen zweiten Sack für die Lebensmittel, und du hast immer noch die Satteltaschen. Du wirst auf deinem Pferd ziemlich eingeengt sein, aber um das kommst du nicht herum.«
»Du kennst dich doch mit Pferden besser aus als ich, Mattie, und hier steht, daß ich ein gutes Pferd brauche. Könntest du vielleicht für mich eins kaufen?«
»Die Auswahl im Stall drüben ist nicht groß. Wenn wir etwas mehr Zeit hätten, würde ich dir ein Prachtstück von unserer Farm bringen.«
»Ich habe aber keine Zeit, Mattie. Er hat gesagt, eine Stunde, und das heißt eine Stunde.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, murrte Mattie. »Wir treffen uns dann vor Handleys Laden. Weiß Sarah es schon?«
Während Courtney ihrer Freundin Geld gab, meinte sie grinsend: »Machst du Witze? Wenn sie es wüßte, würde sie jetzt hier stehen und mir in den düstersten Farben schildern, was mich erwartet.«
»Warum machst du dich nicht aus dem Staub, ohne es ihr zu sagen? Du würdest dir viel ersparen.«
»Das kann ich nicht, Mattie. Schließlich hat sie sich all die Jahre um mich gekümmert.«
»Um dich gekümmert!« rief Mattie empört. »Sie hat dich bis zum Umfallen schuften lassen.«
Courtney lächelte über die offene Ausdrucksweise ihrer Freundin. Doch sie hatte sich im Lauf der Jahre ebenfalls angewöhnt, unbekümmerter zu sprechen; zumindest errötete sie nicht mehr, wenn Mattie mit einem Kraftausdruck herausplatzte.
Ihr wurde erst in diesem Augenblick klar, wie lang es dauern würde, bis sie Mattie wiedersah, und sie meinte: »Du wirst mir fehlen, Mattie; ich möchte übrigens, daß du dir von den Dingen, die ich zurücklasse, alles nimmst, was dir gefällt.«
»Soll das heißen, daß ich all die hübschen Kleider haben kann?«
»Mir ist es lieber, wenn du sie hast, und nicht Sarah.«
»Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Ich meine – du wirst mir auch fehlen.«
Sie lief aus dem Zimmer, um nicht in Tränen auszubrechen. Es hatte keinen Sinn; Courtneys Entschluß stand fest.
Auch in Courtneys Augen standen Tränen, während sie rasch fertigpackte und dann in ihr Reitkleid schlüpfte.
Sie traf noch im Hotel auf Sarah. Sie hatte vorgehabt, sich erst im letzten Augenblick zu verabschieden, nachdem sie bei Handley eingekauft hatte, doch das ging nun nicht mehr.
»Du hältst also immer noch an der idiotischen Idee fest, nach Waco zu reisen?« fragte Sarah.
»Allerdings.«
»Wenn du draußen in der Prärie stirbst, du kleine Närrin, will ich verdammt sein, wenn ich um dich trauere.«
»Ich mache mich nicht allein auf den Weg, Sarah.«
»Was? Wer begleitet dich denn?«
»Er heißt Chandos und ist der Mann, der –«
»Ich weiß, wer er ist«, zischte Sarah. Dann begann sie überraschenderweise zu lachen. »Ich verstehe. Der lächerliche Unsinn über deinen Vater war nur ein Vorwand, damit du mit diesem Revolverhelden auf und davon gehen kannst. Ich habe immer schon gewußt, daß du ein Tramp bist.«
Courtneys Augen blitzten zornig. »Das stimmt nicht, Sarah. Aber von mir aus kannst du denken, was du willst. Übrigens, falls mein Vater wirklich am Leben ist, dann bist du eine Ehebrecherin, stimmt's?«
Während des kurzen Augenblicks, in dem Sarah sie sprachlos anstarrte, verließ Courtney das Hotel. Sie befürchtete, daß Sarah ihr folgen würde, doch das war nicht der Fall.
Sie erblickte auf der Straße weder Chandos noch sein Pferd, also blieb ihr noch etwas Zeit. Sie kaufte rasch ein, was sie brauchte, und verabschiedete sich gleich von einigen Leuten, die freundlich zu ihr gewesen waren, denn außer Lars Handley befanden sich zufällig Charley, Snub und die Coffman-Schwestern in seinem Laden.
Mattie kam herein, bevor Courtney fertig war. »Er wartet draußen.«
Courtney sah zum Fester hinaus und erblickte Chandos auf seinem Pferd. In diesem Augenblick empfand sie einen Anflug von Angst. Sie kannte diesen Mann kaum und vertraute ihm dennoch ihr Leben an.
»Er hat ein zweites Pferd mitgebracht«, fuhr Mattie leise fort. »Es ist
Weitere Kostenlose Bücher